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Der Mann aus dem Dschungel

Der Mann aus dem Dschungel

Titel: Der Mann aus dem Dschungel
Autoren: Anne Stuart
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nach Schokolade.
    Der verdammte Kerl besaß natürlich keine Schokolade. Eine Kiste Bier, aber keine Schokolade. Sie entdeckte eine alte Packung Kakaopulver. Verzweifelt griff sie zum Löffel und probierte. Sie schüttelte sich und spuckte das Zeug wieder aus.
    Es war ungezuckert.
    Es dauerte, bis sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie fand Trockenei, Öl, Mehl und Zucker. Mehr brauchte sie nicht für Schokokekse. Zwischen Johns Botanikbüchern fand sie natürlich kein Kochbuch, aber auf der Rückseite der Kakaopackung klebte ein Rezept für Kekse. Es gab keine Messbecher. Also schätzte sie die Mengen ab. Beinahe hätte sie aufgegeben, als sie den Teig in den Gasofen schieben wollte und bemerkte, dass er keine Automatik besaß. Für einen Augenblick überlegte sie, ob sie sich auf die Veranda setzen und den Teig einfach so essen sollte. Bis jetzt hatte sie das Abenteuer überlebt, und die Schokokekse waren es immerhin wert, dass sie ihr Leben riskierte.
    Zu ihrer Überraschung ließ sich der Ofen leicht anzünden.
    Sie schob die Backpfanne hinein und drückte die Daumen.
    Wenn es funktionierte, würde sie überleben. Schokokekse machten jedes Leben erträglich.
    Sie weinte fast, als sie die Kekse aus dem Ofen holte. Nicht zu hart und nicht zu weich. Sie verbrannte sich den Mund, als sie das halbe Blech leer aß. Ein Wonnegefühl durchflutete ihren Körper. Solange es Schokolade gab, war die Welt halbwegs in Ordnung. Die restlichen Kekse wollte sie am liebsten in ihrem Zimmer verstecken. Er hatte es nun wirklich nicht verdient, dass sie ihre Schokolade mit ihm teilte. Vorerst aber wollte sie sich noch ein bisschen umsehen. Sie schlenderte durch das Haus und versuchte sich vorzustellen, wer John Bartholomew Hunter wirklich war. Es wurde bereits dunkel, als sie abseits im Bücherregal das schmale Buch mit dem festen Einband entdeckte. Ganz offensichtlich war es für ältere Kinder geschrieben. Ein hoch aufgeschossener Teenager, dessen Augen ihr sehr bekannt vorkamen, starrte sie vom Titelblatt an. Wildes Kind lautete der Titel. Sie wusste Bescheid. Das Buch war bereits vor vierzehn Jahren
    erschienen, aber das machte ihr nichts aus. Seine Gegenwart kannte sie. Sie interessierte sich für seine Vergangenheit.
    Sie nahm eine Öllampe mit in ihr Zimmer, legte sich ins Bett und begann zu lesen. Vertieft in das Buch, hörte sie nicht, wie die Haustür aufging. Sie hörte auch nicht, wie sich jemand in der Küche zu schaffen machte.
    Erst als ein Schatten an ihrer Tür auftauchte, zuckte sie zusammen. Erschrocken bemerkte sie, dass ein fremder Mann in der Tür stand und sie beobachtete.
    Dann erkannte sie, dass es John war.

13. KAPITEL
    John hatte sich rasiert. Sein langes Haar fiel ihm bis auf den Rücken. Die verfilzte Matte war verschwunden. Jetzt war das Haar glatt und seidig, aber immer noch zu lang. Er trug die gleiche Kleidung wie sie. In seinem Schrank hingen offenbar nur Khaki-Shorts und weiße T-Shirts.
    Scheinbar unbeteiligt betrachtete Libby sein Gesicht. Er hatte das Gesicht eines Engels. Nein, das Gesicht eines gefallenen Engels. Hohe Wangenknochen, ein starker Kiefer, volle Lippen. Und seine Augen, seine wunderschönen
    dunkelbraunen Augen, die nicht länger vernebelt und verschlossen wirkten, beobachteten sie. Er erwartete etwas von ihr Etwas, was sie ihm nicht gewähren wollte.
    "Erzähl mir nicht, dass mein Anblick dich nicht genügend schockiert, um dich zum Sprechen zu bringen", sagte er ironisch.
    Am liebsten wollte sie ihm den Rücken zukehren und sich wieder ihrem Buch widmen. Aber sie brachte es nicht über sich, ihren Blick von ihm abzuwenden. In ihren Augen wirkte er wie Schokolade, und es fiel ihr schwer, ihn nicht zu vernaschen.
    Und außerdem wollte sie nicht, dass er sehen konnte, was sie las. Er brauchte nicht zu wissen, wie begierig sie darauf war, seine Vergangenheit kennen zu lernen. Sie wusste bereits, dass er dreiunddreißig Jahre alt war. Älter, als sie gedacht hatte. Sie wusste Dinge, die sie niemals vermutet hätte - über den kleinen Jungen, der allein auf einer unbewohnten Insel überleben musste. Im Grunde genommen wäre sie am liebsten aufgesprungen, hätte ihre Arme um ihn geschlungen, seinen Kopf an ihre Brust gedrückt und sein Gesicht gestreichelt.
    "Morgen früh kommt ein Boot, das dich abholt und zum Festland hinüberfährt. Der Kapitän ist ein alter Freund von mir. Er wird dafür sorgen, dass du deinen Pass
    zurückbekommst und nach Hause fliegen kannst. Aber
    vielleicht
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