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Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Titel: Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht
Autoren: Verschiedene
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Howard, ohne ihn anzusehen.
    »Nein«, fügte Necron hinzu. »Und er wird mir das Buch aushändigen. Nicht wahr, Lovecraft?«
    Howard schwieg, aber er wußte nur zu gut, wie recht der Alte hatte. Natürlich würde Robert das Buch herausgeben – aller Logik und allen Warnungen zum Trotz.
    Es war ganz einfach. So einfach, daß er fast gelacht hätte. Necron hatte ein Pfand, gegen das Robert selbst seine Seele verkauft hätte. Ihn, Rowlf – und Priscylla.
    »Sie... müssen verrückt sein, Necron«, sagte Howard. Seine Stimme zitterte. »Sie bilden sich ein, gegen Wesen kämpfen zu können, deren Macht die von Göttern ist. Dabei sind Sie nichts als ein jämmerlicher Taschenspieler, im Vergleich zu ihnen.«
    »So?« machte Necron. Howards Worte schienen ihn eher zu amüsieren als zornig zu machen.
    »Sehen Sie sich doch an!« begehrte Howard auf. »Ich weiß nicht, wie Sie es gemacht haben, daß Sie noch leben – aber schon ein ganz normaler Mensch wie Robert hätte Sie um ein Haar getötet.«
    Necron lachte leise, richtete sich auf und schnippte mit den Fingern. Eine hochgewachsene, ganz in schwarzes Tuch gekleidete Gestalt trat aus den Schatten hervor und blieb mit demutsvoll gesenktem Blick zwei Schritte vor ihm stehen.
    »Vielleicht war es Absicht, Lovecraft«, sagte er leise. »Vielleicht wollte ich ja, daß Sie mich so sehen – damit ich Ihnen beweisen kann, wie groß meine Macht wirklich ist. Schauen Sie!«
    Und damit hob er die unversehrte Hand und machte eine rasche, befehlende Geste. Der Krieger trat näher, fiel auf die Knie herab und senkte das Haupt.
    Necron begann zu summen. Seine Stimme wurde hoch, dann schrill, formulierte sinnlos erscheinende und doch irgendwie drohend klingende Worte.
    Und dann ging eine unheimliche Veränderung mit ihm vor.
    Sein zerstörtes Gesicht begann sich zu glätten. Die klaffenden Wunden schlossen sich. Die Blutkrusten verschwanden, zerbrochene Knochen fügten sich wieder zusammen, die gerissene Haut begann auf wundersame Weise zu heilen, in Sekunden, wozu die Natur Monate gebraucht hätte. Seine gebeugte, zusammengestauchte Gestalt straffte sich, die Schultern wurden wieder gerade, und unter dem zerrissenen schwarzen Stoff seiner Kutte drang ein fürchterliches Rascheln und Knistern hervor.
    Der unheimliche Vorgang dauerte nicht einmal eine Minute. Als er vorüber war, war aus dem verkrüppelten Zerrbild eines Menschen ein alter, schwarzhaariger Mann mit scharfer Adlernase und dunklen, stechenden Augen geworden.
    Und dort, wo der Drachenkrieger gekniet hatte, lag nur noch eine leere Kutte aus schwarzem Tuch.

    * * *

    »Was ist das hier?«
    Tornhill sprach langsam, überdeutlich und über die Maßen betont, um seinen Worten das gehörige Gewicht zu verleihen. Daß seine Stimme dabei vor kaum verholenem Schrecken bebte, verdarb ihm den Effekt. Seine Augen waren unnatürlich geweitet, und auf der Stirnglatze perlte kalter Schweiß.
    »Was ist das hier?« fragte er noch einmal. »Ein Irrenhaus oder was? Oder treiben Sie ein besonders ausgekochtes Spielchen mit mir, Craven?« Er beugte sich vor, zog mit spitzen Fingern den Stoff seiner Hose über dem rechten Bein nach oben und betrachtete angeekelt seine Schuhe. Er hatte den schwarzen Schleim mit einem Zipfel der Gardine abgewischt, aber aus Strümpfen und Hose hatte er das Zeug nur notdürftig herausbekommen.
    Und den Geruch schon gar nicht.
    »Also, Craven...« Er setzte sich auf und atmete hörbar ein. »Ich fasse noch einmal zusammen – soweit ich die unglaubliche Geschichte, die Sie mit aufgetischt haben, richtig verstehe. Sie behaupten also, dieses Haus gestern bezogen zu haben. Ein Erbstück von Ihrem Vater, sozusagen.«
    »Sozusagen«, bestätigte ich. Das Wort kam noch schleppend über meine Lippen. Die Klammer um mein Bewußtsein begann sich zu lockern, aber es war ein langer und beinahe schmerzhafter Prozeß, und die Informationen, die ich bekam – die man mir zubilligte – berichtigte ich mich in Gedanken, waren sorgsam gefiltert. Ich wußte gerade genug, um Tornhills Fragen beantworten zu können, nicht mehr. Aber ich hatte auch zugehört, und bei allem Schrecken, mit dem mich Tornhills Worte erfüllt hatten, spürte ich trotzdem eine vorsichtige Erleichterung. Mary, die sich um Priscylla gekümmert hatte, war am Leben. Verletzt und in keinem guten Zustand, aber am Leben.
    Priscylla selbst war verschwunden, genau wie Howard, Rowlf und Howards sonderbarer Doppelgänger. Und irgend etwas sagte mir, daß sie
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