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Der letzte Single fangt den Mann

Der letzte Single fangt den Mann

Titel: Der letzte Single fangt den Mann
Autoren: Burgess Gemma
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leichten Hängebacken gar nicht mehr in Erinnerung hatte.
    » Ali«, sagt er, legt sein BlackBerry zur Seite und beugt sich vor, um mir links und rechts ein Küsschen auf die Wangen zu geben.
    Kühle Wangen. Aftershave mit Sandelholz.
    » Abi…gail«, verbessere ich. » Abigail Wood.«
    Für mich gibt es keinen Hocker. Egal. Dann lehne ich mich eben an die Theke. O Gott, mir ist richtig schlecht.
    » Gut«, sagt er und wendet sich wieder seinem BlackBerry zu. » Such dir ein Getränk aus, ich muss noch kurz was Geschäftliches erledigen…«
    Ich nicke und schaue mich um, dann schnappe ich mir die Getränkekarte und studiere sie. Was soll ich nehmen? Ich bin vielleicht außer Atem! Wie peinlich, so zu keuchen. Warum baut man in der vierten Etage eines Gebäudes, in dem es keinen Aufzug gibt, eine Bar?
    Ich entscheide mich für einen Martini, und während Paulie für mich bestellen geht, versuche ich, einen gefassten Eindruck zu machen, als hätte ich ständig Dates. Wer, ich? Ich habe ein Date. Wer, er? Er ist mein Date.
    » Und? Wie war dein Tag?«, frage ich, als Paulie zurückkommt.
    Ist das eine gute Frage? Keine Ahnung. Meine Mutter würde so etwas fragen.
    » Super«, antwortet er knapp und beugt sich näher zu mir herüber.
    Menschenskind, er ist wirklich ein heißer Typ. Sehr schnittige Augenbrauen.
    » Was machst du beruflich?«
    Ich versuche zu lächeln und einen interessierten und netten und hübschen Eindruck zu machen, alles gleichzeitig.
    » Ich arbeite für eine Unternehmensberatung«, antwortet er. » Ich leite die Buchführung.«
    » Oh, wie interessant!«, sage ich. Wow. Ich klinge tatsächlich wie meine Mutter. » Und wo arbeitest du?«
    » In Farringdon.«
    » Wie lange arbeitest du da schon?«
    Ich kann mich scheinbar nicht bremsen.
    » Ungefähr seit sieben Jahren. Ich habe nach dem Studium zuerst ein eigenes Unternehmen gegründet. Ich habe Hauspersonal vermittelt. Das hat mir damals großen Spaß gemacht.« Er unterbricht sich und grinst kurz in sich hinein. » Du weißt ja. Aber nach ein paar Jahren wurde es langweilig, und jetzt bin ich hier.«
    » Menschenskind«, sage ich fröhlich. » Das klingt in der Tat spannend.«
    Warum komme ich mir wie in einem Bewerbungsgespräch vor?
    » Das war es auch«, bekräftigt er nickend, während sein Lächeln etwas verblasst.
    » Und wo hatte deine Firma ihren Sitz?«
    Ist das normal?
    » In Verbier.«
    » Sprichst du französisch?«
    Hör auf, lauter Fragen zu stellen.
    » Ich kann mich einigermaßen verständigen.«
    » Kommst du ursprünglich aus London?«
    Aber was, wenn eine peinliche Gesprächspause entsteht?
    » Ja«, antwortet er. » Aber wir sind weggezogen, als meine Eltern sich getrennt haben. Ich bin mit meiner Mutter nach Devon gegangen. Meinen Vater habe ich seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen.«
    » Oh, das… tut mir leid…«
    Mist.
    Paulie schenkt mir ein Lächeln, etwas weniger enthusiastisch als vorher. Vielleicht macht es ihn traurig, über seine Eltern zu reden. Ich werde das Thema wechseln. Ist es hier drinnen heiß? Mein Gesicht fühlt sich so heiß an.
    » Und, warst du hier schon mal essen?«, frage ich ihn.
    Und ich frage mich, ob er merkt, dass ich schwitze.
    » Ja, tolle Küche«, sagt er. » Die ist vor allem für ihren Schweinebauch berühmt. Allerdings habe ich den Tisch erst für neun reserviert. Aber ich denke, wir können schon früher runtergehen. Sollen wir?«
    » Ja!«, sage ich, während er aufsteht, und folge ihm zur Treppe. » Ich habe einen Bärenhunger! Ich hatte heute Mittag nur ein Sandwich von Pret. Ich schwöre, die bestehen praktisch nur aus Kohlehydraten und Luft. Darum kriege ich am späten Nachmittag immer Hunger, also musste ich mir einen Schokoriegel reinziehen, was natürlich…«
    O mein Gott, ich plappere absoluten Unsinn, und er hört nicht einmal zu. Halt die Klappe. Halt die Klappe. Halt die Klappe, Abigail.
    » Oooh! Was sollen wir bestellen?«, frage ich, als wir an unserem Tisch Platz nehmen.
    Paulie sagt keinen Ton. Shit, wir können hier nicht stumm herumsitzen. Ohne zu überlegen, beginne ich, die Speisekarte laut vorzulesen. Das habe ich noch nie zuvor getan, aber angespannte Nerven können eine Frau schon ein wenig hibbelig machen, wissen Sie.
    » Gedünstete Edamame! Ich liebe Sojabohnen!. Crêpes à la Saigon… hm… bin mir nicht ganz sicher… Har gau, Krabbenklößchen– eins meiner Lieblingsgerichte. Soft Shell Crab! Köstlich! Meine Schwester hasst Krabben. Sie hatte einmal
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