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Der Clan

Titel: Der Clan
Autoren: Unbekannter Autor
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wirkte wie ein Mann, der zum Dickwerden neigt, sich aber dagegen wehrt. Er hatte die Gewichtigkeit eines jungen Mannes, auf dessen Schultern schon früh eine große Verantwortung gelegt worden war. Weder aus seinen Augen noch aus seinem Lächeln sprach wirkliche Fröhlichkeit. Vielleicht hatte man ihm auch nie eine Chance gegeben, fröhlich zu sein.
    Mit einundzwanzig Jahren war er zum geschäftsführenden Vizepräsidenten von Bethlehem Motors gewählt worden. Im gleichen Jahr hatte er das richtige Mädchen geheiratet: Alicia Grinwold, die Tochter von Mr. und Mrs. Randall Grinwold, Grosse Point, Southampton und Palm Beach. Damals war Mr. Grinwold Vizepräsident der Einkaufsabteilung von General Motors.
    Alles lief in bester Ordnung. Alicia brachte ihre Tochter zur
    Welt, Nummer Zwei starb, Loren III wurde an seines Vaters Stelle zum Präsidenten gewählt, Bethlehem Motors erhielt den größten Einzelauftrag, den GM je an ein Konkurrenzunternehmen vergeben hatte, und Loren III feierte seinen dreiundzwanzigsten Geburtstag. Das war siebzehn Jahre her, und die Detroiter Zeitungen waren stolz auf ihre dritte Generation. Über ihre zwei brillanten jungen Männer, Henry Ford II und Loren Hardeman III, wurden viele Artikel geschrieben. Sie waren wie Ritter in ihrem glänzenden Automobilchromstahl angetreten, um für ihre vierrädrigen Vasallen zu kämpfen.
    »Sehr teuer«, fügte Loren in der schweren Stille des Büros hinzu.
    Ich antwortete nicht, nahm eine Zigarette aus meinem Etui und zündete sie an. Der Rauch stieg kräuselnd in der bewegungslosen Luft hoch.
    Er drückte auf einen Knopf seines Haustelefons. »Bitten Sie Bancroft und Weyman zu mir, wenn sie Zeit haben«, sagte er.
    Er würde es mir nicht leichtmachen. Mit John Bancroft gab es kein Problem; der war für den Verkauf verantwortlich, und mein Plan konnte ihm nur nützen. Bei Dan Weyman aber stand die Sache anders. Er war für die Finanzen zuständig. Alles, was Geld kosten konnte, war ihm verhaßt. Ob es einen Wert hatte oder nicht, spielte dabei keine Rolle. Er würde nur allmählich und unter Zwang nachgeben.
    Sie kamen ins Büro, und das übliche Erfreut-Sie-wiederzusehen-Getue begann. Dann machten sie es sich in ihren Sesseln bequem und sahen erwartungsvoll auf ihren Herrn und Meister.
    Loren verlor keine überflüssigen Worte. »Großvater wünscht, wir sollen ins Renngeschäft einsteigen. Er schlägt vor, daß Angelo das Projekt leitet.«
    Sie warteten auf eine Interpretation. Loren gab sie ihnen.
    »Ich weiß nicht, ob es dafür nicht eigentlich schon zu spät ist. Sicherheit und Umweltschutz werden immer stärker in den Vordergrund gespielt. Meiner Meinung nach wird deshalb die Bedeutung der Motorstärke abnehmen. Natürlich muß man auch die Kosten in Betracht ziehen. Die steigen schon jetzt. Ford hat bereits angekündigt, daß er sich zurückzieht. Chevy schränkt sich ein. Dodge macht noch mit, doch nur, bis die vertraglichen Verpflichtungen erfüllt sind. Ich dachte mir, ich lasse euch kommen, und wir überlegen uns die Sache einmal gemeinsam.«
    Bancroft sprach als erster, seine dröhnende Verkäuferstimme hallte durch den Raum. »Scheint mir eine gute Idee. Wir könnten ein wenig Auftrieb gut brauchen. Die Händler meckern alle, daß es bei uns keine Glanzpunkte gibt.« Seine Stimme erstarb plötzlich. Er merkte, daß er vielleicht auf dem falschen Weg war.
    Dan Weyman nahm den Faden geschickt auf. »Das Problem hat zwei Seiten. Zweifellos könnten uns Erfolge auf der Rennbahn guttun. Wir müssen aber die Kosten gegen die Vorteile abwägen. Wie hoch schätzen Sie die Kosten?« fragte er mit einem Blick auf mich. »Wir müssen mindestens drei Wagen ins Rennen schicken«, antwortete ich. »In Formel Drei. In Formel Eins oder Zwei schaffen wir es nicht. Wir haben keinen Standardwagen, der gegen die Konkurrenz starten könnte. Daher müßten wir bei den Prototypen starten. Meiner Schätzung nach würde es mit Personal, Design und Konstruktion etwa hunderttausend pro Wagen kosten. Das gilt für die ersten drei. Nachher werden sie immer billiger.«
    Weyman nickte. »Im Augenblick verkaufen wir etwas mehr als zweihunderttausend Wagen jährlich und verlieren ungefähr einhundertvierzig Dollar pro Wagen. Sie würden diesen Verlust um ungefähr anderthalb Dollar pro Einheit steigern.« Er sah Bancroft in die Augen. »Das heißt, Sie müßten mindestens dreißigtausend zusätzliche Wagen verkaufen, um den Verlust je Einheit auch nur auf der jetzigen Höhe
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