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Der Glucksbringer

Der Glucksbringer

Titel: Der Glucksbringer
Autoren: Wilding Lynne
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des Wettbewerbs wie sie, erklärte er.
    Linda hatte sich für den Tag eine Menge vorgenommen. Sie stürzte sich in die typischen touristischen Aktivitäten, erkundete Paris auf eigene Faust und stellte fest, dass das Metrosystem seine Tücken hatte. Mehr als einmal erwischte sie die falsche Linie und landete woanders als geplant. Vor ihrer Abreise aus Australien hatte sie eine Liste der Sehenswürdigkeiten zusammengestellt, die sie sich unbedingt anschauen wollte, doch das
war in dem knappen Zeitfenster unmöglich zu schaffen. Völlig erschöpft kehrte sie in ihr Hotel zurück. Sie nahm ein entspannendes Bad und stylte sich für die Präsentation im Hotel Plaza Athenee auf.
    Da es sich um eine Auszeichnung mit hohem Prestigefaktor handelte, wurden weder Kosten noch Mühen gescheut. Um Punkt acht Uhr abends wurde Linda folglich von einem englisch sprechenden Franzosen abgeholt, der sie in das vornehme Restaurant des Hotels begleitete, das am Seineufer lag. Im Foyer erhaschte sie einen Blick auf die Entwürfe ihrer Konkurrenten, die ebenfalls dort ausgestellt waren. Der Wettbewerb genoss in der Fachwelt wahrlich ein hohes Ansehen. Im Restaurant lernte sie die übrigen Finalisten kennen: Einer kam aus New York, drei aus verschiedenen europäischen Staaten. Linda war die jüngste Teilnehmerin in der Runde, neben ihr gab es noch eine weitere Frau, eine ältere Designerin aus Brüssel.
    Irgendwann im Laufe der Veranstaltung wünschte sie sich sehnlich, Tony wäre bei ihr. Sie hätte seine moralische Unterstützung gut gebrauchen können. Nervös spielte sie an der Topasbrosche herum, die sie am Ausschnitt ihres Kleides befestigt hatte. Verglichen mit dem Schmuck, den die anderen Gäste trugen, war dieses antike Stück extrem konservativ. Aber das kümmerte sie genauso wenig wie die Überzeugung ihrer Mutter, dass die Brosche ihr Glück bringen würde, auch wenn sich ihre Einstellung in dieser Hinsicht grundlegend gewandelt hatte. Inzwischen fand sie es schlicht grandios, dass sie etwas tragen durfte, was Teil ihrer Familientradition war.
    Endlich war der Zeitpunkt für die Preisverleihung gekommen. Die Finalisten gaben sich nach außen hin gefasst
und abgeklärt, Linda jedenfalls tat so, als würde sie dauernd an irgendwelchen Wettbewerben teilnehmen und Preise abschleppen. Einzig ihre Hände, die krampfhaft ineinander verschränkt auf der Tischplatte lagen, signalisierten ihre Anspannung.
    »Angesichts einer Vielzahl außergewöhnlich guter Entwürfe hat sich das Komitee dazu entschieden, drei Arbeiten auszuzeichnen. Der dritte Platz geht an Monsieur Milo de Bruges«, verkündete Jacques Nouveau. »Den zweiten Platz belegt unsere jüngste Teilnehmerin, Mademoiselle Linda Westaway aus Australien.« Der New Yorker Designer hatte den ersten Preis gewonnen.
    Ein junger Mann in Dinnerjacket und Smokinghemd schleppte die völlig perplexe Linda auf die Tribüne, wo die Preisrichter ihr einen Scheck und eine kleine Trophäe überreichten. Sie starrte auf das Meer von Gesichtern in dem weitläufigen, eleganten Speisesaal und rang um Fassung. Der zweite Platz. Damit hätte sie niemals gerechnet; sie konnte es kaum erwarten, zu Hause anzurufen und ihren Eltern die tolle Neuigkeit zu verklickern. Dad würde sehr stolz auf sie sein und ihre Mum zweifellos vor Freude weinen. Dann fiel ihr Tony ein. Sie fieberte darauf, ihm von ihrem Erfolg zu erzählen.
    Nach dem offiziellen Teil verlief der weitere Abend wie ein schöner Traum. Linda konnte sich nur blass an die Details erinnern. Die anwesenden Gäste gratulierten ihr, Journalisten löcherten sie mit Fragen über ihr Privatleben und ihre Arbeit, ein Fotograf lichtete sie für eine Pariser Tageszeitung ab. Geschäftsleute, Juweliere, Topmanager drückten ihr Visitenkarten in die Hand und boten ihr die Möglichkeit einer Kooperation an. Kein Wunder, dass ihr Kopf Karussell fuhr!
    Am späten Abend brachte man sie in ihr Hotel zurück,
von wo aus sie als Erstes ihre Eltern anrief. Ihr Vater war am Telefon.
    »Dad, ich bin’s, Linda. Du wirst es nicht glauben! Die Rosemary-Kollektion hat den zweiten Platz gemacht.«
    »Den zweiten Platz!« Die Müdigkeit aus Mikes Stimme war schlagartig verschwunden. »Das ist fantastisch, Liebes.«
    »Der Wettbewerb war echt anspruchsvoll. Lauter spitzenmäßige Entwürfe. Ich hätte nie damit gerechnet, dass sie meinen auswählen.«
    »Na, na, ich bin überzeugt, du hast es dir verdient. Ich hol schnell deine Mutter ans Telefon. Sie hat nämlich
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