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Der Preis -Thriller (German Edition)

Der Preis -Thriller (German Edition)

Titel: Der Preis -Thriller (German Edition)
Autoren: David Gray
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Gegenteil.
    Nolde hatte ein eigenwilliges , zwischen Bewunderung und Hass schwankendes , Verhältnis zu seinem Vater gehabt. Einerseits verachtete er ihn für dessen Talent zum Verrat. Andererseits war Nolde auch sicher, dass der alte Mann  irgendeinen sehr bequemen Weg gefunden haben musste , mit seinen Gewissensbissen auszukommen. Und dafür - wenn schon für nichts anderes – bewunderte er ihn auch.
    Diese Ignoranz erforderte schon eine ganz spezielle Art von Mut. Und Lenin Albert Nolde wusste , dass er selbst diese ganz besondere Sorte Mut nicht besaß 
    Ich bin nicht , wie d er alte Mann , dacht e e r . Und ich will es ja eigentlich auch gar nicht sein. Mir bleibt nichts weiter übrig , als mich meinem Verrat zu stellen.  
    Er sagte alle Termine für diesen Tag ab, öffnete eine Flasche Wasser und eine Flasche Scotch, lehnte sich in seinen Sessel zurück und tauchte in seine Erinnerungen hinab. Diese Erinnerungen waren unangenehm klar und detailliert.  Und Nolde fragte sich, ob er sie wirklich bis zum bitteren Ende durchstehen konnte. Er schloss seine Augen. 
    Nolde paffte Zigarrenrauch gegen die Decke seines Büros und streckte die Beine unter dem Schreibtisch aus. 
    Selbstverständlich hatte er Milena damals zunächst kein Wort geglaubt. Doch er fragte sich unwillkürlich auch, was sie sich davon versprach, ihm ein solch ausgefeiltes Lügengebäude vorzusetzen.
    Nolde erhob sich und trat ans Fenster.  
    Die Erinnerungen, einmal geweckt, waren nicht mehr zu verscheuchen, so gerne Nolde sich ihnen jetzt in diesem Moment auch verweigern wollte.
    Nemesis, die keine Gnade und kein Verzeihen kannte, dachte er. Und es hätte nicht viel gefehlt, dass er sich nach der antiken Göttin umgesehen hätte, so real und greifbar erschien sie ihm plötzlich.
    Wurde er etwa schwach? Hatte die Zeit ihn endlich doch klein gekriegt? All die Dinge, die er in seinem Leben schon gesehen hatte. All die Gier, Dummheit, Ignoranz und schiere Bosheit, der er hier in seiner Firma und früher , als Polizeikommissar , begegnet war. Kein Wunder, dass er Gespenster sah, dachte er.
    Nolde riss sich zusammen und ließ die Erinnerungen erneut in sich aufsteigen.
     
     
     
    2. / Auteuil / Juli 2 009
     
     
    Eins ame Leute, behauptete Noldes Partner Ahmad Hammer gern , erkannte man an der Größe ihrer Bibliothek oder der ihrer Plattensammlung.  Noldes Bibliothek beschränkte sich auf einige Dutzend juristischer und kriminalistischer Fachbücher. Dafür war seine Platten- und CD - Sammlung enorm. Allein Noldes Stereoanlage samt Pla ttenspieler und CD-Player hatte mehr gekostet, als die meisten Leute für ihr Familienauto ausgegeben hätten. Nolde waren Hammer Witze darüber jedoch ziemlich gleich. Hammer war auch kein Waisenknabe und seine Steckenpferde waren weitaus skurriler, als Noldes riesige Sammlung von Popmusik-CDs. Hammer sammelte Erstausgaben obskurer Lyrik und bumste sich begeistert durch aberdutzende von Pariser Schlafzimmern. Wenn dies Ausdruck guten Geschmacks war, dann konnte Nolde getrost darauf verzichten. 
    Nolde achtete darauf private und berufliche Angelegenheiten strikt getrennt zu halten. Und o bwohl er weder verheiratet war, noch eine Geliebte hatte, begriff er sich selbst auch gar nicht als einen einsamen Mann. Er hatte einen Beruf, der ihn ausfüllte . Das genügte ihm vollauf. Sex und Freundschaft, fand Nolde, waren  heillos überbewert.  Und seit man vor einigen Jahren einmal in sein Penthouse eingebrochen war , um ihn einzuschüchtern, hatte sich Noldes Hang zum Schutz seiner Privatsphäre fast schon zu einer Besessenheit gesteigert.
    Er war daher nicht begeistert gewesen, als ihn an jenem Samstagmorgen diese junge Frau in der Halle seines Hauses abpasste und halsstarrig darauf bestand, ihn sprechen zu müssen.  Zum Schluss behaupt ete sie sogar, dass es sowieso zu spät sei, sie wieder wegzuschicken. Sie stünde nämlich unter Beobachtung und ihre Beobachter hä tte n sicherlich längst realisier t, mit wem sie hier sprach.
    „ Diese Leute sind zu allem fähig, Monsieur. Vermutlich töten sie mich ja sogar, nur weil ich hier mit Ihnen gesprochen habe . Dann träfe Sie eine moralische Mitschuld an meinem Tod, weil Sie nichts unternommen haben , um mich zu schützen.“
    Nold e fand die Idee, dass man diese halsstarrige Mademoiselle Milena Fanu ermordete, falls er sie nicht hereinbat, zwar heftig übertrieben. Andererseits imponierte ihm die Chuzpe der jungen Frau . Ihm einfach so mit einer moralischen
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