Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Titel: Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
sich, als spräche er mit einem Schuljungen in kurzen Hosen. Aber wenn man doppelt so groß ist wie der Rest der Menschheit, dann darf man das vielleicht ...
    »Zuerst einmal dein Aussehen«, sagte er und streckte einen Finger in die Höhe. »Was ist das in deinen Haaren? Die letzte Modeverrücktheit in London oder eine Verletzung? Ein Unfall?«
    Instinktiv hob ich die Hand und wollte nach der breiten Strähne schlohweißen Haares über meinem rechten Auge tasten, führte die Bewegung aber nicht zu Ende. Es gab noch immer eine Menge Gesichter, die ein wenig zu zufällig in unsere Richtung starrten. Mir wurde plötzlich unangenehm bewußt, daß es hier im Pub vermutlich niemanden gab, der nicht über uns redete oder sich zumindest seine Gedanken machte. Und wenn man Sean glauben konnte, waren es keine freundlichen Gedanken ...
    »Etwas ... ähnliches«, antwortete ich ausweichend. »Eine Verletzung, ja.«
    »Dann färb dir dein Haar«, antwortete Sean grob. »Vielleicht fällst du damit in einer Großstadt nicht auf, aber hier tust du es. Und dazu der Auftritt, den du dir im Hotel geleistet hast. Glaubst du, so etwas bleibt geheim?« Er schüttelte den Kopf, streckte den zweiten Finger in die Höhe, wandte sich an Howard und hob einen dritten Finger. »Und Sie haben sich auch nicht sonderlich intelligent benommen.«
    »Inwiefern?« erkundigte sich Howard steif.
    »Oh, es ist nicht gerade unauffällig, aus dem Hotel auszuziehen und in diesem Boot zu hausen, wissen Sie. Nicht bei einem Wetter, bei dem selbst wir froh sind, nicht auf See zu müssen.«
    »Vielleicht ist uns das Geld ausgegangen«, sagte Howard.
    Sean lachte leise. »Bestimmt. Deshalb bezahlt Ihr Diener auch Ihre Lebensmittel mit hundert-Pfund-Noten, nicht wahr?« Er lehnte sich zurück, sah Howard, Rowlf und mich der Reihe nach abschätzend an und schüttelte noch einmal den Kopf. »Verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte er. »Mir persönlich ist egal, wer Sie sind und was Sie hier wollen. Aber es sind ein paar mysteriöse Dinge passiert, seit sie drei aufgetaucht sind.«
    Howard nickte, setzte zu einer Antwort an, schwieg aber, als der Wirt kam und vier frische – und diesmal randvolle – Gläser mit Ale brachte. Erst, als er wieder außer Hörweite war, wandte er sich wieder an Sean.
    »Was sind das für mysteriöse Dinge, Sean?« sagte er. »Nehmen Sie einfach an, wir wüßten es wirklich nicht.«
    Sean schwieg einen Moment. Dann zuckte er mit den Achseln. »Meinetwegen«, sagte er. »Es ist Ihre Zeit, die Sie vertun, nicht meine. Außerdem nehme ich das ganze sowieso nicht ernst.«
    »Erzählen Sie es trotzdem«, sagte Howard. »Bitte.«
    Sean nippte an seinem Bier, legte die Hände flach rechts und links neben sein Glas und ballte sie zu Fäusten. »Nichts Bestimmtes«, begann er. »Man hört halt dies und jenes, wissen Sie?« Er lächelte, und plötzlich schien er mir nervös. Ich spürte, daß er schon bedauerte, sich überhaupt mit uns eingelassen zu haben. Es war ihm sichtlich unangenehm, über dieses Thema zu reden. »Es geschehen komische Sachen.« Er lachte nervös. »Gestern hat einer der Fischer allen Ernstes behauptet, seine Frau gesehen zu haben.«
    »Und was ist daran komisch?« fragte ich.
    Sean grinste mich an. »Nichts«, sagte er. »Außer, daß sie vor drei Jahren gestorben ist.«
    Es gelang Howard nicht ganz, sein Erschrecken zu verbergen, und auch ich spürte einen raschen, eisigen Schauer. Aber ich gab mir Mühe, mir nichts anmerken zu lassen, und brachte sogar so etwas wie ein ungläubiges Lächeln zustande. »Und das ist alles?«
    Sean verneinte. »Manche behaupten, nachts irgendwelche Gestalten durch die Straßen schleichen zu sehen«, sagte er. Diesmal erschrak ich wirklich. Ich dachte an Nebel und wogende Schatten, die sich dahinter verbargen und mit ihm verschwanden.
    »Manchmal«, fuhr Sean fort, »hört man Geräusche vom Meer her, und ein paar von den Jungs, die weiter draußen waren, behaupten, einen riesigen Fisch gesehen zu haben. Gestern morgen haben die Kirchenglocken geläutet.«
    »Und?« machte Rowlf.
    »Nichts und«, erwiderte Sean trocken. »Wir haben keine Glocken in der Kirche, das ist alles. Und ein paar Leute sind krank geworden.«
    »Krank?« Howard setzte sich kerzengerade auf und warf dabei fast ein Bier um.
    Sean nickte. Wenn ihm Howards Erschrecken auffiel, dann überspielte er es meisterhaft. »Ganz plötzlich«, sagte er. »Nicht viele – drei oder vier, soweit ich weiß. Aber der Arzt ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher