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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch
Autoren: G Haderer
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steht natürlich die weitere Befragung der Nachbarn, Verwandten und Bekannten an. Außerdem wird uns Borns Ehefrau alle noch auffindbaren Drohbriefe geben, die ihr Mann bekommen hat … das wird erst einmal viel Laufarbeit und Materialsichtung … ich werde mir heute noch überlegen, wen ich wo einsetze … auf jeden Fall brauchen wir jemanden, der sich in wirtschaftlichen Dingen auskennt. Born hat meines Wissens wie die meisten seiner Art einige Aufsichtsrats- und Vorstandsposten und Beteiligungen gehabt …“
    „Da wäre Strasser doch genau der Richtige“, meinte Bergmann.
    „Stimmt … außerdem hat er gute Kontakte zu den Schwarzen … die werden ihm sicher weniger Prügel in den Weg legen, als sie es bei uns täten …“
    „Steine“, unterbrach Schreyer Schäfers Ausführungen.
    „Was?“
    „Ähm … Sie haben ‚Prügel in den Weg legen‘ gesagt … aber eigentlich heißt es ‚Steine in den Weg legen‘ …“
    „Schreyer! Jetzt schicke ich dich dann zum Drogentest … sei von mir aus bei deinen Recherchen pedantisch, aber lass mir meine Phrasen … also, wo war ich?“
    „Dass Strasser sich um Borns Geschäfte kümmern soll“, half ihm Kovacs weiter.
    „Genau … dann werden wir natürlich auch die Autonomen durchleuchten müssen … und wenn es nur der Vollständigkeit halber ist …“
    „Was ist mit den … also mit jüdischen Verbindungen?“, brachte sich Leitner ein.
    „Puh“, stieß Schäfer einen Seufzer aus, „liegt natürlich irgendwie auf der Hand … aber da müssen wir uns eine sehr sensible Herangehensweise überlegen … da stehen die Fettnäpfe dicht an dicht … auch wenn man das laut Duden so nicht sagt, Kollege Schreyer … ich werde jedenfalls heute noch mit Oberst Kamp reden und morgen treffen wir uns um acht Uhr wieder …“
    „Entschuldigung“, meldete sich Kovacs zu Wort, „ich habe heute noch keine Zeit gehabt, es Ihnen zu sagen … bei diesem LKW -Fahrer gibt es eine neue Spur … da würde ich morgen gerne noch ein paar Leute befragen … wenn sich das irgendwie ausgeht …“
    Schäfer schaute sie ratlos an. LKW -Fahrer … ah, klingeling: LKW -Fahrer – Raststätte Auhof – Pistole Kaliber 22 – fanden sich die Eckpunkte dieses Falls in seinem Kopf zusammen wie die Symbole auf einem einarmigen Banditen.
    „Ja, natürlich … gut gemacht … reden wir morgen früh darüber. Also: schönen Abend.“
    Keiner der Anwesenden stand auf. Was sollten sie mit dem, was ihnen ihr Vorgesetzter da hingeworfen hatte, anfangen? Wer sollte denn nun was machen? Würde das jetzt ständig so sein? Dass Schäfer sie als lebendiges Back-up nutzte, um seine sich überschlagenden Gedanken zu speichern, bevor er sie vergaß, ohne ihnen mitzuteilen, wie sie sie verarbeiten sollten? Bergmann, der die Unsicherheit der Beamten spürte, rückte als Erster seinen Stuhl nach hinten und meinte, dass die genaue Aufgabeneinteilung am nächsten Tag erfolgen würde. Bis dahin sollten sie sich gefühlsmäßig auf viel Arbeit in den kommenden Wochen einstellen. Und noch einmal richtig ausschlafen.
    „Danke, Meister Bergmann“, schloss Schäfer und verließ den Raum.
    Zurück im Büro, rief Schäfer Oberst Kamp an. Das Festnetz war aufs Handy umgeleitet, Kamp war beim Polizeipräsidenten. Ja, die Pressemeldung sollte auf jeden Fall erst am nächsten Tag hinausgehen. Man müsse da sehr umsichtig vorgehen, um die Spekulationswut der Medien so gut wie möglich in Zaum zu halten.
    „Können Sie mich morgen bei der Pressekonferenz vertreten?“, wandte sich Schäfer an Bergmann, nachdem er aufgelegt hatte.
    „Warum?“
    „Weil … na ja … ich fühle mich im Umgang mit der Öffentlichkeit zurzeit ein wenig …“
    „Unkontrolliert …“
    „Na, wenn Sie es wissen, wieso fragen Sie mich dann?“
    „Weil es respektlos wäre, wenn ich es Ihnen von mir aus vorschlage …“
    „Sehr diplomatisch … also?“
    „Wenn Kamp nichts dagegen hat, sicher.“
    „Gut … wollen Sie mit mir heute laufen gehen?“
    „Heute? … Lieber wäre mir morgen … ich habe jemanden zum Essen eingeladen und muss noch …“
    „Jemanden … also haben Sie jetzt ‚jemanden‘?“
    „So genau kann man das noch nicht sagen …“
    „Verstehe … immer schön diskret … aber wenn Sie irgendwann entführt werden und zerstückelt in einem Straßengraben landen, machen Sie mir keinen Vorwurf, dass ich keine Ahnung von Ihrem Beziehungsleben hatte …“
    „Ich sperre das erste Weinglas, das mein Gegenüber
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