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Der rote Prophet

Der rote Prophet

Titel: Der rote Prophet
Autoren: Orson Scott Card
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nie von ihm gehört. Im Norden ist das gleiche mit den Chippy Wa passiert, nur daß es dort die französischen Händler waren. Und das beste am Branntwein ist, daß er die Roten umbringt und kein einziger Weißer dabei sterben muß.«
    Jackson erhob sich langsam. »Ich schätze, wenn ich wieder zu Hause bin, muß ich wohl gleich dreimal hintereinander baden«, sagte er, »und selbst danach werde ich mich noch nicht richtig sauber fühlen.«
    Hooch war entzückt zu sehen, daß Harrison jetzt wirklich wütend war. Er sprang auf und schrie Jackson so laut an, daß Hooch seinen Stuhl beben spürte. »Ihr Heuchler, nun versucht nur nicht, mich von oben herab zu behandeln! Ihr wollt, daß sie alle sterben, genau wie ich! Zwischen uns beiden besteht kein Unterschied.«
    Jackson blieb an der Tür stehen und musterte den Gouverneur voller Ekel. »Der Mörder, Mr. Harrison, der Giftmörder, kann keinen Unterschied zwischen sich selbst und einem Soldaten erblicken. Aber der Soldat kann es.«
    Anders als Ta-Kumsaw, war Jackson sich nicht zu schade, die Tür zuzuschlagen.
    Harrison ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken. »Hooch, ich muß sagen, dieser Bursche gefällt mir nicht besonders.«
    »Das macht nichts«, erwiderte Hooch. »Er ist auf Eurer Seite.«
    Harrison lächelte matt. »Ich weiß. Wenn es zum Krieg kommen sollte, werden wir alle einig sein. Vielleicht mit Ausnahme dieses Kerls da oben in Vigor Church.«
    »Auch der wird sich uns anschließen«, meinte Hooch. »Wenn erst einmal ein Krieg ausgebrochen ist, können die Roten doch keinen Weißen mehr vom anderen unterscheiden. Dann werden seine Leute genauso sterben wie unsere. Und dann wird auch Brustwehr Weaver kämpfen.«
    »Ja, aber wenn Jackson und Weaver ihre Roten ebenso mit Branntwein vollaufen ließen, wie wir es mit unseren tun, würden wir überhaupt keinen Krieg brauchen.«
    Hooch zielte mit einem Mundvoll Speichel auf den Spucknapf und verfehlte ihn nur knapp. »Dieser Rote, dieser Ta-Kumsaw.«
    »Was ist mit dem?« fragte Harrison.
    »Er macht mir Sorgen.«
    »Mir nicht«, widersprach Harrison. »Ich habe seinen Bruder. Ta-Kumsaw wird überhaupt nichts tun.«
    »Als er auf mich gezeigt hat, da hatte ich ein Gefühl, als würde mich sein Finger quer durch den Raum hinweg berühren. Ich glaube, vielleicht hat er einen Anziehungszauber. Oder er beherrscht die Fernberührung. Ich glaube, er ist gefährlich.«
    »Ihr glaubt doch wohl nicht an diesen ganzen Zauberkram, Hooch? Ihr seid so ein gebildeter Mann; ich hätte gedacht, daß Ihr über einen solchen Aberglauben erhaben seid.«
    »Das bin ich nicht, und Ihr seid es auch nicht, Bill Harrison. Ihr habt Euch doch auch von einem Rutengeher sagen lassen, wo der Boden fest genug war, um dieses Staket hier zu erbauen. Und als Eure erste Frau ihre Kinder gebar, da habt Ihr eine Fackel geholt, um festzustellen, wie das Kind im Mutterleib lag.«
    »Ich warne Euch«, sagte Harrison, »macht keine Bemerkungen mehr über meine Frau!«
    »Über welche, Bill? Über die heiße oder die kalte?«
    Nun geriet Harrison wirklich außer sich. Hooch war entzückt. Jawohl, er hatte ein ordentliches Talent, die Dinge anzuheizen, und es machte noch sehr viel mehr Spaß, der Laune eines Menschen Feuer zu geben, weil es dann keine Flamme gab, sondern nur sehr viel heiße Luft.
    Nun, Hooch ließ den alten Bill Harrison noch eine Weile toben. Dann lächelte er und hob die Hände, als wollte er sich ergeben. »Na, Ihr wißt doch, daß ich es nicht böse gemeint habe, Bill. Ich wußte nur nicht, wie prüde Ihr dieser Tage geworden seid. Ich hatte nur gedacht, daß wir doch beide wissen, wo die Babys wachsen, wie sie dort hineingelangen und heraus, und das tun Eure Frauen nicht anderes als meine. Und wenn sie dann schreiend daliegt, dann wißt Ihr auch, daß eine Hebamme dabei ist, die einen Schlafzauber über sie verhängen kann oder auch einen Schmerzzauber. Und wenn das Baby sich zuviel Zeit läßt, um zu kommen, dann holt Ihr eine Fackel, die feststellen soll, wie es liegt. Also hört mir zu, Bill Harrison. Dieser Ta-Kumsaw besitzt irgendeine Fähigkeit, irgendeine Macht. Hinter dem steckt mehr, als es den Anschein hat.«
    »Tatsächlich, Hooch? Nun, vielleicht ist es so, vielleicht aber auch nicht. Aber er hat gesagt, daß Lolla-Wossiky mit seinem anderen Auge sehen würde, bevor ich Hand an ihn legte, und da wird es nicht lange dauern, bis ich bewiesen habe, daß er kein guter Prophet ist.«
    »Da wir schon gerade von dem alten
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