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Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Titel: Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen
Autoren: Verschiedene
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aus dem Haus war.«
    »Es scheint so«, sagte Spears. »Aber keine Sorge – ganz so leicht läßt sich der Geheimdienst Ihrer Majestät nicht austricksen. Es gibt eine ganze Menge Leute hier in der Stadt, denen ich in den nächsten Tagen die eine oder andere unangenehme Frage stellen werde. Und wenn er auch nur einen Zeh ins Wasser steckt, läuft er der King George direkt vor die Kanonen.«
    Seine Worte hätten mich aufmuntern müssen, aber sie taten es nicht. Spears war sicher ein Mann, der viel von seinem Handwerk verstand. Aber wenn die dumpfe Ahnung, die von mir Besitz ergriffen hatte, auch nur zu einem geringen Teil zutraf, dann hatte er es mit Gegnern zu tun, von deren Existenz er bisher nicht einmal in seinen schlimmsten Träumen gewußt hatte.
    Kanonen nutzten nicht viel gegen Magier und Dämonen.
    Etwas von meinen Gedanken mußte ziemlich deutlich auf meinem Gesicht zu lesen gewesen sein, denn Spears sah mich plötzlich scharf an und fragte: »Was haben Sie, Craven? Habe ich etwas Falsches gesagt? Oder gibt es etwas, was ich nicht weiß?«
    »Weder, noch«, antwortete ich hastig. »Es ist nur – weiter kam ich nicht, denn in diesem Moment wurde die Tür hinter uns abermals aufgerissen, und der immer noch bleiche Marinesoldat stürmte herein. Spears fuhr wie von der Tarantel gestochen herum. Mit einem Male war er wieder ganz Konzentration und gespannte Aufmerksamkeit.
    »Was gibt es?« schnappte er.
    »Jameson«, antwortete der Mann. Sein Atem ging schnell, als wäre er gerannt, und trotz der schlechten Beleuchtung im Raum konnte ich erkennen, wie blaß er war. Seine Lippen zitterten. »Wir haben Jameson gefunden. Aber er ist...« Er stockte, suchte einen Moment sichtlich nach Worten und fuhr sich hektisch mit dem Handrücken über das Gesicht, als gelte es, unsichtbare Spinnweben fortzuwischen.
    »Verdammt nochmal! Mann – reden Sie!« schnauzte Spears, als der Soldat nicht weitersprach. »Was ist mit Jameson?«
    »Am... am besten sehen Sie ihn sich selbst an, Sir«, antwortete der Mann mit zitternder Stimme. »Er liegt... draußen. Auf der anderen Hofseite.«
    Spears sog scharf die Luft ein, wie um den Mann abermals anzufahren. Aber das hörte ich schon kaum noch, denn ich war bereits herum und an dem Soldaten vorbei aus dem Zimmer gestürzt.

    * * *

    Das Gurgeln und Rauschen des Wassers war das einzige Geräusch hier unten. Von irgendwoher kam Licht und brach sich auf feuchtem Stein und der braunen Oberfläche des Kanals, aber wie alles hier unten wirkte es schmutzig; wenn McGillycaddy sich nur lange genug darauf konzentrierte, dann glaubte er es sogar zu riechen. Und es war kein guter Geruch: nach Fäulnis und Abfällen und Verwesung, wie alles hier unten.
    McGillycaddy fühlte sich nicht wohl. Es lag nicht nur an seiner Umgebung – er war diesen Weg unzählige Male gegangen; das Labyrinth aus Abwasserkanälen und Stollen tief unter den Straßen Aberdeens war ihm so vertraut, daß er sich mit geschlossenen Augen zurecht gefunden hätte. Es lag auch nicht an dem, was er getan hatte. Für McGillycaddy zählte ein Menschenleben wenig, zumal, wenn es sich um das eines Verräters handelte. Er hatte mehr als einmal töten lassen und selbst getötet. Es war nicht einmal die Art, auf die es geschehen war. Er kannte seine Diener zur Genüge, um – wenn er sich schon nicht an ihren Anblick gewöhnt hatte, was unmöglich war – so doch wenigstens damit fertig zu werden.
    Es war das Gefühl der Erwartung, das ihn quälte.
    Bald, in wenigen Stunden schon, würde er den Augenblick der Erfüllung erleben. Der Moment, von dem er die letzten dreißig Jahre geträumt hatte.
    McGillycaddy hatte den allergrößten Teil seines Lebens darauf verwandt, sich auf diesen Moment vorzubereiten, jedes Detail, jede Einzelheit zu planen, jeden Schritt hundertmal zu überdenken, jeden auch nur im entferntesten vorstellbaren Fehler aufzuspüren und auszumerzen. Es war sein Lebensinhalt gewesen, sein Leben überhaupt.
    Jetzt hatte er Angst davor.
    Es fiel ihm schwer, es sich selbst gegenüber zuzugeben, und trotzdem war es so: er fürchtete den Augenblick beinahe mit der gleichen Macht, mit der er ihn bisher herbeigesehnt hatte.
    Das Wasser zu seinen Füßen begann zu brodeln, und ein dunkler, mehr als mannslanger Körper zeichnete sich unter den braunschillernden Fluten ab. Der Anblick erinnerte McGillycaddy daran, daß es noch etwas zu tun gab, ehe es soweit war.
    Lautlos erhob er sich aus der unbequem hockenden Stellung, in der
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