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Der Tag, an dem das Glück zurückkam (Bianca) (German Edition)

Der Tag, an dem das Glück zurückkam (Bianca) (German Edition)

Titel: Der Tag, an dem das Glück zurückkam (Bianca) (German Edition)
Autoren: Soraya Lane
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gefragt, was er denn erlebt hatte, dass er so traurig geworden war.
    Doch dem anderen Teil von ihr – der Ehefrau eines Soldaten – war klar, dass der Krieg sicher nicht zu den Dingen gehörte, an die er sich gerne erinnerte. Dazu blickte er zu gequält. Die Traurigkeit schien ihm aus allen Poren zu quellen.
    „Lisa Kennedy?“
    Ihren Namen aus seinem Mund zu hören, raubte ihr fast den Atem.
    „Tut mir leid … Kennen wir uns …?“
    Jetzt kam er langsam die beiden Stufen hinauf und blieb nur wenige Schritte von ihr entfernt stehen.
    „Ich war ein Freund Ihres Mannes.“ Seine Stimme klang angespannt.
    Sie lächelte. Deshalb wollte er sich also davonstehlen. Sie wusste, wie schwer es Soldaten fiel, den Hinterbliebenen eines Kameraden gegenüberzutreten. Lisa nahm an, dass er mit William in einer Einheit gewesen und gerade erst zurückgekommen war.
    „Sehr freundlich von Ihnen, extra vorbeizukommen.“
    Lisa streckte die Hand nach seinem Arm aus, doch ihre Finger hatten seine Haut kaum berührt, da zuckte er schon zurück, als habe sie ihn mit glühender Kohle gestreift. Als habe er noch nie die Berührung einer Frau verspürt.
    Langsam zog sie die Hand zurück und verschränkte stattdessen die Arme.
    Offenbar plagte ihn ein großer innerer Schmerz. Und diese Art der Kontaktaufnahme war er wohl nicht gewohnt. Lisa beschloss, ihn wie den Fremden zu behandeln, der er ja auch war.
    Eine plötzliche Unsicherheit erfasste sie, als ihr bewusst wurde, wie attraktiv er eigentlich war – hätte er es nur verstanden, mal zu lächeln oder zu lachen.
    Das Gesicht ihres Ehemannes war von tiefen Lachfalten gezeichnet gewesen. Und so offen, dass jeder Gedanke deutlich darin zu erkennen gewesen war.
    Der Mann, der vor ihr stand, war dagegen wie eine leere Leinwand. Starke Wangenknochen, dickes, kurz geschnittenes Haar und eine goldbraune Haut, die von vielen Stunden im Freien zeugte.
    Sie deutete sein Schweigen als Ausdruck von Schüchternheit – vielleicht auch von Nervosität.
    „Möchten Sie hereinkommen? Ich könnte einen Eistee vertragen.“
    Sie beobachtete dabei, wie er nach den richtigen Worten suchte. Es war ein trauriger Anblick. Ein so gut aussehender, so starker Mann, der so offensichtliche Schwierigkeiten hatte, sich in seine neue Rolle als Zivilist einzufinden.
    „Ich … Äh …“ Er räusperte sich und bewegte sich unruhig am Fleck.
    Lisa spürte, wie etwas an ihrem Hosenbein zog. Instinktiv streckte sie die Hand nach ihrer Tochter aus.
    Seit Lilly erfahren hatte, dass ihr Daddy nie wieder nach Hause kommen würde, hatte sie mit niemandem außer Lisa gesprochen. Manchmal klammerte sie sich regelrecht an ihre Mutter, als wolle sie sie niemals mehr gehen lassen.
    Der Blick des Mannes veränderte sich, wirkte jetzt angsterfüllt. Lisa hatte das Gefühl, dass er die Gesellschaft von Kindern nicht gewohnt war. Lillys Anblick hatte ihn offensichtlich aus der Bahn geworfen. Sein Blick wirkte jetzt sogar noch trauriger und gequälter, sofern das überhaupt möglich war.
    „Lilly, geh und such Boston“, sagte sie und strich ihrer Tochter durch die langen Haare. „Im Kühlschrank liegt ein Knochen für ihn.“
    Lisa warf dem Mann, dem es sichtlich die Sprache verschlagen hatte, einen weiteren Blick zu. Wenn er es gewohnt war, Befehlen zu folgen, dann würde sie ihm eben einen solchen erteilen.
    „Setzen Sie sich, Soldat“, befahl sie und deutete auf eine alte Hollywoodschaukel auf der Terrasse. „Ich hol uns etwas zu trinken, und dann können Sie mir ganz genau erzählen, was Sie hierher nach Brownswood in Alaska verschlagen hat.“
    Etwas huschte über sein Gesicht. Ein Anflug von Schuldbewusstsein. Doch sie ignorierte es.
    Er ging zu der Hollywoodschaukel, und Lisa unterdrückte ein Lächeln. Wann hatte sie damit begonnen, sich in ihre eigene Mutter zu verwandeln? Mit jedem Tag klang sie ihr ähnlicher.
    Dieser Mann wollte ihr nichts Böses, davon war sie überzeugt. Vermutlich litt er an einer Art Kriegstrauma und war wegen seines Besuchs bei ihr nervös. Doch damit konnte sie umgehen.
    Außerdem geschah es nicht jeden Tag, dass ein gut aussehender Mann nach ihr verlangte. In jedem Fall wusste sie die Gesellschaft zu schätzen – auch wenn es nur darauf hinauslief, ein Glas Eistee mit einem Typen zu trinken, der nicht besonders mitteilungsbedürftig war.
    Und gewiss gab es einen Grund für sein Kommen. Wieso hätte er sonst bis an ihre Türschwelle kommen sollen?
    Alex bedachte sich innerlich mit
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