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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada
Autoren: Lauren Weisberger
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der Schandfleck »Kündigung«, hatte mein Freund mir auch den Laufpass gegeben und war mir nichts Greifbares geblieben außer einem Koffer (na gut, vier Koffern, von Louis Vuitton), randvoll mit atemberaubenden Designerklamotten – vielleicht hatte das Ganze sich ja trotzdem gelohnt?
    Ich stellte das Handy stumm, fischte ein altes Notizbuch aus der untersten Schreibtischschublade und fing an zu schreiben.
     
    Mein Vater hatte sich schon in sein Büro verdrückt, und meine Mutter erwischte ich gerade noch auf dem Weg zur Garage, nachdem ich mich endlich die Treppe hinuntergeschleppt hatte.
    »Morgen, Schätzchen. Wusste nicht, dass du schon wach bist! Ich muss los. Jills Flug geht um zwölf, also seht zu, dass ihr zeitig loskommt. Falls irgendwas schief geht, ich habe das Handy dabei. Ach so, ja, seid ihr beide, Lily und du, heute Abend zum Essen da?«
    »Frag mich nicht. Ich bin gerade aufgestanden und habe noch
keinen Schluck Kaffee intus. Könnten wir die Entscheidung über das Abendessen nicht vielleicht ein Weilchen vertagen?«
    Meine patzige Antwort verpuffte ins Nichts – Mom war schon halb aus der Tür, bis ich überhaupt den Mund aufgemacht hatte. Lily, Jill, Kyle und der Kleine saßen schweigend um den Küchentisch versammelt, jeder in einen Teil der Times vertieft. In ihrer Mitte stand ein Teller mit Waffeln, bei deren saft- und kraftlosem Anblick einem augenblicklich der Appetit verging, dazu eine Flasche vom billigsten Ahornsirup und, frisch aus dem Kühlschrank, ein Stück steinharte Butter. Allgemeinen Beifall fand offenbar nur der Kaffee, den mein Vater traditionsgemäß mitsamt dem Frühstücksgebäck allmorgendlich von Dunkin Donuts mitbrachte, weil er (wer wollte es ihm verübeln) allem misstraute, was meine Mutter von eigener Hand zubereitet und gebraut hatte. Ich spießte eine Waffel mit der Gabel auf und wollte sie auf dem Pappteller klein schneiden, doch schon beim ersten Anlauf zerfiel sie in ihre breiigen Bestandteile.
    »Wer soll denn das essen. Hat Dad heute keine Donuts mitgebracht?«
    »Doch, aber die hat er im Schrank vor seinem Büro versteckt«, knödelte Kyle. »Wollte nicht, dass deine Mutter sie sieht. Magst du sie holen?«
    Das Telefon riss mich aus meiner Suche nach dem verborgenen Schatz.
    »Hallo?« Wenigstens meldete ich mich nicht mehr mit »Büro Miranda Priestly«, aber den supergenervten Ton hatte ich immer noch gut drauf.
    »Hallo. Ich hätte gern Andrea Sachs gesprochen.«
    »Am Apparat. Mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Andrea, hi, hier spricht Loretta Andriano vom Magazin Seventeen .«
    Holla. Ich hatte mir 200 Zeilen für eine »fiktionale« Story über eine 16jährige abgerungen, die vor lauter Lernen für die Aufnahmeprüfung zum College Freunde und Familie schmählich
vernachlässigt. Schwachsinn, in zwei Stunden heruntergerissen, aber ich glaubte den richtigen Ton zwischen komisch und anrührend getroffen zu haben. Ging es etwa darum?
    »Hi! Wie geht’s?«
    »Danke, gut. Ihre Story ist bei mir auf dem Schreibtisch gelandet, und ich muss sagen, sie gefällt mir nicht schlecht. Muss natürlich noch mal überarbeitet werden, und an der Sprache ist auch noch Etliches zu feilen – das Gros unserer Leserschaft ist unter 13 – aber ich würde sie gern in der Februarausgabe bringen.«
    »Im Ernst?« Das war ja fast zu schön, um wahr zu sein. Ich hatte die Story an ein Dutzend Teeny-Magazine sowie, als etwas ausgereiftere Version, an weitere zwei Dutzend Frauenzeitschriften eingesandt, bisher aber von nichts und niemanden auch nur ein Sterbenswörtchen gehört.
    »Aber ja. Wir zahlen pro Zeile 15,00, und Sie müssten uns dann bitte noch ein paar Steuerformulare ausfüllen. Sie haben ja schon Erfahrung als freie Autorin?«
    »So gesehen, nein, aber ich habe vorher für Runway gearbeitet.« Was die Bemerkung nützen sollte, wusste ich selber nicht – in der ganzen Zeit dort hatte ich höchstens gefälschte Aktennotizen verfasst, um andere damit in Angst und Schrecken zu versetzen; aber Loretta schien die klaffende Lücke in meiner logischen Argumentation nicht aufzufallen.
    »Ach, tatsächlich? Ich habe gleich nach dem College als Modeassistentin bei Runway angefangen. In dem einen Jahr habe ich mehr gelernt als in den fünf danach.«
    »Es war wirklich eine unnachahmliche Erfahrung. Ein echter Glücksfall für mich.«
    »Und was haben Sie dort gemacht?«
    »Ich war persönliche Assistentin von Miranda Priestly.«
    »Wirklich? Sie armes Ding, davon wusste ich ja
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