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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth Haran
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wie Aileen.
    »Das ist schön. Es macht im Übrigen nichts, dass es schon spät ist, Lyle. Du bist da, und das ist die Hauptsache. Mom und Dad wird es leidtun, dass sie dich verpasst haben.« Sie nahm seinen Mantel und hängte ihn zu den anderen an einen Haken. »Eigentlich geht es Dad nicht so gut, deshalb sind Mom und er auch so früh schon ins Bett gegangen.«
    Das beunruhigte Lyle. Er mochte Jock Evans. »Dann ist das dein Vater, der da hustet?«
    »Ja, er hustet die ganze Nacht und hält uns alle wach.«
    »Wie lange geht das schon?«
    »Ein paar Tage.«
    »War er bei einem Arzt?«
    »Du weißt doch, wie mein Vater ist, Lyle.«
    »Ja, er sagt, Ärzte sind für kranke Leute da.«
    »Stimmt. Sein Husten ist fürchterlich, aber er gibt nicht viel drauf und geht trotzdem zur Arbeit.«
    Lyle wusste, dass Jock noch sturer war als sein eigener Vater, aber er war auch ein großer, kräftiger Mann. Es fiel ihm schwer, ihn sich krank vorzustellen.
    Lyle setzte sich aufs Sofa, dasselbe Sofa, auf dem er und Millie sich kurz vor seiner Abreise nach Blackpool geliebt hatten. Sie waren in genau der Gemütsverfassung gewesen, die sein Vater zuvor beschrieben hatte. Millie und er hatten sich für die Ehe aufgespart, hatten sich mit Intimitäten zurückgehalten, aber niemand konnte garantieren, dass das Victoria Hospital von Bomben verschont würde, und wenn Lyle nicht wieder nach Hause kommen würde, gäbe es keine gemeinsame Zukunft. So hatten sie etwas riskiert, was sie normalerweise nicht riskiert hätten – um ihre Liebe zu besiegeln.
    Lyle starrte in die Flammen des Kaminfeuers und vermied den Blick in Millies vertrauensvolle strahlend blaue Augen. Er suchte nach Worten, um ihr zu sagen, dass er sich in eine andere Frau verliebt hatte, doch wenn sich die Worte auch in seinem Kopf zusammenfügten, wollten sie ihm doch nicht über die Lippen kommen.
    »Ich hab dich so vermisst«, sagte Millie, setzte sich neben ihn und drückte ihm die kalten Hände. Sie hatte sich auch nicht so gut gefühlt, aber die Freude, Lyle wiederzusehen, wirkte wie eine Arznei. »Soll ich dir einen heißen Tee machen? Der wärmt dir die Knochen.«
    »Nein, es geht schon«, antwortete Lyle.
    »Wie ist es denn in Blackpool?«
    »Ich habe kaum Gelegenheit, mir was von der Stadt anzusehen«, erwiderte Lyle wahrheitsgemäß. »Im Krankenhaus geht es ziemlich hektisch zu. Wir können kaum Schritt halten mit der nicht abreißenden Zahl von Verwundeten.« Lyle holte tief Luft. »Möglicherweise werde ich jetzt eine ganze Weile nicht mehr nach Hause kommen können, Millie.«
    Er wollte ihr sagen, sie solle mit ihrem Leben fortfahren, statt auf ihn zu warten. Doch Millie kam ihm zuvor.
    »Ich hoffe, du kannst dich genügend ausruhen, Lyle. Ich weiß ja, mit wie viel Hingabe du arbeitest, aber du brauchst auch Ruhe.«
    Er sah, wie Millie enttäuscht die Stirn runzelte, sie hielt aber mit ihren Gefühlen zurück. Stattdessen sorgte sie sich um seine Gesundheit. Das sah Millie ähnlich. Lyle fühlte sich noch schuldiger.
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, sagte er. Verzweifelt suchte er nach Worten. Wie konnte er ihr sagen, was er ihr eigentlich sagen wollte? Er wechselte das Thema. »Und wie geht es dir?«
    Millie erzählte von ihrer Arbeit als Lehrerin und berichtete von gemeinsamen Freunden in der Stadt. Lyle nahm wahr, dass er gar nicht richtig zuhörte. Mit seinen Gedanken war er bei Elena. Das durfte nicht sein. Er konnte Millie nicht weiter belügen. Er musste ihr die Wahrheit sagen. Und zwar jetzt.
    »Lyle? Lyle, hörst du mir überhaupt zu? Geht es dir wirklich gut, Lyle? Du weißt, du kannst mir alles sagen«, meinte Millie voller Mitgefühl. »Der Krieg macht dir zu schaffen, nicht wahr? Die fürchterlichen Verwundungen, die du Tag für Tag siehst. Habe ich Recht?«
    Lyle kam sich wie das niedrigste Wesen auf Erden vor. Sie merkte, dass etwas mit ihm nicht stimmte, er ertrug den Gedanken jedoch nicht, ihr das Herz zu brechen, gleichzeitig verachtete er sich dafür, dass er so verlogen und feige war.
    »Mit den Folgen des Krieges umzugehen ist schwer, Millie. Das hat mich verändert. Ich sehe inzwischen vieles anders.«
    »Das verstehe ich, Lyle.« Millie nahm sein Gesicht in ihre Hände. »Aber mich siehst du doch nicht anders, oder?«
    Diesen Augenblick sah Lyle als seine Chance. »Du verdienst nur das Beste, Millie. Du bist ein guter Mensch … aber du solltest …« Du solltest dein Leben mit einem anderen Mann teilen, wollte er sagen, aber
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