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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal
Autoren: Ken Follett
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Modigliani braucht keine Ausstellung, aber ich muß leben! Meine Familie muß essen!«
    »Bitte, Peter -«
    »Nein! Ich werde nicht den Mund halten!« In der Galerie herrschte jetzt Totenstille, und mit Schrecken wurde Lampeth bewußt, daß alle im Raum die Auseinandersetzung verfolgten. Usher schrie: »Zweifellos werden Sie am Modigliani mehr verdienen, weil er tot ist. Die kulturelle Menschheit bringt das zwar nicht weiter, aber Sie haben einen profitträchtigen Knüller. Es gibt ganz einfach zu viele Profitgeier wie Sie im Kunstgeschäft, Lampeth.
    Wissen Sie, wieviel ich für meine Bilder bekam, bevor ich an diese verdammte, stinkkonservative Galerie geriet? Genug, um eine Hypothek aufnehmen zu können. Die Belgrave hat's fertiggebracht, meine Preise zu drücken und meine Bilder so gut zu verstecken, daß es für sie naturgemäß keine Käufer gibt. Ich hab die Schnauze von Ihnen voll, Lampeth! Ich werde meine Arbeiten jemand anders anvertrauen, pflanzen Sie sich Ihre Galerie auf den Arsch!«
    Lampeth zuckte unwillkürlich zusammen und wurde über und über rot. Er fühlte sich hilflos wie ein Schuljunge.
    Usher machte dramatisch auf dem Absatz kehrt und stürmte hinaus. Die Menge machte ihm Platz, und er bewegte sich hocherhobenen Hauptes vorwärts, seine Frau folgte ihm.
    Automatisch richteten sich die Blicke der Gäste von dem Paar auf Lampeth.
    »Ich bitte um Entschuldigung ... hierfür«, sagte er. »Lassen Sie sich in Ihrem Vergnügen bitte weiter nicht stören und betrachten Sie die Angelegenheit als ungeschehen.« Er zwang sich wieder zu einem Lächeln. »Ich gedenke, mir noch ein Glas Wein zu gönnen, und hoffe, daß Sie es mir gleichtun.«
    Hier und dort flackerten wieder Gespräche auf, bis sich der ganze Raum nach und nach mit Stimmengewirr füllte. Die Krise war vorüber. Es war ein großer Fehler gewesen, Usher während eines Empfangs ins Bild zu setzen: daran gab es keinen Zweifel. Lampeth hatte die Entscheidung am Ende eines langen, strapaziösen Tages getroffen. Künftig würde er früher Feierabend machen oder später mit der Arbeit anfangen; er war zu alt, um sich so zu übernehmen. Er nahm ein Glas Wein und trank hastig. Das Zittern in seinen Knien legte sich, auch das Schwitzen hörte auf. Lieber Gott, wie peinlich. Diese verfluchten Künstler.

3
    Peter Usher lehnte sein Fahrrad gegen das Tafelglasfenster der Dixon & Dixon Gallery in der Bond Street. Er nahm seine Hosenklammern ab und schüttelte erst das eine, dann das andere Bein, um die Druckfalten zu glätten. Dann betrachtete er sich in der Glasscheibe: Sein billiger Nadelstreifenanzug wirkte zwar ein wenig gedrückt, doch das weiße Hemd mit der breiten Krawatte und die Weste verliehen ihm eine gewisse Eleganz. Er schwitzte unter der Kleidung. Es war eine lange und anstrengende Fahrt gewesen von Clapham bis hierher, aber er konnte sich nun mal keine Fahrt mit der U-Bahn leisten.
    Noch einmal nahm er sich ganz fest vor, höflich und liebenswürdig und bescheiden zu sein; dann betrat er die Galerie.
    Im Empfangsraum kam ihm ein hübsches Mädchen mit Brille und Minirock entgegen. Die verdient pro Woche wahrscheinlich mehr als ich, dachte Peter grimmig, rief sich aber seine guten Vorsätze ins Gedächtnis zurück und unterdrückte den Gedanken.
    Das Mädchen lächelte freundlich. »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    »Ich möchte gern Mr. Dixon sprechen. Mein Name ist Peter Usher.«
    »Mal sehen, ob er überhaupt da ist. Nehmen Sie doch bitte inzwischen Platz.«
    »Danke.«
    Peter setzte sich in einen grünen Ledersessel und betrachtete das Mädchen, das jetzt hinter einem Schreibtisch saß und nach einem Telefonhörer griff. Unterhalb der Schreibtischplatte konnte er ihre Knie sehen. Sie rückte auf ihrem Sitz, ihre Beine öffneten sich, und Peter sah die glatte, strumpfbedeckte Innenseite ihres Schenkels. Unwillkürlich fragte er sich, ob ... Sei kein Idiot, rief er sich zur Ordnung. Sie würde teure Cocktails erwarten, die besten Sitze im Theater, Steak Diane und Bordeaux. Was er ihr bieten konnte, war ein Underground-Film im Roundhouse - und dann ab zu ihrer Wohnung mit einer Zweiliterflasche von Sainsbuiys jugoslawischem Riesling. Damit konnte er garantiert nicht bei ihr landen.
    »Möchten Sie zum Büro gehen?« fragte das Mädchen.
    »Ich kenne den Weg«, erwiderte Usher und erhob sich. Er ging durch eine Tür und gelangte durch einen Gang zu einer weiteren Tür. Im Raum dahinter saß wieder eine Sekretärin. All diese verdammten
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