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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens
Autoren: Leslie Parrish
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reinen Auflistung von Ergebnissen und der Zusammenstellung all der Bilder auf der Hand, die den langsamen Zerfall von Denkprozessen und den Abstieg in den Irrsinn bei so vielen zeigten. Ronnie war überzeugt, dass
jemand
beschlossen hatte, sich um die »fehlerhaften« Probanden »zu kümmern«.
    Sie dachte an letzten Sommer zurück, als die OEP -Bilder des allerersten Opfers – Leanne Carr, von ihrem Chef ermordet – genau hier in diesem Gebäude analysiert worden waren. Jeder, der an diesem Projekt mitarbeitete, hätte Zugang zu den Aufnahmen gehabt, die Leannes Kamera vor ihrem Tod von ihrem Mörder gemacht hatte. Hätte die schwarz gekleidete Gestalt sehen können, die Klinge. Hätte den Obduktionsbericht lesen können, wo stand, dass der Kopf als Erstes abgetrennt und dann geschmacklos zur Schau gestellt worden war. Das alles hatte im Juli begonnen, genau dann, als die Männer, die den Verstand verloren, immer mehr Aufmerksamkeit auf sich lenkten – zumindest laut einigen der ausgedruckten Artikel, die in dem Ordner abgeheftet waren. Einer hatte seine Frau getötet. Einer war von einem Zug gesprungen. Einer war in einer Schießerei mit der Polizei gestorben. Früher oder später hätte jemand einen Zusammenhang zwischen diesen Männern gesehen. Früher oder später hätte ein OEP -Ermittler wie sie selbst oder Sykes angefangen, Fragen zu stellen.
    Irgendwer hatte all das zusammengetragen und festgestellt, dass eine OEP -Teilnehmerin aus einem Grund umgebracht worden war, der absolut gar nichts mit dem Programm zu tun hatte – von jemandem, der noch nicht einmal daran teilnahm.
    Warum konnte das nicht auch anderen geschehen? Zumindest konnte man es so aussehen lassen.
    Underwood und Girardo – und so viele mehr – waren tickende Zeitbomben, und irgendwem war bereits in der ersten Juliwoche aufgefallen, dass ihre Downloads »Verhaltensauffälligkeiten« anzeigten. Also hatte er die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, sie »aus dem Probandenkreis zu entfernen«.
    Wenn Jack Wilders nicht geschnappt und getötet worden wäre, dann wären die Morde vermutlich so weitergegangen. Unter dem Deckmantel der Verbrechen eines anderen, unbekannten Mörders hatte jemand, der für das OEP arbeitete, sich des Problems in der brutalsten, skrupellosesten Weise angenommen, die vorstellbar war, bis die Gelegenheit dazu nicht mehr weiter bestand. Mit den Enthauptungen hatte er aufgehört … doch hatte er, fragte sie sich, mit dem
Töten
aufgehört?
    Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück und dachte nach. Wer konnte das getan haben? Die Handschrift erkannte sie nicht – allerdings hatte sie wohl auch noch nie die Handschrift von irgendeinem der hier Beschäftigten gesehen, außer vielleicht die von Philip.
    Philip? Sie betrachtete noch einmal die Notizen. War das möglich? Seine Schrift sah … ähnlich aus, wenn sie sich recht erinnerte. Rasch zog sie an der Schreibtischschublade, um ein anderes Papier mit seiner Handschrift zu finden. Verschlossen. Sie stand auf und musterte die Aktenschränke an der gegenüberliegenden Bürowand, doch sie war nur zwei Schritte weit gekommen, als plötzlich das Licht ausging.
    »Mist«, zischte sie überrascht.
    Finsternis senkte sich um sie herab.
    Reglos blieb sie stehen. Niemand hatte den Schalter an der Wand betätigt, so viel stand fest. Irgendwer hatte außerhalb dieses Raumes etwas unternommen, um sie in Schwärze zu tauchen. Nicht einmal ein Notstromaggregat sorgte für Beleuchtung, jedenfalls nicht hier im Büro.
    Ihr Körper spannte sich an, sie ging in höchste Alarmbereitschaft. Soeben hatte sich ihre Lage von beunruhigend in gefährlich verwandelt. Jemand, der wusste, dass sie hier war, hatte sie in die Dunkelheit gebannt. War sie genau dafür
hierhergelockt
worden?
    Ein schmerzlicher Gedanke. Es tat weh, sich vorzustellen, dass Philip, ihr Freund, dahinterstecken könnte. Doch das wäre durchaus eine sinnvolle Erklärung. Er war derjenige gewesen, der sie angerufen hatte. Er besaß auf jeden Fall Zugang zu allem, was mit Leanne Carrs Mord zu tun hatte. Er war in alle Experimente eingeweiht. Er war der Mann fürs Geld, der wollte, dass dieses Projekt erfolgreich blieb, der den potenziellen finanziellen Nutzen darin sah. Nein, er war kein Technikexperte, aber das hieß nicht, dass er nicht einen Bericht lesen, sich die Downloads von jemandem anschauen und ein paar Schlüsse ziehen konnte.
    Er musste in Panik verfallen sein, als sie letzte Woche angerufen und ihn um die Namen der
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