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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Autoren: Alexandre Dumas
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thermidorianische Reaktion und die neu entfachten lebhaften Hoffnungen der Royalisten; ungeniert war die Rede von einer baldigen Wiedereinsetzung des Hauses Bourbon, was höchstens noch sechs Monate auf sich warten lassen konnte, da Bonaparte in Ägypten festgehalten wurde. Lyon, eine der Städte, die während der Revolution am meisten gelitten hatten, war wie selbstverständlich das Hauptquartier der Verschwörung.
    Eine wahre provisorische Regierung hatte sich gebildet, mit königlichem Rat, königlicher Verwaltung, königlichem Stab und königlichen Armeen.
    Um diese Armeen zu besolden und um den unablässigen Krieg in der Vendée und im Morbihan zu bezahlen, brauchte es allerdings Geld und noch mehr Geld. England gab Geld, aber knauserig; nur die Republik konnte den Sold für ihre Gegner aufbringen. Statt jedoch einen schäbigen Handel mit ihr anzustreben, auf den sie nie und nimmer eingegangen wäre, hatte der königliche Rat Räuberbanden aufgestellt, deren Aufgabe das Entwenden von Staatseinnahmen war und das Überfallen der Kutschen, in denen öffentliche Gelder transportiert wurden. Das Bürgerkriegsdenken mit seinen lockeren Moralbegriffen betrachtete das Plündern der Schnellkutsche des Schatzamts nicht als Diebstahl, sondern als kriegerische Operation, als Waffengang.
    Eine dieser Banden war auf der Straße von Lyon nach Marseille tätig, und als die Neuankömmlinge bei Tisch Platz genommen hatten, war gerade die Rede davon gewesen, dass sie eine Kutsche der Schnellpost mit sechzigtausend Francs Regierungsgeldern überfallen hatte. Dieser Überfall hatte sich am Abend zuvor zwischen Marseille und Avignon, zwischen Lambesc und Pont-Royal ereignet.
    Die Räuber, wenn man die edlen Erleichterer des Staatssäckels so nennen will, hatten vor dem Kutscher, dem sie eine Quittung über den Betrag ausgehändigt hatten, kein Hehl daraus gemacht, dass das Geld das Land sicherer überqueren würde, als sein Gefährt gewährleisten konnte, und dazu bestimmt war, die Armee Cadoudals in der Bretagne zu unterstützen.
    All das war neu, unerhört, ja schier unvorstellbar für Bonaparte und Roland, die Frankreich vor zwei Jahren verlassen hatten und sich nicht träumen ließen, welche unermessliche Korruption sich unter der väterlichen Regierung des Direktoriums in allen Gesellschaftsklassen breitgemacht hatte.

    Der Zwischenfall hatte sich auf der Straße ereignet, auf der auch sie gekommen waren, und derjenige, der davon berichtete, war selbst ein Hauptakteur dieses Überfalls durch Wegelagerer: der Weinhändler aus Bordeaux.
    Am neugierigsten auf Einzelheiten waren neben Bonaparte und seinem Begleiter, die sich mit Zuhören begnügten, die Reisenden der Schnellpost, die auf ihre Weiterreise warteten. Die anderen Gäste, die aus der näheren Umgebung stammten, waren mit solchen Katastrophen so wohlvertraut, dass sie jederzeit Einzelheiten hätten beisteuern können, statt davon zu hören. Der Weinhändler stand im Mittelpunkt der Neugier, und es muss gesagt werden, dass er sich seiner Rolle würdig erwies, denn er antwortete auf alle Fragen, die man ihm stellte, mit größter Liebenswürdigkeit.
    »Sie behaupten also, Citoyen«, sagte ein dicker Mann, an den sich blass und zitternd eine hagere Frau schmiegte, deren Knochen man fast klappern zu hören vermeinte, »dieser Raubüberfall habe auf der Straße stattgefunden, auf der wir herkamen!«
    »Ja, Citoyen. Ist Ihnen zwischen Lambesc und Pont-Royal eine Stelle aufgefallen, wo die Straße ansteigt und sich zwischen zwei Hügeln verengt, eine sehr steinige und felsige Stelle?«
    »O ja, mein Lieber«, fiel die Frau ein und drückte den Arm ihres Mannes, »das ist mir aufgefallen, und ich habe sogar gesagt, daran erinnerst du dich doch gewiss: Was für ein unguter Ort! Da komme ich lieber tagsüber vorbei als nachts.«
    »Aaah, Madaaame«, sagte ein junger Mann, der die lässige Aussprache der Zeit besonders affektiert praktizierte und der an der Wirtstafel offenbar den Ton angab, »wissen Sie denn nicht, dass es für die Herrschaften der Compagnons de Jéhu keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht gibt?«
    »Wahrhaftig«, stimmte der Weinhändler zu, »so ist es, denn man hat uns um zehn Uhr vormittags am helllichten Tag überfallen.«
    »Und wie viele waren es?«, fragte der Dicke.
    »Vier, Citoyen.«
    »Auf der Straße unterwegs?«
    »Nein, sie kamen zu Pferde, bis an die Zähne bewaffnet und maskiert.«
    »Das ist ihre Aaart, das ist ihre Aaart«, sagte der junge
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