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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter
Autoren: Jack Whyte
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er diese halb durchquert hatte, zog er erneut an den Zügeln, denn vor ihm trat der Dominikanermönch aus dem Elsass aus einem Hauseingang. Hamish sprang vom Wagen, und drei weitere junge Männer lösten sich aus dem Zwielicht. Ächzend und schnaufend machten sie sich daran, die Metallteile der Ladung hin und her zu schieben. Sinclair schob gerade die Peitsche in den Halter neben seinem rechten Fuß, als ihn der Mönch ansprach, leise, um von den anderen nicht gehört zu werden.
    »Wer war diese Frau, Tam, und was habt Ihr Euch nur dabei gedacht? Ich habe meinen Augen kaum getraut, als ich beobachtet habe, wie Ewan ihr in den Wagen geholfen hat. Ihr solltet es doch wirklich besser wissen.« Jeder Hauch des schrillen Tons war aus der Stimme des Mönchs gewichen, und sie klang nun tief und voll.
    An der Rückseite des Wagens folgte ein erschrockener Fluch auf ein Grunzen, und Füße sprangen beiseite, als eine schwere Eisenkette klirrend auf das Pflaster glitt. Sinclair sah sich um, und als er sich wieder zurückwandte, glitzerten seine Augen, und er grinste.
    »Von welcher Frau redet Ihr? Oh, diese Frau. Sie war einfach nur ein Mensch, der Hilfe brauchte. Eine Schottin, die meine Sprache sprach, und eine Edelfrau, wenn ich mich nicht irre.«
    »Eine Edelfrau, die ohne Begleitung reist?« In der Frage lag Verachtung.
    »Nein, das glaube ich nicht. Zumindest bezweifle ich, dass sie allein aufgebrochen ist. Ich glaube, die drei armen Teufel, die man da draußen erschossen hat, waren eigentlich ihre Beschützer. Sie hat mir gesagt, dass sie auf der Flucht vor de Nogarets Männern ist, und ich habe es ihr geglaubt.«
    »De Nogaret? Das ist ja noch schlimmer. Ihr habt uns alle in Gefahr gebracht, Mann.«
    »Nein, das habe ich nicht.« Tam schob das Kinn vor. »Was sollte ich denn tun, sie an diesen Fatzke von einem Ritter verraten und zusehen, wie man sie in den Kerker oder sonstwohin schleppt?«
    Der andere Mann seufzte und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Nein. Nein, Tam. Wahrscheinlich nicht.« Er schwieg einen Moment, dann sagte er: »Ich frage mich, was sie wohl verbrochen haben mag. Nicht, dass de Nogaret einen Grund bräuchte.« Er sah sich um. »Wo ist sie denn jetzt?«
    »Auf dem Weg zu ihren Verwandten, die in der Stadt wohnen. Ich habe Ewan mitgeschickt. Jetzt dürfte ihr nichts mehr zustoßen.«
    »Gut. Das wollen wir hoffen. Aber es war gefährlich, ihr so zu helfen, ganz gleich, warum. Unsere Aufgabe hier lässt uns keine Zeit für Ritterlichkeiten. Und egal, was Ihr sagt, Tam, Ihr seid ein törichtes Risiko eingegangen.«
    Sinclair zuckte mit den Achseln. »Mag sein, aber mir schien es das Richtige zu sein. Ihr hattet das Tor ja bereits passiert, als ich sie aufgenommen habe, und Ihr seid für das Gelingen unserer Aufgabe verantwortlich. Wir sind nur die Fußsoldaten.« Sinclair senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Hört zu, Will, die Frau brauchte Hilfe. Ich konnte sehen, dass Ihr außer Gefahr wart, dann habe ich alles andere abgewägt und eine Entscheidung gefällt – so wie Ihr es täglich tut. Eine Entscheidung, die der Situation entsprach. Die Entscheidung eines Soldaten. Ich musste entscheiden, ja oder nein, denn es war ja sonst niemand da, der es für mich hätte tun können.«
    Der Mönch grunzte. »Nun, es ist geschehen, und wir scheinen Gott sei Dank keinen Schaden genommen zu haben. So sei es also. Fahren wir fort. Aha! Mein Schwert. Danke, Hamish.«
    Hamish und seine fleißigen Helfer hatten unter den rostigen Eisenabfällen ein Bündel sorgfältig eingewickelter Waffen ausgegraben und es mit flinken Händen ausgepackt. Jetzt brachte Hamish dem Mönch ein Schwert, das nur ihm gehören konnte: Der Mönch packte es zielsicher am Griff und zog es aus der Scheide, die an einem Gürtel befestigt war. Dann hielt er die glänzende Klinge so, dass sich das letzte Licht des schwindenden Tages darin spiegelte. In diesem Moment hörten sie eilige Schritte, und ein weiterer junger Mann kam auf sie zugerannt.
    »Sie kommen, Sir William«, keuchte er und schnappte nach Luft. »Der Ritter weiß, wer Ihr seid. Es hat zwar eine Weile gedauert, bis es ihm eingefallen ist, aber dann hat er sich plötzlich aufgerichtet, ein fürchterliches Gesicht gezogen und die Wache alarmiert. Erst hat er die Männer angeschrien, dann hat er sie auf Euch gehetzt – mindestens zehn. Das war das Letzte, was ich gesehen habe, bevor ich mich verdrückt habe, aber es könnten auch mehr sein. Doch er glaubt, dass Ihr
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