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Der Fall von Thormain

Der Fall von Thormain

Titel: Der Fall von Thormain
Autoren: Ernst Vlcek
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sagte Argur von Solth wütend.
    »Ist das ein Befehl?« erkundigte sich der Scharfrichter.
    »Nein, das können wir uns nicht erlauben, es würde zu einem Aufstand führen«, beeilte sich Argur zu sagen. Er schüttelte in hilfloser Verzweiflung den Kopf. »Das kann böse Folgen für uns haben.«
    »Allerdings«, stimmte Welleynn zu. »Wenn die Kunde von diesem Überfall die Caer erreicht, wird sie nichts mehr davon abhalten, Thormain dem Erdboden gleichzumachen.«
    Argur packte den Scharfrichter an den Schultern und sagte eindringlich: »Wir beide sollten fliehen, Welleynn.«
    »Ist das deiner Weisheit letzter Schluss, Argur?« fragte der Scharfrichter spöttisch. »Wenn von Flucht die Rede ist, fällt mir immer Yargh Mainer ein, dessen viele Fluchtversuche stets gescheitert sind. Und wir haben noch bekanntere Gesichter.«
    »Aber was sollen wir tun?«
    »Die Caer brauchen von diesem Übergriff nichts zu erfahren«, sagte Welleynn. »Komm mit, wir müssen uns beraten!«
    Argur wandte sich mit einer bedauernden Geste Kalathee zu und verließ dann mit dem Scharfrichter sein Schlafgemach.
    *
    Der Kerkermeister war ein glatzköpfiger Riese namens Gaymon, der auch Knochenbrecher genannt wurde. Er trug nichts außer einem Lederschurz, der seine Brust und seine Lenden bedeckte, lederne Kraftbänder an Handgelenken und an den Fesseln und eine lederne Gesichtsmaske. Die Ledermaske hatte Schlitze für Augen, Nasenlöcher und Mund und war bemalt, so dass der Eindruck einer Dämonenfratze entstand. Angeblich trug er sie nur zum Schutz gegen die Glut, in der er seine Folterwerkzeuge erhitzte.
    Gaymon gefiel sich darin, seinen Gefangenen die ihnen bevorstehenden Torturen in allen Einzelheiten zu schildern. Mythor und Nottr blieben unbeeindruckt, aber Sadagar wurde einmal so übel, dass er sich übergeben musste. Danach erst verließ der Knochenbrecher den Kerker unter zufriedenem Gelächter.
    Als der Riese diesmal über die steinernen Stufen gepoltert kam, sagte Sadagar ängstlich: »Kleiner Nadomir, steh uns bei! Gaymon kommt, um uns zum Schultergalgen zu schleppen!«
    Der Kerkermeister wurde von sechs Piraten begleitet, die kurze Krummschwerter gezückt hatten, deren Klingen fast so breit wie lang waren. Bei ihnen befand sich noch ein weiterer Pirat, der Mythors Kleider trug. Mythor hatte sich gefragt, warum man ihm tags zuvor das Gewand abgenommen hatte und er nackt auf dem Strohlager liegen musste. Er nahm an, dass Gaymon ihn nun aufklären würde. Der Kerkermeister war bester Laune.
    »Ich hätte gerne das Gesicht der Jungfrau gesehen«, rief er grölend und hieb dem Mann mit Mythors Kleidern auf die mit einem Holzgestell versehenen Schultern, dass er über die letzten Stufen stolperte. »Was wird die gezittert und gebangt haben, als sie dich an den Schultern baumeln sah und dachte, das sei ihr Milchbruder Mythor.«
    Mythor horchte auf. Aus Gaymons Worten schloss er, dass Kalathee ihn als ihren Milchbruder ausgegeben hatte, und ihm wurde einiges andere klar.
    »Das hättet ihr erleben müssen«, sagte der Kerkermeister an seine Gefangenen gewandt. »Corben hat gebrüllt wie am Spieß, so dass alle glauben mussten, Welleynn hätte ihn wirklich geschultert. Und es hielten ihn auch alle für dich, Mythor.«
    Corben warf Mythor seine Kleider zu. Nun kam das Gestell vollends zum Vorschein, das er mit Lederriemen um die Schultern gebunden hatte. Es war einer Deichsel ähnlich und besaß zwei Löcher, an denen er offenbar »geschultert« worden war. Und das war nur getan worden, um Kalathee zu ängstigen! Mythor ballte die Hände zu Fausten, als Gaymon zu ihm kam.
    »Nur nicht aufregen, Bürschchen«, warnte ihn der Kerkermeister, »sonst breche ich dir alle Knochen im Leibe! Und dann wirst du mit deiner frisch gewonnenen Freiheit nicht viel anfangen können. Ihr habt schon richtig gehört, Argur von Solth hat euch begnadigt.«
    Gaymon öffnete Mythors Handschellen, mit denen er an die Wand gekettet war.
    »Was ist mit Kalathee?« fragte Mythor, während er sich die Handgelenke rieb.
    Statt einer Antwort begann Gaymon schallend zu lachen. Die anderen fielen darin ein, und einer der Piraten rief: »Deine Milchschwester wird schon auf ihre Rechnung kommen.«
    Mythor wirbelte wütend herum, aber da erhielt er von Gaymon einen Schlag ins Genick, der ihn zu Boden gehen ließ. Einen Atemzug lang konnte er sich nicht rühren.
    Ketten klirrten, als auch Steinmann Sadagar und Nottr von ihren Fesseln befreit wurden.
    »Was habt ihr mit
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