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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker
Autoren: Tania Carver
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Sie Adele getötet haben, stimmt’s? Aus Eifersucht. Was war der Anlass – hat er noch an sie denken müssen? Von ihr gesprochen? Zum falschen Zeitpunkt ihren Namen gerufen?«
    »Halt’s Maul, halt’s Maul, halt’s Maul!« Mehr Schläge hagelten auf ihn ein. Sie war wie von Sinnen, ihre Stimme ein schrilles Flehen.
    »Oder steckte noch mehr dahinter? Hat er Skrupel bekommen? Hat es ihm nicht gefallen, was Sie mit ihr gemacht haben? Wollte er sie laufen lassen?«
    »Nein!«
    »Vielleicht mochte er sie noch.«
    »Hören Sie auf!«
    Phil hatte den Unterton in ihrer Stimme bemerkt. Jetzt wusste er, was passiert war. »Das ist es also. Er hat mit ihr geschlafen. Und Sie haben das nicht ertragen können.«
    Sie presste sich die Hände auf die Ohren.
    »Vielleicht gefiel ihm die Macht, die er über sie hatte, und er hat sie dazu gezwungen. Vielleicht wollte sie es auch. Das spielt keine Rolle. Sie hatten Sex, und das hat Sie tief getroffen. Na, wie mache ich mich bis jetzt?« Er lachte, und seine Stimme troff ebenso vor Hohn wie zuvor ihre. »Fiona Welch, Homo Superior. Eifersüchtig auf eine Studentin, ein Barmädchen …«
    Ihre Hände ruderten wild umher, ihr Gesicht war verzerrt. Sie wusste nicht, was sie tun, wie sie auf den Angriff reagieren sollte. Sie schrie.
    »Und dann haben Sie sie getötet.«
    Sie sah sich mit weit aufgerissenen Augen um wie ein in die Enge getriebenes Tier.
    »Nein«, sagte Phil, dem jetzt alles klar wurde. »Sie haben sie nicht ermordet. Oder zumindest hatten Sie es nicht vor. Es war ein Unfall. Eine Tat im Affekt, aus blinder Wut heraus. Es hatte gar nichts mit Ihrem Plan zu tun – damit, dass Sie beweisen wollten, wie überlegen Sie sind. Das war alles bloß eine Rechtfertigung, die Sie sich im Nachhinein zurechtgelegt haben, stimmt’s? Sie haben sie in Raserei getötet, und dann sind Sie in Panik geraten. Haben ihre Leiche verstümmelt, damit wir denken, es war ein Sexualverbrechen.«
    Sie hatte erneut die Hände auf die Ohren gepresst, die Augen fest zugekniffen. Tränen strömten ihr über das Gesicht.
    »Stimmt es, was ich sage?«
    Sie nahm die Hände weg. »Halten Sie das Maul! Halten Sie endlich Ihr verdammtes Maul!«
    Phil wusste, dass sie am Ende war, also wartete er nicht ab, wie sie weiter reagieren würde, sondern wandte sich stattdessen der Gestalt im Schatten zu.
    »Sind Sie das, Ian? Oder sollte ich Sie besser Wayne nennen?«
    Ein röchelndes Atemholen, das Phil als Erstaunen deutete.
    »Hat sie Sie dazu gezwungen? Fiona? Hat sie Ihnen befohlen, die Frauen zu töten?«
    Der Mann trat vor. Zum ersten Mal sah Phil sein Gesicht.
    Und erschrak.
    Es war vollkommen entstellt. Die Verbrennungen waren so schlimm, dass keine rekonstruktive Chirurgie der Welt sein Gesicht hätte richten können. Totes weißes Gewebe neben zornigen roten Flecken. Die Zähne waren entblößt wie bei einem wütenden Totenkopf.
    »Was hat sie Ihnen gesagt, Ian? Wie hat sie Sie dazu gebracht, es zu tun? Wussten Sie, dass Sie Ihre eigene Schwester getötet haben? Haben Sie sie nicht erkannt?«
    Der Mann sah zwischen Fiona Welch und Phil hin und her. Phil konnte unmöglich sagen, was in seinem Kopf vorging, denn von seinem Gesicht war so wenig übrig, dass sich seine Gefühle darin nicht widerspiegeln konnten. Er öffnete den Mund. Und es kam ein Geräusch heraus, das Phil nie in seinem Leben wieder hören wollte. Wie der Todesschrei eines verwundeten Tieres.
    Buchan machte einen Satz nach vorn.
    Und Suzanne Perry sah ihren Augenblick gekommen.
    104 »Es war meine Aufgabe, mich …«, Turner räusperte sich, »… mich um sie zu kümmern. Ich bin jeden Tag hingefahren, um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Ich hab dafür gesorgt, dass sie was zu essen und zu trinken hatte und dass sie aufs Klo gehen konnte.«
    »Wo war das?«
    »Im …« Er hielt inne. »Da, wo wir sie versteckt gehalten haben.«
    »Zu dem Zeitpunkt war nur Adele dort?«
    Er schüttelte den Kopf. »Kurz danach ist dann Julie dazugekommen.«
    »Weiter?«
    »Adele und ich … Ich hab sie gesehen, und ich … ich wollte …«
    »Ihr helfen?«
    Turners Stimme war dünn und zerbrechlich. »Sie lieben …«
    Es kostete Mickey große Anstrengung, keine Miene zu verziehen.
    »Und ich … Es hat sich über ein paar Tage hin entwickelt. Ich wollte was zu ihr sagen, damit sie weiß, dass ich es bin, aber …« Er schluckte. »Ich konnte nicht.«
    »Er hatte Angst, wie Fiona darauf reagieren würde«, sagte Marina in Mickeys
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