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Der Hexer - GK575 - Die Hexe von Salem

Der Hexer - GK575 - Die Hexe von Salem

Titel: Der Hexer - GK575 - Die Hexe von Salem
Autoren: Verschiedene
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»Dann wärst du jetzt tot«, sagte er ruhig.
    Ein eisiger Schrecken durchfuhr mich. Für Sekunden saugte sich mein Blick an dem zerkrümelten Häufchen weißer Asche fest, die von dem Brief übrig geblieben war. Vielleicht hätte ich jetzt Zorn auf Gray und Howard verspüren müssen, aber ich tat es nicht.
    »Komm«, sagte Howard. »Setzen wir uns, Robert. Es gibt viel zu bereden.«
    ** *
    Es war Abend geworden, aber wir redeten noch immer. Das heißt, Howard und Gray redeten, und ich hörte mit wachsender Verwirrung zu und stellte nur hier und da eine Zwischenfrage, wenn ich etwas nicht verstand oder auch einfach nicht glauben wollte (was mehr als einmal vorkam). Im Grunde erzählten sie mir nichts Neues – das meiste von dem, was ich hörte, hatte ich bereits aus dem Munde meines Vaters vernommen oder mir auch zusammengereimt. Und trotzdem erschreckten mich ihre Worte zutiefst, berichteten sie mir doch in allen Einzelheiten von einer Welt, die praktisch neben der unseren existierte und tausendmal rätselhafter und gefahrvoller war, als ich mir noch vor wenigen Wochen hätte träumen lassen. Howard, Gray und mein Vater waren keineswegs die einzigen Menschen, die den Kampf gegen die Mächte der Finsternis aufgenommen hatten. Sie hatten zahllose Verbündete, überall auf der Welt, aber auch ihre Gegner waren mächtig, so mächtig, daß meine Hoffnung, den Kampf gegen sie jemals gewinnen zu können, fast mit jedem Wort Howards oder Grays mehr dahinschmolz.
    Ich erfuhr alles: die Geschichte Salems und seiner Zerstörung, das Schicksal der Flüchtlinge, die sich in Jerusalems Lot niedergelassen und ein Jahrhundert später von ihrem Schicksal eingeholt worden waren, die Geschichte meines Vaters, der das drohende Unheil vorausgesehen und vergeblich gewarnt hatte.
    Vor den Fenstern brach wieder die Dämmerung herein, und Rowlf brachte uns ein warmes Essen und reichlich Kaffee, um den ich ihn bat, um meine Augen am Zufallen zu hindern, aber Gray und Howard redeten weiter, sachlich, beinahe kühl, ohne irgend etwas zu beschönigen oder zu dramatisieren. Und endlich kam Howard zu dem einzigen Punkt im Brief meines Vaters, den ich nicht begriffen hatte.
    »Du siehst, Robert«, sagte er ernst, »dir bleibt gar keine andere Wahl, als dich deinen Feinden zu stellen. Und das Vermächtnis deines Vaters anzunehmen.«
    »Und wenn ich nicht will?« fragte ich zögernd.
    Seltsamerweise lächelte Howard auf meine Frage. »Dein Wunsch ist nur zu verständlich, Robert«, sagte er. »Auch ich habe mich gewehrt, als ich zum ersten Mal von Hexerei und Schwarzer Magie erfuhr. Als mir die Existenz Chtulhus und der Big Old Ones bewußt wurde, habe ich mich wochenlang verkrochen und versucht, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen. Aber das geht nicht. So leid es mir tut, Robert, es ist unmöglich.« Er lächelte. »Dein Vater hat es einmal sehr treffend ausgedrückt: Es ist, als ob man in heißen Teer faßt. Man kann sich noch so lange die Hände reiben, es bleiben Schmutz und ein übler Geruch zurück. Du wirst es nie wieder los.«
    Das also hatte mein Vater damit gemeint, als er schrieb: Vielleicht wirst du mich hassen ...
    »Du hast den Brief gelesen«, fuhr Howard nach einer Weile des Schweigens fort. »Wir werden tun, was dein Vater verlangte, Robert. Du besitzt die gleichen Talente wie er, und wir werden sie gemeinsam wecken und ausbilden. Aber dazu müssen wir London verlassen.«
    Ich sah auf. »Du meinst, wegen seines ... Vermächtnisses?«
    »Seine Bücher und Aufzeichnungen.« Howard nickte. »Ja. Du hast mir erzählt, was auf der LADY OF THE MIST geschehen ist. Du hast die Kiste mit seinen Büchern einen Moment in Händen gehalten, ohne freilich zu ahnen, welchen Schatz du da hattest. Alles, was dein Vater jemals gelernt und herausgefunden hat, ist in diesen Büchern und Folianten, Robert. Wir müssen die Kiste bergen.«
    »Aber sie ist versunken«, wandte ich ein. »Zusammen mit dem Schiff.«
    »Glaubst du, daß du die Stelle wiederfindest?«
    Ich nickte. Selbst wenn das Schiff mittlerweile vollends auseinandergebrochen und auf den Meeresboden gesunken war, würde ich sie wiederfinden. »Das schon. Aber die Strömung ist dort mörderisch. Ich glaube nicht, daß –«
    Howard unterbrach mich mit einer knappen Geste. »Ich kenne Leute, die selbst in die Niagarafälle tauchen könnten«, sagte er überzeugt. »Und ich habe auch noch ein paar ... äh, andere Möglichkeiten. Wenn wir die Stelle wiederfinden, an der das Schiff
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