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Der Hexer - NR05 - Die Chrono-Vampire

Der Hexer - NR05 - Die Chrono-Vampire

Titel: Der Hexer - NR05 - Die Chrono-Vampire
Autoren: Verschiedene
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meinem Stockdegen auch noch den Revolver mitzunehmen, obwohl ich Schußwaffen normalerweise verabscheue. Aber das Gefühl der Sicherheit, das einem das Gewicht einer Waffe normalerweise vermittelt, blieb damals aus. Meine Handflächen waren feucht vor Schweiß.
    Die Treppe begann wie ein lebendes Wesen unter meinem Gewicht zu ächzen und zu beben, als ich weiter in die Höhe stieg. Dunkelheit umgab mich, nur hier und da durchbrochen von einem bleichen Streifen fahlgrauer flimmernder Dämmerung, die durch die Ritzen und Löcher des baufälligen Gemäuers hereinfiel. Wieder hörte ich Stimmen, und diesmal war ich sicher, sie mir nicht einzubilden.
    Schließlich erreichte ich einen kurzen, an der einen Seite schrägen Korridor, der nach wenigen Schritten vor einer verfaulten Holztür endete. Die Stimmen kamen von jenseits der Tür. Eine davon gehörte einem Fremden, die andere war die Howards. Sie klang sehr erregt. Ich blieb stehen, zwang mich, möglichst flach zu atmen, und schob mich lautlos weiter, bis mein Ohr am rissigen Holz der Tür lag.
    »... nicht selbst gekommen?« verstand ich Howards Stimme. Sie klang erregt, aber eher zornig als voller Angst. »Ich habe verstanden, was er mir sagen wollte. Ich bin hier. Was zum Teufel wollt ihr noch von mir?«
    »Sprich diesen Namen nicht aus, Bruder Howard«, sagte die andere, fremde Stimme. »Versündige dich nicht in deinen letzten Minuten.«
    Howard lachte hart. »Hör mit dem Geschwafel auf, Bruder«, sagte er betont. In seiner Stimme war ein fremder, böser Klang, den ich noch nie zuvor darin bemerkt hatte. »Du weißt so gut wie ich, warum ich hier bin. Ihr wolltet mich haben – also bitte! Aber ruft diese Ungeheuer zurück, die ihr erschaffen habt. Sie haben genug Unschuldige getötet.«
    »Du hast dich nicht verändert, Bruder Howard«, sagte die andere Stimme vorwurfsvoll. »Wann wirst du einsehen, daß die Wege des Schicksals vorgezeichnet sind? Nichts, was wir Menschen tun oder unterlassen, vermag den Willen des Herrn zu beeinflussen.«
    »Dann war es vielleicht auch der Wille des Herrn, daß zwei unschuldige Menschen sterben mußten, durch eure... eure Bestien?« schnappte Howard zornig.
    »Hüte deine Zunge, Bruder Howard! Nicht mehr lange, und du wirst dem gegenüberstehen, den du jetzt noch lästerst. Und deine Vorwürfe sind unberechtigt. Es... mag sein, daß ein scheinbar Unschuldiger sterben mußte, doch wenn, so trifft allein dich die Schuld daran. Hättest du dein Schicksal angenommen, statt vor ihm zu fliehen, wäre all dies nicht geschehen.«
    »Ruf sie zurück!« verlangte Howard, als hätte er die Worte des anderen gar nicht gehört. »Du weißt nicht, was du tust! In dieser Stadt leben sechs Millionen Menschen! Sind sie vielleicht auch nur scheinbar unschuldig, du... du verdammte Bestie?« Howards Stimme bebte. Ich hatte ihn niemals so erregt erlebt.
    Aber seltsamerweise blieb die Stimme des anderen ruhig, ja, sie klang beinahe erheitert, als er antwortete.
    »Du hast nichts zu verlangen, Bruder Howard«, sagte er. »Und selbst wenn, so stünde es nicht in meiner Macht, deiner Forderung nachzukommen. Nur der, der sie erschaffen hat, kann sie auch wieder zu dem machen, was sie waren.« Er lachte, ganz leise und sehr, sehr böse. »Du hättest nicht später kommen dürfen, Bruder Howard. Die Geduld des Meisters hat Grenzen, wie du weißt. Noch sind all diese Tiere dort draußen nichts als harmlose kleine Insekten. Doch wenn die Sonne das nächste Mal sinkt, schwärmen sie aus.«
    »Ihr... ihr würdet das tun?« keuchte Howard. »Ihr würdet diese Bestien auf eine Stadt mit sechs Millionen Menschen loslassen, um einen einzigen Mann umzubringen?«
    »Hinzurichten, Bruder Howard. Das Urteil über dich ist schon lange gesprochen. Niemand entgeht seiner gerechten Strafe. So, wie der Verräter van der Groot bestraft wurde, wirst auch du den Preis für den Frevel zahlen, den du begangen hast.«
    »van der Groot? Was ist mit ihm?«
    »Ich habe ihn liquidiert. Es war recht einfach, in das Gefängnis einzudringen. Er hat unsere Sache verraten, wie du. Verräter leben nicht lange. Was jetzt geschieht, ist alles deine Schuld, Bruder Howard.«
    »Das... das ist teuflisch!« keuchte Howard. »Ihr maßt euch an, im Namen des Herrn zu sprechen, und im gleichen Atemzug verurteilst du Millionen Unschuldiger zum Tode.«
    »Es steht mir nicht zu, über die Ratschlüsse des Meisters zu urteilen«, antwortete der andere lakonisch. »Du kannst selbst mit ihm
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