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Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Titel: Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan
Autoren: Verschiedene
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loderte.
    Dagons Fischlippen verzogen sich zu einem häßlichen Lachen. »Siehst du, jetzt habe ich dir schon wieder das Leben gerettet«, sagte er.
    Irgend etwas an der Art, in der er die Worte aussprach, ließ mich aufsehen. Seine Stimme hatte sich verändert. Sie hatte nie wirklich menschlich geklungen, aber jetzt war ein schreckliches, hechelndes Pfeifen darin, begleitet von einer Art unheimlichem Echo. Als redeten zwei Menschen gleichzeitig.
    Und plötzlich fielen mir noch mehr Veränderungen auf: Dagons Gesicht war dunkler geworden. Die filigranen Silberschuppen hatten ihren Glanz verloren und waren matt geworden, und darunter zeichneten sich haardünne, dunkle Linien ab.
    Als wäre diese Beobachtung ein Stein gewesen, der andere mitriß, fielen mir plötzlich mehr und mehr Unterschiede zu dem Dagon auf, dessen Bild ich in meiner Erinnerung hatte.
    Wie beim allerersten Mal, als Dagon und ich zusammengetroffen waren, trug er auch jetzt einen schwarzen, vom Hals bis über die Knöchel reichenden Umhang, der keinen Quadratzoll seines Körpers unbedeckt ließ. Aber anders als damals war die Kleidung jetzt nicht mehr Schmuckstück und bizarrer Symbiont in einem, das begriff ich plötzlich. Es diente keinem anderen Zweck, als die Gestalt darunter vor neugierigen Blicken zu verbergen. Dagons Körper schien mir auf sonderbare Weise verschoben; beinahe mißgestaltet.
    Mein Blick war Dagon keineswegs entgangen, denn plötzlich trat ein Ausdruck von Zorn in seine Augen; er packte mich, riß mich grob an der Schulter herum und trat mit einem einzigen Schritt in das Nichts jenseits der Treppe hinaus.
    Aber wir stürzten nicht. Wie von einer unsichtbaren Hand gehalten, schwebten wir ein Stückweit in die Höhle hinein, glitten in sanftem Bogen über den Lavasee hinweg und setzten in sicherer Entfernung auf; sanft wie fallende Blätter.
    Trotzdem strauchelte ich und wäre um ein Haar gestürzt, als Dagon meine Schulter losließ, denn der Schrecken hatte mich erstarren lassen, und ich stand noch immer in der gleichen, unnatürlich verkrampften Haltung da, in der Dagon mich von der Treppe gezerrt hatte. Erst jetzt bemerkte ich überhaupt, daß ich vor lauter Schrecken den Atem angehalten hatte.
    Dagon musterte mich kalt. »Du bist ein verdammter Narr, hierher zu kommen«, sagte er. »Warum hast du nicht dein Schiff bestiegen und bist davongefahren? Jetzt stirbst du.«
    Ich antwortete nicht, obwohl ich für einen Moment das sichere Gefühl hatte, daß Dagons Worte einem ganz bestimmten Zweck dienten. Fast kam es mir vor, als wolle er mir irgend etwas mitteilen, etwas Bestimmtes, das er aus irgendeinem Grund nicht klar auszudrücken wagte.
    Hinter mir waren Schritte. Ich drehte mich herum, darauf gefaßt, eine von Dagons Kreaturen zu gewahren, einen der fürchterlichen Knochenmänner, vielleicht auch einen seiner lebenden Sklaven.
    Aber es war keines von beiden. Hinter mir stand ein hochgewachsener, ganz in mattes Schwarz gekleideter Mann, dessen wasserklare Augen mich mit erbarmungsloser Härte anblickten.
    »Ich kann dir sagen, warum er gekommen ist, Dagon«, sagte Shannon kalt. »Meinetwegen. Dieser romantische Narr ist hier, weil er glaubt, mir helfen zu müssen.« Er lachte, ein Laut, der mir einen eisigen Schauer über den Kücken laufen ließ.
    »Helfen«, sagte er noch einmal und bog sich vor Lachen.
    Einen Moment lang blickte ich ihn an, dann wieder Dagon, dann noch einmal Shannon, und für einen ganz kurzen Augenblick wußte ich nicht einmal, vor wem ich mehr Angst hatte – vor Dagon, der nun auch körperlich zu dem Ungeheuer zu werden begann, das er schon immer gewesen war, oder vor Shannon, der äußerlich unverändert schien, in Wahrheit aber vielleicht das größere Ungeheuer war.
    »Ich dachte einmal, wir wären Freunde«, sagte ich leise.
    »Freunde?« Shannon runzelte die Stirn, als müsse er ernsthaft über die Bedeutung dieses Wortes nachdenken. Dann nickte er. »O ja«, sagte er. »Freunde, sicher. Natürlich sind wir das. Und aus diesem Grunde werde ich dir auch einen letzten Freundschaftsdienst erweisen, Robert. Du wirst von meiner Hand sterben. Ganz freundschaftlich.«

    * * *

    Der Kampf war vorüber, noch ehe er wirklich begonnen hatte. Es mußten Dutzende von Untoten sein, die aus dem Meer gekommen und über die ZUIDERMAAR und ihre Besatzung hergefallen waren, und es war kein sehr fairer Kampf gewesen. Auf einen von Harmfelds Marinesoldaten waren drei oder vier der schrecklichen Wesen gekommen, und es
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