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Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)
Autoren: Kathryn Lasky
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seinen Lauf. Jetzt hörte er schon ihr Keuchen. Vier lange Schatten tauchten rechts und links von ihm auf. Die Wölfe kamen näher. Direkt vor ihm lag die erste Felsenklippe. Als er den Fuß des Steilhangs erreichte, schnellte er vorwärts und schoss zum Kamm hinauf. Das Keuchen und die Schritte verhallten. Die Schatten der Außenflankerinnen verschwanden. Weiter vorn lag eine zweite Ebene, in der sie ihn erneut einholen konnten, das wusste Faolan. Wie lange schaffte er es, dieses Spiel mit ihnen zu treiben?
    Bald erreichte Faolan die Ebene. Die Wölfe holten wieder auf und trieben ihn auf ein Licht zu, das heller als die Sonne strahlte. Zu spät erkannte er, was es war – eine Feuerwand in der Lücke zwischen den beiden Seen. Es war ein Engpass. Die Wölfe jagten ihn genau so, wie er mit Donnerherz das Rentier gejagt hatte.
    Bis auf den Atem der Wölfe war kein Laut zu hören. Faolan wurde in die Feuerwand getrieben. Er spürte, wie die Hitze nach ihm griff. Eine gewaltige Hitze. Jetzt hörte er auch das Knistern und Zischen. Gierig fauchend leckten die glühenden Zungen nach ihm. Immer näher wurde Faolan getrieben. Es ist vorbei. Ich werde sterben .
    Diese Worte, die ihm durch den Kopf zuckten, lösten eine wilde Wut in ihm aus. Das Feuer griff nach ihm, die Sonne wirbelte am Himmel und plötzlich explodierte das Wort NEIN ! in seinem Kopf. Weit riss er das Maul auf, seine Brust dehnte sich von der Luft, die er einsog, als wollte er den Himmel verschlingen. Ich bin nach einem Baum gesprungen, nach einem Raben und nach einem Puma. Jetzt springe ich nach der Sonne!
    Hoch über ihm schnitten die dunklen Umrisse von Eulenschwingen durch die Bläue des Himmels. Gwynneth jagte mit wachsendem Grauen in den warmen Aufwinden des Feuers nach oben, als sie begriff, was hier vor sich ging. Sie hatte den Rauch aus der Ferne gesehen und war gekommen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Feuer war ein ungewöhnliches Phänomen im Gebiet der Salzlagunen. Gelähmt vor Entsetzen hing sie auf ihrem warmen Luftsims. Das ist Faolan! Gütiger Glaux, das ist Faolan! Sie glauben, dass er die Geiferseuche hat  …
    Ohne ihren Gedanken zu Ende zu bringen, sauste sie im Beuteanflug laut kreischend auf die Wölfe hinunter. „Halt! Halt!“ Aber ihre Schreie gingen im Prasseln des Feuers unter. Und dann stockten ihr die Flügel. Die Wölfe bremsten ihren Lauf, als ein Silberpfeil über den Feuerwall schoss, ohne die Flammen auch nur zu streifen.
    „Flügelstarre“ nannte sich der Zustand, der Gwynneth ereilte, als ihr die Flügel den Dienst versagten. Zum Glück erholte sie sich von dem Schock, bevor sie auf dem Boden aufschlug. Als sie wieder flugfähig war, hatten die Wölfe zu heulen begonnen.
    „Idioten! Was seid ihr für elende Idioten!“, schrie die Sumpfhexe die Oberhäupter an, die mit offenen Mäulern dastanden und glotzten. Der Sprung, den sie gerade mit eigenen Augen gesehen hatten, war von erschreckender Anmut und Schönheit gewesen. Waren dem Wolf plötzlich Flügel gewachsen? Wie konnte er nur so hoch springen? Das war unmöglich! Besser, sie redeten sich ein, dass er von der Sonne versengt worden war.
    „Na los, macht schon und heult, ihr Dummköpfe! Er hat genauso wenig die Geiferseuche wie ihr. Und dafür gab es genügend Hinweise. Eine einzige abgespreizte Pfote! Nicht zwei oder drei. Oder vier oder … achtzehn!“, brüllte die erboste Sark mit Donnerstimme.
    Duncan MacDuncan hinkte vorwärts.
    „Nieder mit dir! Wirf dich nieder!“, knurrte einer der Hauptleute aus dem MacDuncan-Clan die Sumpfhexe an. „Erweise ihm deinen Respekt!“
    „Nein, nicht nötig! Ich will keine Unterwerfungsrituale“, erwiderte der alte Clanführer müde. „Niemand soll mir Respekt erweisen. Es ist meine Schuld. Ich bin zu alt für meine Aufgabe.“
    „Oh nein! Nein!“, protestierten mehrere Wölfe.
    „Doch!“, knurrte MacDuncan. „Wenn einem das Gedächtnis schwindet und man vergisst, dass vor einem Jahr ein Malcadh mit einer abgespreizten Pfote zur Welt gekommen ist, dann ist man ganz bestimmt zu alt.“
    Betroffenes Schweigen senkte sich über die Wölfe. MacDuncan blickte sich um und nickte einem Knochennager zu, einem Jährling ohne Schwanz und mit einer krummen Hüfte.
    „Hast du deinen Knochen mitgebracht?“, fragte Duncan MacDuncan ihn.
    „Oh ja, gewiss, ehrwürdiger Herr.“ Der Jungwolf Heep ging in die Knie und wühlte sein Gesicht in die Erde.
    „Steh auf!“, fauchte Duncan MacDuncan ihn an. „Lass das
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