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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada
Autoren: Lauren Weisberger
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Zusammen mit einer Meute drittklassiger Reporter und anderem Geschmeiß, das keines Sitzplatzes für würdig erachtet worden war, versuchte ich aus der letzten Reihe Miranda im Blick zu behalten und gleichzeitig die unauffälligsten Winkel zu eruieren, in denen ich zur Not meiner Übelkeit freien Lauf lassen konnte. In Ihrem Alter war ich ganz genauso. In Ihrem Alter war ich ganz genauso. In Ihrem Alter war ich ganz genauso. Die Worte dröhnten mir im Takt zu dem steten, unablässigen Pochen durch Schläfen und Stirn.
    Nahezu eine volle Stunde ließ Miranda mich in Ruhe, doch dann war Schluss mit lustig. Wohlgemerkt, wir befanden uns in ein und demselben Raum, aber sie griff zum Handy, um bei mir ein San Pellegrino zu bestellen. Von dem Moment an klingelte es durchschnittlich alle zehn Minuten, und jede Anfrage löste eine weitere akute Schmerzattacke in meinem geplagten Hirn aus. Klingeling . »Verbinden Sie mich mit Mr. Tomlinson in
seinem Flieger.« (16 Versuche, aber BTB wollte einfach nicht drangehen.) Klingeling . »Nur zur Erinnerung an alle Runway -Redakteurinnen, die zurzeit in Paris sind: Ihr Aufenthalt hier bedeutet keinerlei Entbindung von ihren gewöhnlichen Pflichten. Ich will alles zum ursprünglich vereinbarten Abgabetermin vorliegen haben!« (Die paar Adressatinnen, die ich unter ihren verschiedenen Pariser Hotelnummern zu fassen bekam, lachten bloß und legten auf.) Klingeling . »Besorgen Sie mir auf der Stelle ein anständiges Putensandwich – ich kann keinen Schinken mehr sehen.« (Fünf Kilometer mit meinen Folterstiefeln kreuz und quer durch die Pampa, allein beim Gedanken an Putenbrust drehte es mir den Magen um, aber anders als in Amerika, wo es das Zeug an jeder Ecke gab, war hier nichts zu holen – was sie zweifellos wusste, diese Sadistin, denn in New York hatte sie mich nie um so etwas geschickt.) Klingeling . »Ich erwarte fertig ausgearbeitete Dossiers zu den bislang viel versprechendsten drei Köchen in meiner Suite, wenn wir von der Modenschau zurück sind.« (Emily führte sich auf, als wollte ich ihr ans Leben, versprach aber schließlich, alles an Informationen zu faxen, was sie bisher über potenzielle Kandidaten in Erfahrung gebracht hatte. Zu »Dossiers« durfte ich sie dann selbst verarbeiten.) Klingeling! Klingeling! Klingeling! In Ihrem Alter war ich ganz genauso.
    Fußlahm und grün im Gesicht nahm ich vor den Klappergestellen, die über den Laufsteg flanierten, Reißaus, um schnell eine zu rauchen. Kaum hatte ich das Feuerzeug angeworfen, ließ sich – was sonst – mein Handy schrill vernehmen. »Aan-dreh-aa! Aan-dreh-aa! Wo stecken Sie denn, zum Kuckuck noch mal?«
    Zerstreut zertrat ich die noch gar nicht angezündete Zigarette und schlüpfte wieder hinein; noch eine Umdrehung meiner Magenwände, und das Unheil war nicht mehr aufzuhalten, fragte sich bloß, wann genau und wo.
    »Ganz hinten an der Wand.« Bis ich fertig gesprochen hatte, stimmte es sogar. »Unmittelbar links von der Tür. Sehen Sie mich?«

    Sie drehte den Kopf hin und her, bis sie mich schließlich ausgemacht hatte. Ich wollte das Telefon ausschalten, doch ihre Flüsterstimme drang weiter unüberhörbar an mein Ohr. »Rühren Sie sich nicht vom Fleck, verstanden? Ihnen als meiner Assistentin sollte doch wohl klar sein, dass Sie sich zu meiner Verfügung zu halten haben, statt draußen herumzutändeln, wenn ich Sie brauche. Das ist inakzeptabel, Aan-dreh-aa!« Sie bahnte sich ihren Weg bis nach hinten und baute sich vor mir auf. Derweil stolzierte eine Frau in einem bodenlangen, unten leicht ausgestellten Empirekleid aus Silberlametta (so sah es jedenfalls aus) durch die ehrfürchtig staunende Menge, und die Musik wechselte von irgendeiner Art bizarrem gregorianischen Gesang zu lupenreinem Heavy Metal. Mein Herz machte den Taktwechsel prompt mit. Miranda spuckte zwar weiter Gehässigkeiten aus, als sie bei mir angelangt war, aber wenigstens klappte sie jetzt endlich ihr Handy zu. Ich tat es ihr nach.
    »Aan-dreh-aa, wir haben da ein ernstes Problem. Das heißt, Sie haben ein ernstes Problem. Soeben erhielt ich einen Anruf von Mr. Tomlinson. Annabelle hat ihn darauf aufmerksam gemacht, dass die Pässe der Zwillinge letzte Woche abgelaufen sind.«
    »Oh, tatsächlich?«, war alles, was ich herausbrachte, ohne meinen nicht vorhandenen Mageninhalt hinterherzuschicken, aber damit war sie natürlich nicht zufrieden. Vor Zorn traten ihr die Augen aus dem Kopf.
    » Oh, tatsächlich ?«, äffte sie mich nach,
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