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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit
Autoren: J.R.R. Tolkien
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mit ihrem Geld) die luxuriöseste Hobbithöhle, die es auf oder unter dem Bühl oder jenseits der Wässer zu sehen gab, und dort wohnten sie bis ans Ende ihrer Tage. Trotzdem ist es wahrscheinlich, dass Bilbo, ihr einziges Kind und in Aussehen und Benehmen ganz der behäbige Vater, etwas von einem Tuk mitbekommen hatte, eine absonderliche Ader, die bei passender Gelegenheit hervortreten konnte. Die Gelegenheit kam nie, bis Bilbo Beutlin erwachsen, das heißt, etwa fünfzig Jahre alt war, und noch immer wohnte er in der schönen Hobbithöhle, die sein Vater gebaut hatte und in der er nun so gut wie festgewachsen zu sein schien.
    Es war ein merkwürdiger Zufall. Eines Morgens in der Frühe der Zeiten, als es noch mehr Grün und weniger Lärm auf der Welt gab, als die Hobbits noch zahlreich waren und es ihnen gutging, stand Bilbo Beutlin nach dem Frühstück vor seiner Tür und rauchte eine gewaltige lange Holzpfeife, die fast bis zu seinen pelzigen (und sauber gebürsteten) Zehen herabreichte, als Gandalf daherkam. Gandalf! Wenn ihr nur den vierten Teil von all dem gehört hättet, was ich über ihn gehört habe – und ich weiß selbst nur wenig von dem, was es da zu wissen gibt –, dann würdet ihr euch auf eine erstaunliche Geschichte gefasst machen. Abenteuer und Gerüchte außergewöhnlichster Art schienen ihm auf dem Fuße zu folgen, wohin er auch ging. Unter dem Bühl war er seit ewigen Zeiten nicht mehr vorbeigekommen, seit sein Freund, der Alte Tuk, gestorben war, und die Hobbits hatten fast vergessen, wie er aussah. Das letzte Mal war er da gewesen, als sie alle noch kleine Hobbitjungen und Hobbitmädchen waren, und seither hatte er anderswo zu tun gehabt, irgendwo in den Gegenden hinter dem Bühl und jenseits der Wässer.
    Alles, was der ahnungslose Bilbo an diesem Morgen sehen konnte, war ein alter Mann mit einem Stab. Er trug einen spitzen blauen Hut, einen langen grauen Mantel, ein silberweißes Halstuch, über dem ein weißer Bart bis zum Gürtel herabhing, und große schwarze Stiefel.
    »Einen schönen guten Morgen!«, sagte Bilbo, und genau so meinte er es auch. Die Sonne schien, und das Gras war grün. Aber Gandalf sah ihn, unter seinen buschigen Brauen, die weiter hervorstachen als die Krempe seines Hutes, scharf an.
    »Wie meinen Sie das?«, sagte er. »Wünschen Sie mir einen guten Morgen, oder meinen Sie, dass es ein schöner Morgen ist, egal was wir wünschen; oder dass Sie an diesem Morgen alles schön und gut finden, oder dass man an diesem Morgen gut oder schön sein muss?«
    »Alles zugleich«, sagte Bilbo. »Und außerdem genau die richtige Zeit, um vor der Tür eine Pfeife zu rauchen. Wenn Sie eine Pfeife dabeihaben, setzen Sie sich doch her und stopfen Sie sich eine mit meinem Tabak! Wir haben keine Eile, der ganze Tag liegt noch vor uns!« Dann setzte Bilbo sich auf die Bank vor seiner Tür, schlug die Beine übereinander und blies einen schönen grauen Rauchring, der in die Luft aufstieg, ohne zu zerreißen, und über den Bühl davonschwebte.
    »Sehr nett!«, sagte Gandalf. »Aber heute Morgen habe ich keine Zeit, Rauchringe zu blasen. Ich stecke in den Vorbereitungen für ein Abenteuer und suche jemanden, der noch mitmacht. Es ist sehr schwer, jemanden zu finden.«
    »Kann ich mir denken – hier in der Gegend. Wir sind alles einfache, ruhige Leute und haben für Abenteuer nichts übrig. Dabei hat man nur Ärger und Scherereien! Man kommt nicht mal mehr rechtzeitig zum Essen! Ich versteh nicht, was man daran finden kann«, sagte unser guter Bilbo Beutlin, klemmte einen Daumen hinter seinen Hosenträger und blies einen noch größeren Ring aus. Dann nahm er sich die Post vor, die am Morgen gekommen war, und fing an zulesen, als ob der alte Mann nicht mehr da wäre. Er fand, das war kein Umgang für ihn; hoffentlich ginge der Kerl nun weiter. Aber der rührte sich nicht. Er stand da, auf seinen Stock gestützt, und schaute den Hobbit an, ohne etwas zu sagen, bis Bilbo ganz nervös und ein bisschen ungehalten wurde.
    »Guten Morgen!«, sagte er schließlich. »Für Abenteuer haben wir hier keine Verwendung, nein danke! Versuchen Sie’s doch mal hinter dem Bühl oder drüben jenseits der Wässer.« Damit wollte er sagen, dass er das Gespräch für beendet hielt.
    »Was Sie mit einem Guten Morgen alles sagen können!«, sagte Gandalf. »Jetzt bedeutet es, dass Sie mich loswerden wollen und dass der Morgen erst gut werden kann, wenn ich fort bin.«
    »Aber nicht doch, keineswegs, mein
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