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Der Koenig von Rom

Der Koenig von Rom

Titel: Der Koenig von Rom
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Nicht mehr die lokalgeschichtlichen Aktivitäten einer römischen Verbrecherbande, sondern Machtverschiebungen innerhalb des Staatsapparats, repräsentiert im Kampf zweier Staatsdiener, Geheimnisträger und Agenten gegeneinander, bilden den Fokus des Geschehens. Stalin Rossetti und Nicola Scialoja kämpfen nicht nur um das böse Erbe Vecchios, sondern auch um Patrizia, die ehemalige Hure, die bereits in
Romanzo Criminale
im Zentrum der erotischen Obsessionen stand. Rossetti ist der
bad cop
, Scialoja nicht der gute, sondern nur der
lesser bad cop
. Rossetti war und ist sowohl für die geheimste Geheimorganisation Catena, als auch im Dienst der Mafia als Killer unterwegs. Scialoja ist Vecchios Erbe und an die Spitze der geheimen Operationen getreten. Als solcher unternimmt er den Versuch, mit der Cosa Nostra, der sizilianischen Mafia, zu einem Agreement zu kommen – ein Vorhaben, das er niemals eingestehen dürfte.
    Um diesen Handlungskern herum, der auf ein schlichtes Wer-Gegen-Wen hinausläuft, trudeln die Großereignisse jener Jahre. Giancarlo De Cataldo:
    1989 fällt die Berliner Mauer. Wenige Monate danach ändert die italienische kommunistische Partei (PCI) ihren Namen in PDS (Partito Democratico della Sinistra / Demokratische Partei der Linken) um.
    Nachdem die Vorbehalte aus dem Kalten Krieg nichtig geworden sind, kann Italien durchaus eine Linksregierung haben. Darum müssen mit der Mafia keine Geschäfte mehr gemacht werden, um sie als antikommunistische Kraft einzusetzen.
    Am 30. Januar 1992 verurteilt das Kassationsgericht Mafiabosse zu lebenslangen Haftstrafen. Die Bosse, die noch in Freiheit sind, beschließen, sich an den Politikern zu rächen, die sie nicht geschützt haben.
    Im März 1992 teilt ein Gefängnisinsasse den Carabinieri Folgendes mit: Achtung, es wird Anschläge und Attentate geben. Die Mafia ist wütend, aber nicht nur sie allein wird agieren. Es gibt einen Plan, Italien zu destabilisieren und eine neue politische Kraft zu schaffen, die Italien in den nächsten Jahren regieren wird.
    Wenige Tage darauf wird Salvo Lima, ein hoher Politiker der Christdemokraten ermordet. Lima war der Garant für das Gleichgewicht zwischen Staat und Mafia in Sizilien.
    Erneut befragen die Carabinieri den Häftling und sammeln neue Aussagen. Informationen über diese Befragungen sickern durch und werden in den Medien veröffentlicht. Zwei Tage lang wird die Gefahr eines drohenden Staatsstreichs heraufbeschworen, bis sich jemand daran erinnert, dass der Häftling bereits wegen Verleumdung verurteilt worden war. Seine Aussagen werden als Ente abgetan.
    In der Zwischenzeit: Am 23. Mai 1992 werden der Richter Giovanni Falcone und zwei Monate später der Richter Paolo Borsellino buchstäblich in die Luft gejagt. Im September wird Ignazio Salvo ermordet, ein mächtiger „Gabelliere“, Freund der Mafia, jener Mann, der in Sizilien im Auftrag des Staates die Steuern einhob und dafür einen großen Anteil für sich behielt.
    Gleichzeitig beginnen in Mailand die Erhebungen gegen die politische Korruption. Im Laufe zweier Jahre (1992–1994) werden die beiden wichtigsten Regierungsparteien, die Christdemokraten und die Sozialisten, durch die Untersuchungen der Richter von „mani pulite“ („saubere Hände“) aufgerieben.
    1993 legt die Mafia Bomben in Florenz, Mailand und Rom. Es ist der Versuch, den Staat zum Verhandeln zu zwingen. Der Staat weiß nicht, was er tun soll. Es gibt Kontakte (hierzu laufen heute noch Untersuchungen) zwischen Polizei, Carabinieri, geheimen Diensten und der Mafia.
    Alle diese Ereignisse durchziehen
Schmutzige Hände
. Es ist, wie De Cataldo sagt, eine Hypothese. Aber, so meint er im Interview:
    Verschwörungen hat es gegeben. Ich nenne sie Catena, die Figur des Vecchio hat diese Geheimorganisation gegründet.
    Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde bekannt, dass es eine solche Organisation gegeben hat, sie wurde Anello – „der Ring“ – oder auch Noto servizio – „der wohlbekannte Service“ – genannt.
    Ein Beispiel: 1996 stieß die Polizei auf der Suche nach Dokumenten über das Bombenattentat in Brescia von 1975 auf ein Gebäude in Rom. In dessen Keller fand man mehr als eine Million Dokumente über Geheimdienstaktivitäten. Ein Spezialist identifizierte die Dokumente, die irgendjemand dort hinterlegt hatte, als Dokumente des Noto servizio. Sie wurden analysiert, für geheim erklärt und, obwohl zu befürchten war, dass sie Auskunft über Verbrechen gaben, die unter dem
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