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Der Herr der Finsternis

Der Herr der Finsternis

Titel: Der Herr der Finsternis
Autoren: Sergej Lukianenko
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hätte dich einfach so zu uns geschickt? Das würde ich dir nie im Leben glauben! Wir müssen doch wieder irgendwo gegen die Finsternis kämpfen!«
    Der Kater stieß ein Schnauben aus, plumpste auf den Boden und wälzte sich auf dem Rücken, wobei er die ganze Zeit kicherte.
    »Was hast du denn?«, fragte Len irritiert, während er den Flüge l overall anzog.
    »Ich … lach mich … kaputt!«, meinte der Kater, halb flüsternd, halb gickelnd. »Unser ewiger Held! Der Junge mit dem Schwert! Nimm dich in Acht, Finsternis, zum Kampf gegen dich tritt an … «
    Mit einem Mal verstummte der Sonnenkater und sprang zur Seite, um sich vor dem Kissen in Sicherheit zu bringen, das auf ihn z u schoss. Als er sah, dass ich bereits nach dem zweiten angelte, schnitt er eine Grimasse und sagte schnell: »Du dummer Junge, niemand hat die Absicht, dich in eine neue Schlacht zu schicken! Und mir reichen die ewigen Kämpfe auch!«
    »Und warum hat das Licht dann erlaubt, dass du zu uns kommst?«, fragte ich misstrauisch, wobei ich das Kissen immer noch in der Hand hielt.
    »Damit ich in deine Welt zurückkehre und von unserem Erfolg b e richte! Es steht euch selbstverständlich frei, mich zu begleiten … «
    Meine Finger öffneten sich ganz von selbst. Das Kissen klatschte auf den Boden.
    »Mit so etwas macht man keinen Spaß«, sagte ich, wobei ich hörte, wie verräterisch zittrig meine Stimme klang.
    »Ich scherze auch nicht.«
    »Aber du hast doch gesagt, es würden nur drei Verborgene Türen von einer Welt in eine andere führen.«
    »Richtig. Nur drei. Aber dafür gibt es Millionen von Türen, die in ganz andere Welten führen, in denen wir dann die Türen suchen kö n nen, die uns zu deiner Erde bringen.«
    Das war so logisch, so nachvollziehbar, dass ich mich einfach nur fragte: Warum war ich nicht selbst darauf gekommen?
    »Bist du jetzt sauer, weil du nicht selbst darauf gekommen bist?«, sagte der Kater sanft. »Das ist nicht nötig. Wie hättest du denn an die Existenz einer weiteren Welt glauben können?«
    »Aber wir waren doch schon in einer anderen Welt … in diesem … Tamal … zusammen mit Garet«, brachte ich mit letzter Kraft heraus.
    »Du hattest dir aber alle Mühe gegeben, diesen Ausflug zu verge s sen.« Der Kater grinste frech. »Wir können zurückkehren, Danka, und darauf kommt es an.«
    Ich nickte langsam. Dann schaute ich Len an. Der saß auf dem Bett, das Schwert in der Scheide aus schwarzem Leder quer über den Schenkeln, und zeichnete mit der Schuhspitze die kompliziertesten Muster in den Boden.
    »Len … «
    Er blickte hoch.
    »Kommst du mit uns mit?«
    »Wer will mich denn da haben, in eurer Welt?« Len lächelte schief. »Wer braucht mich da schon?«
    »Ich«, sagte ich streng. »Oder genügt das nicht?«
    »Doch«, antwortete Len ernst, »das genügt. Dauert es eigentlich lange, bis wir in Dankas Welt kommen, Kater?«
    »Wir werden irgendwann ankommen«, verkündete der Sonnenkater vage, aber optimistisch. Er schwieg kurz, dann merkte er, dass uns die Antwort nicht zufriedenstellte, und fügte hinzu: »Vielleicht brauchen wir dafür etwa zehn Stunden, vielleicht aber auch zehn Jahre.«
    »Dann muss ich dich auf jeden Fall begleiten, Senior«, sagte Len schnell. »Was da unterwegs alles passieren kann!«
    Schon komisch: Manchmal braucht man für eine Freundschaft mehr Rechtfertigungen als für den Verrat.
    »Danke, Junior«, antwortete ich bloß.
    Der Sonnenkater schnurrte leise. »Ich bin sehr froh, dass sich alles so schön gefügt hat«, sagte er schließlich.
    »Werden wir jetzt die Verborgene Tür suchen?«, fragte ich.
    »Wieso suchen?« Der Kater erhob sich in die Luft und schwebte zur Wand. In seinem schwachen, orangefarbenen Licht traten die Umrisse einer Gittertür zutage.
    »Dahinter sind bestimmt Photonen, Protonen und Magnetfelder … «, sagte ich.
    »Vermutlich eher Elektropeitschen und Silberkugeln.« Abrupt schoss der Kater von der Tür weg. »Aber hier müssen noch andere sein, hinter denen es lustiger zugeht … «
    Die nächste Tür lag hinter der Waffensammlung, die an der Wand hing. Eine harmlose Tür, in der Tat irgendwie lustig, eine Art Scha u fenster aus buntem Glas, durch das Licht fiel.
    »Die sieht ganz passabel aus«, entschied der Kater. »Öffne sie, Da n ka. Ich gehe als Erster, du und Len, ihr folgt mir.«
    Ich stellte mich vor die Tür und stieß sie gehorsam auf, denn eine Klinke gab es nicht. Doch bevor ich durchging, drehte ich mich noch einmal um und schaute
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