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Der gefährliche Traum (German Edition)

Der gefährliche Traum (German Edition)

Titel: Der gefährliche Traum (German Edition)
Autoren: Claudia Frieser
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Seine Mutter hatte sich beim Schlossherrn erkundigt, ob sie entfernt werden konnte, und er gab grünes Licht. Dennoch würde Max noch ein paar Tage mit den Röschen leben müssen. Vorerst hatte seine Mutter keine Zeit, sein Zimmer neu zu tapezieren.
    Beim Abendessen beichtete Max die aufgebrummte Strafarbeit und die Konfrontation mit Julian, ließ aber den Erpressungsversuch weg. Er wollte nicht, dass seine Mutter sich schon in der ersten Woche beim Rektor beschwerte.
    »Gewalt ist keine Lösung. Du hättest dich auch mit Worten wehren können«, meinte sein Vater.
    »Ach ja? Der Typ ist echt scheiße!«, protestierte Max und bekam sofort einen Rüffel von seiner Mutter.
    »Als ob ausgerechnet du dich so blöd anmachen lassen würdest!«, schnauzte Max zurück. »Hast du überhaupt eine Ahnung, wie es ist, wenn man den ganzen Tag gegen den Oberarm geboxt und geschubst wird? Nur um nicht noch mehr Ärger an dieser dämlichen Schule zu bekommen, habe ich mir das alles gefallen lassen. Findest du das wirklich richtig? Wenn ihr mich nicht hierhergeschleppt hättet, wäre ich diesem beschissenen Julian gar nicht erst begegnet. Zu Hause habe ich mich mit niemandem prügeln müssen. Da hatte ich nämlich Freunde.«
    »Wenn du möchtest, rede ich mit deinem Lehrer«, versuchte seine Mutter ihn zu beschwichtigen.
    »Um diesem Typen erst recht einen Grund zu geben, mich zu nerven? Kommt ja gar nicht infrage. Du würdest es bestimmt nur schlimmer machen«, brauste Max auf.
    »Na schön!«, meinte seine Mutter. »Wenn die Schikanen aber zunehmen, stehe ich bei deinem Rektor auf der Matte.«
    Damit konnte Max leben. Aber das Problem mit der Strafarbeit blieb.
    »Kannst du mir bei dem Referat helfen, Papa?«, bat Max.
    Doch sein Vater schüttelte den Kopf. »Ich habe leider keine Zeit dafür. Außerdem lernst du sonst nichts aus deinem Fehler.«
    Am liebsten hätte Max laut geschrien: »Welchen Fehler?«, aber das hätte nur zu noch mehr Diskussionen geführt. Also schluckte er den belehrenden Kommentar seines Vaters hinunter.
    »Haben wir wenigstens schon Internetanschluss? Vielleicht steht ja was in Wikipedia«, hoffte Max.
    Doch erneut musste ihn sein Vater enttäuschen. »Zum einen weiß ich von eigenen Recherchen, dass du im Netz nicht weit kommst, und zum anderen haben wir vorerst keinen Anschluss hier. In diesen alten Gemäuern funktioniert offenbar nichts, was mit moderner Lebensweise zu tun hat.«
    Leider hatte das Max schon selbst festgestellt. Das Stromnetz war veraltet und eine kostspielige Erneuerung erst im nächsten Jahr geplant. Das bedeutete, dass es im ganzen Haus kaum Steckdosen gab, die nicht aus dem ersten Drittel des 20 . Jahrhunderts stammten. Für Ladegeräte waren sie absolut untauglich.
    »Am besten, du gehst morgen nach der Schule in die Schlossbibliothek. Dort gibt es eine ganze Regalreihe mit Büchern zur Ortsgeschichte.«
    »Kannst du wenigstens mit mir dahin gehen?«, bettelte Max erneut.
    »Tut mir leid, Großer. Morgen Nachmittag habe ich einen auswärtigen Termin. Aber ich erkläre dir den Weg dorthin.« Darauf folgte eine eher umständliche Beschreibung, damit Max auch ohne ihn die Bibliothek finden würde.
     
    Um 21  Uhr lag Max schließlich erschöpft in seinem eigenen Bett, in dem erfreulicherweise noch niemand gestorben war und das nicht nach Moder roch. Um ihn herum an den Wänden hingen Plakate von coolen Skateboardstunts, Poster von Bands aus irgendwelchen Zeitschriften und eine große Fahne seines Lieblingsfußballvereins St. Pauli. Max schlief einigermaßen versöhnt mit der Welt ein. Nur dass er sich von diesem Julian hatte provozieren lassen und er nun ein Referat halten musste, ärgerte ihn immer noch.

Das geheimnisvolle Buch
    G leich nach dem Unterricht, der bis auf die nervigen Rempeleien und Drohungen von Julian und seinen Freunden ereignislos verlief, ging Max zum Schloss hinüber. Sein Vater hatte ihm eine Grundrissskizze der Bibliothek angefertigt, in die er Richtungspfeile eingetragen hatte. Daneben lag ein weiterer Zettel, an dem ein Schlüssel klebte. Nur mit Mühe konnte Max die krakelige Handschrift seines Vaters entziffern. Wie ein Erstklässler kam er sich vor, als er las:
    Benutze bitte den Dienstboteneingang auf der rechten Seite des Schlosses. Durch die Prunkräume darfst du nicht alleine gehen. Papa.
     
    Max schnappte sich Plan und Schlüssel und lief hinüber zum Schloss. Vor dem Personaleingang blieb er kurz stehen und sah sich um. Irgendwie hatte er gehofft,
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