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Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer

Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer

Titel: Der Hexer - NR35 - Die seelenlosen Killer
Autoren: Verschiedene
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Zehenspitzen ging er die Treppe hinauf, blieb auf dem obersten Absatz stehen und sah aufmerksam nach rechts und links. Nichts. Das Haus schien wie ausgestorben. Aber schließlich hatte er die beiden Tempelritter gesehen, die aus dem Keller gekommen waren. Und das Ding, das sie mitgebracht hatten.
    Vorsichtig ging er weiter, erreichte die Bibliothek und preßte für einen Moment das Ohr gegen die Tür. Er hörte noch immer nichts, aber irgendwie war er sicher, daß sie da waren – die beiden Templer und die Puppe.
    Sein Herz begann wie rasend zu schlagen, als er die Hand auf die Klinke legte und sie Millimeter für Millimeter herunterdrückte. Ein schmaler, gelbweißer Lichtstreifen fiel auf den Gang hinaus, wurde zu einem hell erleuchteten Dreieck und wuchs weiter, als Rowlf die Tür vollends aufstieß.
    Die beiden Templer waren da. Aber sie stellten keine Gefahr mehr dar.
    Sie waren tot.
    Der eine lag vor der Tür, als hätte er im letzten Moment noch versucht, sie zu erreichen, und auf seinen erloschenen Zügen war das gleiche ungläubige Entsetzen zu lesen wie auf denen des Templers unten im Keller. Um seinen Hals lag die Kante eines großformatigen Berberteppichs, zu einem Strang gedreht.
    Rowlf trat behutsam über den Toten hinweg, drückte die Tür wieder ins Schloß und näherte sich dem zweiten Templer, der in sonderbar verrenkter Haltung vor dem Kamin lag. An dem steinernen Sims über ihm klebte eingetrocknetes Blut.
    Rowlf wußte für den Moment nicht, welches Gefühl stärker in ihm war – seine Erleichterung oder das prickelnde Entsetzen, das ihm beim Anblick der beiden Toten überfiel. Es war, dachte er entsetzt, als kämpfe dieses Haus selbst gegen die Eindringlinge. Aber das war unmöglich.
    Er verscheuchte den Gedanken, richtete sich wieder auf und hielt nach der Puppe Ausschau.
    Sie war nicht mehr da. Er durchsuchte jeden Schrank im Zimmer und blickte selbst in den Kamin hinauf, aber die Puppe war verschwunden.
    Mit einem Gefühl immer stärker werdender Beunruhigung verließ Rowlf die Bibliothek, blieb eine Moment unschlüssig stehen und machte sich dann daran, das Haus Zimmer für Zimmer zu durchsuchen.
    Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis er die Treppe zum Dachgeschoß hinaufstieg.

    * * *

    Es war ein verzweifelter Wettlauf mit der Zeit. Und ich wußte, daß ich ihn verlieren würde.
    Ich spürte, wie das Leben immer stärker in meinen Körper zurückkehrte. Schon konnte ich die Finger ein wenig bewegen, Atmen, Blinzeln; mein rechter Fuß hatte sich schon ganz aus dem Bild gelöst. Trotzdem war es ein erbarmungsloser Kampf mit der Zeit. Sarim de Laurec, der bisher wie erstarrt vor dem Bild gestanden hatte, begann sich wieder zu regen. Wenn er seine Überraschung erst überwunden hatte, würde mir auch das Haus nicht mehr helfen können, das wußte ich.
    Mit aller Kraft stemmte ich mich gegen den Sog, der mich im Bild festhalten wollte. Es war grauenhaft. Ich hatte das Gefühl, in Stücke gerissen zu werden, nein, schlimmer noch, mich selbst in Stücke zu reißen. Tränen stiegen mir in die Augen und rannen an meinen Wangen herab. Immer wieder verschwamm der Raum vor mir, und immer wieder geriet ich in Gefahr, wieder in den schwarzen Strudeln zu versinken. Der Tod verlangte sein Recht.
    Sarim erhob sich taumelnd und glotzte mich mit blödem Ausdruck an. Dann verzog sich sein Gesicht zu einer Grimasse tödlichen Hasses. Er machte einen Schritt in meine Richtung, hob die Hand, und plötzlich erkannte ich die Mündung einer kleinen, aber mit Sicherheit tödlichen Derringer-Pistole zwischen seinen Fingern.
    »Du lebst also noch, du verdammter Hund!« knurrte er, mit einer Stimme, die nichts Menschliches mehr an sich hatte. »Aber diesmal schützt dich dein Zauber nicht mehr!«
    Die Dielenbretter unter seinen Füßen knackten hörbar. Sarim keuchte, kämpfte einen Moment lang mit wild rudernden Armen um sein Gleichgewicht – und brach mit dem rechten Fuß ein.
    Und ich erhielt einen heftigen Stoß in den Rücken, der mich förmlich aus dem Bild hinausfegte. Mit dem linken Arm wehrte ich Sarims Schußwaffe ab, versetzte ihm mit der anderen Hand eine schallende Ohrfeige und rammte ihm gleichzeitig das rechte Knie in den Leib. Sarim klappte zusammen und stürzte röchelnd zu Boden. Ich trat ihm die Pistole vollends aus der Hand und blieb über ihm stehen.
    »Geben Sie auf, de Laurec«, sagte ich. »Es ist aus. Sie haben verloren!«
    »Das glaubst du!« keuchte er. Und stieß mit dem Fuß nach mir.
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