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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen
Autoren: Goldsmith Olivia
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sie sich dann endlich aussprechen. Er würde sich erinnern, wie wunderbar es gewesen war. Vielleicht würde das Begräbnis ihre Vergangenheit wiederbeleben, wiederbringen, was wert war, bewahrt zu werden. Vielleicht.
    Annie gehörte zu den Frauen, die meinen, daß man aktiv sein muß, und in gewisser Weise tat ihr das auch gut. Sie war gesund und attraktiv. Sie hatte sich gut verheiratet, drei Kinder geboren und großgezogen, feste Freundschaften gepflegt, eine Menge wohltätiger Dienste geleistet, eine Trennung überlebt, ein perfektes Heim geschaffen und sich ein elegantes, komfortables Leben in der teuersten und womöglich schönsten Ecke der Upper East Side von Manhattan eingerichtet. Immer noch drehten sich die Männer nach ihr um, obwohl ihre Reize eher subtil als umwerfend waren. Trotzdem war sie allein, und ihr Mann hatte sie verlassen. Das Problem lag darin, daß Annie, genau wie Cynthia, die erste Ehefrau gewesen war.

2
Campbell's
    Wahrscheinlich sind die Hälfte aller begüterten WASPs von Manhattan und nahezu alle jene, die Rang und Namen haben, bei Campbell's bestattet worden. Darüber hinaus war es das zweite Zuhause für die Paparazzi, die hier darauf lauerten, die trauernden Hinterbliebenen zu fotografieren (sofern es sich um einen prominenten Verstorbenen handelte), um sich anschließend an Kaffee und Gebäck gütlich zu tun (beides war in den Begräbniskosten inbegriffen).
    Asche zu Asche. Staub zu Staub. Da wären wir mal wieder, dachte Larry Cochran und stellte seine Kamera ein. Die Käufer der Sensationsblätter waren geradezu versessen auf diese abgehärmten Gesichter auf den Bildern.
    Heute aber war nichts Berühmtes zu erwarten. Daß Larry Cochran trotzdem gekommen war, lag daran, daß er nichts Besseres zu tun hatte und daß er den Gratis-Imbiß gut gebrauchen konnte. Schnell machte er eine Bestandsaufnahme von der Szenerie, um endgültig jede Hoffnung auf einen Treffer aufzugeben. Irgend so eine Hausfrau aus Connecticut, von der noch nie jemand etwas gehört hatte. Typisch. Seine Pechsträhne hielt nun schon seit Wochen an.
    Es folgte ein kurzer unverbindlicher Austausch mit Bob Collechio, der die Speisen und Getränke lieferte, wobei Larry bestrebt war, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr er nach dem Kuchen gierte. Sein Presseausweis würde im Juni ablaufen, und wenn er nicht bald ein paar gute Fotos bringen würde, saß er demnächst nicht nur absolut ohne jeden Pfennig, sondern auch ohne unerläßliche Papiere da. Jedes Mal war er aufs neue erstaunt, daß alles immer noch schlimmer kommen konnte.
    »Na, gibt's was Neues?« fragte er Bob Collechio.
    »Na ja, das hier war 'ne ganz nette Sache. Sie hat sich selbst abgetan. Schnippel, schnippel. Das Dienstmädchen hat sie zwei Tage später gefunden, ganz und gar ausgelaufen, in der Badewanne. War nicht mehr nötig, sie leerzupumpen vor dem Einbalsamieren. Hoffentlich legt es dieser ausgemachte Schweinehund von Exmann nicht auf einen Preisnachlaß an. Das war eine fixe Sache. Gestern gebracht und heute schon in die Erde.«
    Diese Worte ließen Larry innerlich zusammenzucken, insbesondere die Vorstellung von der blutigen Badewanne. Er war ein visueller Typ. Die Fähigkeit, Dinge zu sehen, die andere beschrieben, war eine Hilfe für einen Fotografen. Allerdings wurde dadurch sein Innenleben manchmal auch wieder allzu bunt.
    »Und warum diese Hetze?«
    »Tja, sie war die erste Frau von so 'nem großen Wall-Street-Hai, und jetzt hat er sich seine Neue schon in der Park Avenue bereitgelegt, da kann ich mir vorstellen, daß er keinen Wert legt auf großes Trara und so. Klar? Ist nicht gut fürs Geschäft, wenn man sich die weibliche Kundschaft vergrault.« Er lachte blechern.
    »Und wie heißt sie?« Es war ein Schuß ins dunkle, aber vielleicht traf er ja doch etwas.
    »Griffin.«
    »Gil Griffin etwa? Die erste Frau von Gil Griffin?« Da könnte sich was draus machen lassen. Jeder kannte Gil Griffin. Er war der Barracuda unter all den Unternehmensschluckern, einer von den ganz Großen. Und er hatte Stil. Nicht so wie Boesky oder Milken. Viel diskreter. Jedenfalls bis zu dem Skandal mit der Leiterin seiner Finanzabteilung, der mit dem Pferdegesicht und dem traumhaften Körperbau. Monatelang hatte er dergleichen in der Presse dementiert, von seinem Zuhause und seiner Frau gesprochen. Aber sobald er nicht mehr unter Druck gestanden hatte, hatte er sich scheiden lassen und die andere geheiratet. Nach einem kurzen Aufflackern war das Interesse an
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