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Der Gesandte der Götter (German Edition)

Der Gesandte der Götter (German Edition)

Titel: Der Gesandte der Götter (German Edition)
Autoren: Gabriel Galen
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Erzähl mir nun alles, was geschah, seit ich fort bin.“
     
    „Ach, Herr, viel Böses ist geschehen, seit Ihr damals fortzogt, um Eurer Braut entgegenzureiten, und dann nicht wiederkamt. Wo seid Ihr nur gewesen? Das ganze Volk hält Euch für tot, zumal man Eure Begleiter erschlagen auf dem Weg fand. Zuerst nahm man an, Ihr wäret gefangen genommen worden, um ein Lösegeld zu erpressen. Aber als keine derartige Nachricht kam, ließ Euer Bruder verkünden, auch Ihr wäret wohl tot, und nach ein paar Monaten rief er sich selbst zum König aus und bestieg den Thron. Das Volk jedoch murrte, denn es liebte Euch, und überall wurden Stimmen laut, man solle länger auf die Rückkehr des Königs Chiron warten. Da ließ Euer Bruder einige von denen, die am lautesten protestierten, am Stadttor aufknüpfen als Warnung für die anderen.
    Nun brachen schlimme Zeiten an, denn trotz allem schwieg der Unmut des Volkes nicht, zumal Euer Bruder immer höhere Steuern aus den Leuten presst und Ungerechtigkeit und Folter herrschen. Das schlimmste jedoch ist, dass Menas den Magier zurückholte, den Ihr damals vom Hof verjagt habt. Er tauchte wieder auf, kurz nachdem Ihr verschwunden wart, und wurde vom neuen König mit allen Ehren aufgenommen. Dieser teuflische Zauberer ist heute Eures Bruders einziger Ratgeber und die Geißel des Volkes.“
     
    „Ihr Götter!“ rief Chiron aus. „Das ist ärger, als ich gedacht habe! Zwar habe ich schon viel Schlimmes vernommen auf meinem Weg hierher, aber von Xoras, dem Magier, sagte mir niemand etwas.“
     
    „Weil keiner sich traut, seinen Namen zu nennen, Herr“, antwortete Ordin. „Die Leute glauben, er könne es hören, und dann würde ihnen Übles widerfahren.“
     
    „Doch sag mir rasch, Ordin, was ist aus meiner Braut geworden?“ drängte Chiron. „Ist sie wieder bei ihren Eltern, oder hat sie einen anderen geheiratet?“
     
    „Die arme Prinzessin Darona!“ seufzte der Alte. „Es tut mir so Leid für Euch, aber ich muss Euch mitteilen, dass Eure Braut tot ist.“
     
    „Tot, sagst du?“ fuhr Chiron auf. „Wie kann das? Sie war erst achtzehn Jahre alt und von blühender Gesundheit!“
     
    Ordins Augen füllten sich mit Tränen. „Sie kam mit ihrem Gefolge hier an, zehn Tage nachdem Ihr ihr entgegengeritten seid. Erst da erfuhr man, dass Ihr verschollen wart. Sie hatte am Treffpunkt auf Euch gewartet, aber als Ihr nicht kamt, zog sie Euch weiter entgegen. Einen halben Tagesritt weiter stießen sie und ihr Gefolge auf die Leichen Eurer Begleiter, und sie eilte weiter dem Schloss entgegen, von Angst und Ungewissheit getrieben, da man Euch nicht unter den Erschlagenen fand. Wo seid Ihr nur gewesen, Herr?“
     
    „Später, später!“ winkte Chiron ab. „Berichte erst weiter! Ich muss alles hören.“
     
    „Euer Bruder empfing die Prinzessin“, fuhr Ordin fort, „und jeder sah, dass er von ihrer Schönheit entzückt war. Sie blieb hier im Schloss, um auf Euch zu warten, da sie fest davon überzeugt war, dass Ihr noch lebtet. Bis auf zwei Dienerinnen entließ sie auf Anraten Eures Bruders ihr Gefolge nach Hause. Doch die Zeit verging und Ihr kamt nicht wieder. Da begann Menas, ihr den Hof zu machen, und wollte sie dazu bewegen, ihn zu heiraten. Aber sie wies ihn ab, denn sie hatte die Hoffnung auf Eure Rückkehr nicht aufgegeben. Nur darum blieb sie auch im Schloss, anstatt in ihre Heimat zurückzukehren, wie sie es vorgehabt hatte. Menas brachte sie dazu, noch zu warten, weil er ihr versprach, alles nur irgend Mögliche zu unternehmen, um Euch zu finden.
    Kurz darauf erkrankten ihre beiden Zofen und starben. Auch Darona erkrankte, wie es hieß, doch keiner von uns Dienern durfte zu ihr. Menas und der Magier waren die einzigen, die ihre Räume betraten. Xoras behauptete, die Krankheit sei sehr ansteckend, und nur der König und er wüssten sich davor zu schützen. Einmal lauschte einer der Diener an der Tür, als Menas bei Darona war, und er hörte die Prinzessin wimmern und stöhnen. Und drei Wochen später war sie tot.
    Ich habe die Tote gesehen, Herr. Sie sah furchtbar aus. Ihr schönes Gesicht war verschwollen und von Wunden entstellt. Menas sandte Botschaft an Daronas Vater, und dieser kam, um ihren Leichnam nach Hause zu holen.“
     
    Bei Ordins Bericht war Chiron auf einen Stuhl gesunken und hatte das Gesicht in den Händen vergraben. „Mein armer Liebling Darona!“ stöhnte er dumpf. „Ich habe ihr kein Glück gebracht!“
    Als er den Kopf wieder hob, sah der
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