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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Laurie Frankel
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zu akuter Atemnot und Herzrasen geführt hatte. Als Penny dies gemerkt hatte, hatte sie nicht Sam, sondern den Hausmeister angerufen, nicht etwa, weil sie seine Nummer vergessen hatte, was nachvollziehbar gewesen wäre, sondern seinen Namen, was Sam höchst alarmierend fand. Aber die Ärzte sagten, dass Verwirrung ebenfalls eines der Symptome sei. In Sams Augen war »Herzversagen « ein irreführender Begriff, da man damit offenbar noch jahrelang weiterleben konnte. »Herzschädigung« oder »Herzfunktionsminderung« schienen ihm akkuratere Bezeichnungen zu sein. Wenn einem das Herz versagte, klang das so, als sei alles endgültig vorbei, was bei Penny nicht der Fall war. Die »K-Geschwister« machten sich jedenfalls auf einen längeren Aufenthalt gefasst. Ein Teil von ihnen kam in der Wohnung ihrer Mutter unter, ein Teil in Sams Wohnung und ein Teil im Salon.
    Sam hatte den Vormittag mit Penny, ihren Ärzten und ihren Kindern verbracht und sich danach eine Stunde zu Josh gesetzt und mit ihm Mittag gegessen. Jetzt war er auf dem Weg zur ück in den Salon, um Dash abzulö sen, damit er ebenfalls ins Krankenhaus fahren und den oben Genannten einen Besuch abstatten konnte. Sam hatte ihn darauf angesetzt, zu prüfen, ob alle Projektionen auch wirklich tot waren, was ihn den ganzen Vormittag beschäftigt hatte. Er hatte gute Neuigkeiten, also schlechte: Die VAs waren tatsächlich alle tot. Sam war sich trotzdem sicher, dass Burt nicht der letzte Kunde sein würde, der einen demenzgeplagten Angehörigen als tot ausgab, und er war sich ebenfalls sicher, dass das neu eingeführte Kästchen, das man ankreuzen musste, und die Unterschrift, mit der man bezeugte, dass der Angehörige auch wirklich und wahrhaftig tot war, niemanden abschreckten. Aber mehr konnte er im Moment nicht tun. Eine Sterbeurkunde zu verlangen wäre ihm in Anbetracht der Umstände unsensibel vorgekommen.
    Auf dem Klinikparkplatz kamen ihm Avery, Edith, David, Kelly, Emmy und die Bensons entgegen. Oliver wand sich aus den Armen seiner Mutter, rannte über den verkehrsreichen Parkplatz auf Sam zu und klammerte sich an seine Hosenbeine. Sam warf ihn ein paarmal in die Luft, kitzelte ihn unter den Armen und hielt ihm dann einen kurzen Vortrag, dass er auf seine Mutter hören sollte und nicht einfach losrennen durfte, wenn Autos in der Nähe waren. Erzieherisch betrachtet war es vermutlich nicht gerade optimal, dass er erst mit ihm gespielt und ihn dann getadelt hatte, aber Sam fand, dass das Emmys Problem war und nicht seins.
    »Was macht ihr denn hier?« , fragte Sam und mutmaßte, dass seine Kunden entweder Penny oder Josh besuchen wollten. Allerdings konnte er sich nicht erklären, warum sie im Pulk auftraten.
    »Wir helfen doch ehrenamtlich auf der Kinderstation aus «, sagte David, als wäre es das Normalste der Welt.
    »Echt? Das wusste ich gar nicht. «
    »Ja. Schon seit Meredith so entsetzt darüber war, dass ich den Kindern ungewollt so viel Kummer gemacht habe. Damals habe ich mit Dr. Dixon gesprochen und im Salon eine Liste aufgehängt, in die sich RePrise-Kunden, die Interesse hatten, eintragen konnten. Wir geben zum Beispiel den älteren Kindern Nachhilfe, weil sie doch so viel Unterricht verpassen. Und den Kleineren lesen wir etwas vor oder spielen einfach nur mit ihnen und passen auf, wenn ihre Eltern einen Kaffee trinken oder duschen wollen oder mal woanders zu Abend essen.«
    »Kommt ihr oft?«
    »Jeden zweiten Tag ist jemand von uns hier. Manchmal haben sogar alle Zei t, das ist dann wie bei einem Schulausflug.«
    »Sie sollten mitkommen«, sagte Avery unverblümt. »Es gibt keine echteren Menschen als die Eltern von kranken Kindern.«
    Sam ignorierte ihre Bemerkung. »Toll, dass ihr das macht. Wirklich toll. Ich bin so was von froh, dass es euch gibt.«
    »Wir sind immer für Sie da, Sam«, sagte Avery.
    L iebesbrief
    Lieber Sam,
    Eigentlich finde ich den Gedanken, dass ich nur kurz beim Yoga bin, ganz schön. Es fühlt sich auch so an, als wäre ich nur beim Yoga. Zumindest glaube ich, dass es sich so anfühlt. Das ist schwer zu sagen. Ich weiß, du würdest jetzt sagen, dass ich überhaupt nichts fühle, aber mir kommt es auf jeden Fall so vor. Vielleicht sollte ich es anders formulieren: Mir kommt es vor, als würde es sich so anfühlen, als wäre ich beim Yoga. Wie beim Shavasana am Ende der Stunde, du weißt schon: Wenn man sich irgendwo zwischen Wachen und Schlafen befindet und auf seiner Matte am Boden liegt und doch ganz woanders
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