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Der Puppenfänger (German Edition)

Der Puppenfänger (German Edition)

Titel: Der Puppenfänger (German Edition)
Autoren: Joana Brouwer
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langsam, aber gründlich platt walzen.«
    »Schlaf gut! Oder besser: Schlaf nicht gut. Falls du es dir anders überlegst, darfst du mich rufen!«, erwiderte er kühl, ehe er das Schlafzimmer verließ und die Tür mit einem Knall hinter sich schloss.
    »Darauf würde ich nicht warten«, rief sie ihm nach, so laut sie konnte.
    *
    Auf dem Weg in sein unbequemes Nachtquartier schnappte Dieter sich seine Aktentasche, die er unter den Garderobentisch geschoben hatte. Er knipste eine Stehlampe an, warf die Decke aufs Sofa und zog seinen Laptop aus der Tasche. Nachdem er die Wohnzimmertür hinter sich geschlossen hatte, setzte er sich mit dem Rechner auf dem Schoß auf sein provisorisches Bett. Es dauerte nicht lange, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Sein Gedächtnis hatte ihn nicht getäuscht. Doch das Gefühl des Triumphes verschwand ebenso schnell, wie es gekommen war. Einen Moment überlegte er, Heide sofort über Schöllens kriminelle Vergangenheit zu informieren, entschied sich allerdings dagegen. Wie hatte sie ihn genannt? Einen kleinen Jungen, der beleidigt war, sobald er seinen Willen nicht bekam. Heute Nacht würde er sie schmollen lassen und ihr die Neuigkeit erst morgen beim Frühstück auftischen. Eine Weile suchte er noch nach dem Namen Buttenstett, fand aber keinen Eintrag. Sie tauchte in seiner Datei nicht auf. Zumindest Heides Auftraggeberin schien unbescholten zu sein.
    Heide konnte entsetzlich stur sein. Eine Eigenschaft, die ihm mehr als vertraut war, weil Eigensinn und Hartnäckigkeit auch einen großen Teil seines Charakters ausmachten. Geliebt hatte er Heide bereits, als er achtzehn Jahre alt gewesen war. Beide hatten sich einige Ausrutscher in ihrem Liebesleben geleistet. Er mehr als sie, aber erst, nachdem sie sich von ihm getrennt hatte. An diese Zeit, die er insgeheim seine Sturm-und-Drang-Zeit nannte, dachte er nicht gerne zurück. Er hatte zu viele unbedachte Versuche mit zu vielen Frauen unternommen, die ihm zu viele Probleme eingebracht hatten. Doch mittlerweile hatten Heide und er das Wesentliche begriffen, und die Situation zwischen ihnen war hoffentlich ein für alle Male geklärt. Sie waren ein Paar und würden gemeinsam alt werden. Um daran keine Zweifel aufkommen zu lassen, wollte er morgen die ersten Friedensverhandlungen mit seiner Auserwählten einleiten und sie zum hundertsten Male oder öfter bitten, ihn endlich zu heiraten. Sobald er aus Hannoversch Münden zurück war, würde er für sie kochen. Das hatte er inzwischen ihretwegen gelernt, weil dieser verflixte Staatsanwalt Alexander Hammer – wollte man dem allgemeinen Gerede Glauben schenken – ein exzellenter Koch war und Heide ständig die köstlichsten Gerichte serviert hatte. Vielleicht sollte er ein Steak braten, das gelang ihm wie keinem anderen. Er war ein begnadeter Steakbrater. Außerdem fehlte ihr, wenn er ihr nur mageres Fleisch kredenzte und dazu einen leckeren Salat anbot, der Grund, unentwegt über Kalorien zu sprechen. Rotwein! Ja! Sehr gut. Vorweg ein Gläschen Prosecco und als Dessert eine Schokoladenmousse. Oder besser eine Quarkspeise? Eis! Eis war ausgezeichnet. Er würde Schokoladeneis für seine Schöne kaufen, es in Schälchen füllen und einen Schuss Eierlikör darüber gießen.
    Nachdem dieser Vorsatz gefasst war, schaltete er das Licht aus und gab sich die größte Mühe, endlich einzuschlafen. Das Sofa war zu kurz und nicht breit genug. Sollten Heide und er irgendwann neu möblieren, würde er dafür sorgen, dass eine Sitzgelegenheit angeschafft wurde, auf der er sich nach einem Ehestreit ausstrecken konnte. Denn Meinungsverschiedenheiten würde es in ihrer Ehe – Gott sei’s gedankt – immer geben, da war er sich sicher. Streit war das Salz, das ihr Zusammensein würzte. Ohne eine ordentliche Prise Salz schmeckte kein Gericht. Ganz gleich wie viel Mühe man sich bei der Zubereitung gab.
    *
    Es gab keinen Grund, den Wünschen einer Bekannten nachzugeben, zu der sie bereits seit längerem keinen Kontakt gehabt hatte, überlegte Heide, als sie sich in ihre Schlafposition rollte. Sie hatte Beate am Anfang ihres Studiums in einer Vorlesung kennengelernt. Eine kurze Zeit hatten sie einen gemeinsamen Bekanntenkreis gehabt, der allerdings auseinandergebrochen war, als Beate das Studienfach gewechselt hatte. Falls das plötzliche Verschwinden des Herrn Gerald Schöllen Dimensionen annahm, für die ausschließlich ihr Liebster, der Herr Kriminalhauptkommissar, und seine Kollegen zuständig waren,
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