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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant
Autoren: Terry Pratchett
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kann ich auf ähnliche Weise produzieren.«
    »Aber sie haben kleine Beine!«
    »Oh, wenn die Nasen einen festen Platz gefunden haben, fallen ihre Beine einige Sekunden später ab, För. Und sie
wollen
nützlich sein, meine kleinen Nasen. Bio-Kunsthandwerk für das nächste Jahrhundert, För. Nicht mehr das altmodische Herausschneiden aus Leichen…«
    Der Vater schlug ihn erneut auf den Hinterkopf. »Fiehft du? Fiehft du? Welchen Finn hat fo etwaf? Er ift ein echter Nichtfnutf! Ich hoffe, du findeft etwaf für ihn, denn ich habe die Hoffnung praktisch aufgegeben! Er ift ef nicht wert, in feine Einfelteile ferlegt und weiterverwendet fu werden, wie wir fagen!«
    Mumm seufzte. Als Wächter in Ankh-Morpork lief man jeden Tag Gefahr, das eine oder andere Körperteil zu verlieren, und der Junge war trotz allem ein Igor. Außerdem konnte man ohnehin nicht behaupten, dass die Wache aus normalen Personen bestand. Und ein Nasenzüchter war immer noch besser als Operationen, die nicht ohne laute Schreie und Eimer mit kochendem Pech auskamen.
    Er deutete auf den Karton neben dem jungen Mann. Er knurrte und neigte sich gelegentlich von einer Seite zur anderen.
    »Hast du da vielleicht einen Hund drin?«, fragte Mumm und verlieh der Frage einen scherzhaften Klang.
    »Das sind meine Tomaten«, sagte Igor. »Ein Triumph des modernen Igoring. Sie werden enorm groß.«
    »Weil fie jedef andere Gemüfe angreifen!«, erwiderte sein Vater. »Aber einf muff ich dem Jungen laffen, Herr: Bei ihm find die Nähte kleiner alf bei jedem anderen Igor, den ich kenne.«
    »Na schön, na schön, klingt ganz nach dem Mann, den ich brauche«, sagte Mumm. »Zumindest kommt er meinen Vorstellungen recht nahe. Setz dich, junger Mann. Ich hoffe nur, es gibt genug Platz in den Kutschen…«
    Die Tür zum Hof schwang auf, und Schneeflocken wehten herein. Karotte folgte ihnen und stampfte mit den Füßen.
    »In der Nacht hat’s Neuschnee gegeben, aber die Straße dürfte passierbar sein«, sagte er. »Bis zur nächsten Nacht soll sich das Wetter verschlechtern, deshalb schlage ich vor… Oh, guten Morgen, Herr.«
    »Hast du dich gut genug erholt, um nach Ankh-Morpork zurückzukehren?«, fragte Mumm.
    »Es geht uns beiden gut genug«, sagte Angua, durchquerte den Saal und blieb neben Karotte stehen.
    Erneut spürte Mumm die Präsenz vieler Worte, die er nicht gehört hatte. Bei solchen Gelegenheiten verzichtete ein kluger Mann auf Fragen.
    Mumm spürte, wie ihm die Kälte durch die Füße kroch.
    Er traf eine Entscheidung. »Gib mir dein Notizbuch, Hauptmann«, sagte er.
    Die anderen beobachteten, wie er einige Zeilen schrieb.
    »Mach beim Nachrichtenturm halt und schick der Wache eine Mitteilung«, sagte er und gab Karotte das Notizbuch zurück. »Lass sie wissen, dass du unterwegs bist. Nimm den jungen Igor hier mit und hilf ihm dabei, sich einzugewöhnen. Und erstatte Lord Vetinari Bericht.«
    »Äh, kommst du nicht mit?«, fragte Karotte.
    »Lady Sybil und ich nehmen die andere Kutsche«, sagte Mumm. »Oder wir kaufen uns einen Schlitten. Die sind sehr komfortabel. Und außerdem… Wir lassen es ein wenig ruhiger angehen. Wir sehen uns die… Sehenswürdigkeiten an. Wir lassen uns Zeit. Verstanden?«
    Er sah, wie Angua lächelte und fragte sich, ob Sybil sie ins Vertrauen gezogen hatte.
    »Vollkommen, Herr«, erwiderte Karotte.
    »Oh, und, äh, statte Burlich-und-Starkimarm einen Besuch ab. Bestell jeweils zwei Dutzend Exemplare von allen kleinen Waffen, die auf ihren entsprechenden Listen ganz oben stehen. Schick sie mit der nächsten Postkutsche nach Bums, und zwar zu Händen von Hauptmann Tantony.«
    »Der Transport wird ziemlich teuer sein, Herr…«, begann Karotte.
    »Das wollte ich nicht von dir hören, Hauptmann. Ich habe ein ›Ja, Herr‹ erwartet.«
    »Ja, Herr.«
    »Und frag am Tor nach… drei traurigen Tantchen, die nicht weit von hier in einem großen Haus wohnen. Ein Kirschgarten gehört zu dem Anwesen. Finde die Adresse heraus und schick ihnen drei Kutschenfahrkarten nach Ankh-Morpork.«
    »In Ordnung, Herr.«
    »Gut. Ich wünsche euch eine gute Reise. Wir sehen uns in einer Woche. Oder vielleicht in zwei. Höchstens in drei. Alles klar?«
    Wenige Minuten später stand er fröstelnd auf der Treppe und beobachtete, wie die Kutsche im kalten Morgen verschwand.
    Schuldgefühle regten sich in ihm, aber sie waren nicht sehr stark. Er hatte der Wache jeden Tag gegeben, und jetzt wurde es Zeit, dass sie ihm eine Woche gab. Oder zwei.
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