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Der Adler ist gelandet

Der Adler ist gelandet

Titel: Der Adler ist gelandet
Autoren: Jack Higgins
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»Herrgott, Hofer, ich wollte doch in Ruhe gelassen werden. Was ist denn schon wieder?« »Verzeihung, Herr Oberst. Soeben wurde mir ein Bericht vorgelegt, der Sie interessieren könnte.« »Woher kommt der Bericht?« »Von Abwehr Eins.«
    Also von der Abteilung für militärische Spionage im Ausland; und Radls Neugier regte sich, wenn auch nur zögernd. Hofer stand abwartend da, den Umschlag an sich gedrückt, und Radl legte seufzend die Feder nieder. »Na schön, legen Sie los.«
    Hofer öffnete das Kuvert. »Es ist der jüngste Bericht eines Agenten in England. Deckname Star.«
    Radl warf einen Blick auf die erste Seite, während er nach einer Zigarette griff. »Mrs. Joanna Grey also.«
    »Sie sitzt in Nord-Norfolk, an der Küste, Herr Oberst. In einem Dorf namens Studley Constable.«
    »Aber natürlich!« sagte Radl mit erwachender Begeisterung. »Ist sie nicht die Frau, die uns die Einzelheiten über die OboeInstallation geliefert hat (* Oboe = Fernführungssystem für Bombenflugzeuge, bei dem die Maschinen auf Radar-Leitstrahl flogen.)?« Er ging kurz die ersten Seiten durch und runzelte die Stirn. »Ein ganzer Schwung. Wie kriegt sie das nur rüber?«
    »Sie hat einen ausgezeichneten Kontakt bei der spanischen Botschaft. Ihre Lieferungen kommen per Diplomatengepäck. Besser als die Post. Durchschnittliche Zustellungszeit drei Tage.« »Bemerkenswert«, sagte Radl. »Wie oft berichtet sie?« »Einmal im Monat. Sie hat auch Funkverbindung, benutzt sie aber selten, obwohl sie wie üblich dreimal pro Woche eine Stunde lang auf Empfang ist, für den Fall, daß sie benötigt wird. Ihr Verbindungsmann bei uns ist Hauptmann Meyer.«
    »In Ordnung, Hofer«, sagte Radl. »Holen Sie mir Kaffee, ich lese den Bericht.«
    »Den interessantesten Abschnitt habe ich rot angestrichen, Herr Oberst, auf Seite drei. Ich habe auch eine britische Generalstabskarte der Gegend beigelegt«, sagte Hofer und ging. Der Bericht war vorzüglich abgefaßt, gescheit und voll brauchbarer Informationen. Allgemeine Beschreibung der Lage in der betreffenden Gegend, Verlegung zweier neuer amerikanischer B 17-Geschwader südlich der Bucht Wash, eines B 24-Geschwaders bei Sheringham. Lauter gutes und verwertbares Material, wenn auch nichts Aufregendes. Und dann kam er zu Seite drei und dem kurzen, rot angestrichenen Absatz, und sein Magen zog sich vor nervöser Erregung zusammen. Eine einfache Geschichte. Der britische Premierminister Winston Churchill sollte am Vormittag des Sonnabend, 6. November, eine Bomber-Basis der Royal Air Force in der Nähe der Bucht Wash besichtigen. Anschließend war der Besuch einer Fabrik bei King's Lynn und eine kurze Rede vor den Arbeitern vorgesehen.
    Dann kam der interessante Teil. Churchill würde nicht sofort nach London zurückkehren, sondern das Wochenende auf der Besitzung Sir Henry Willoughbys in Studley Grange verbringen, nur fünf Meilen vom Dorf Studley Constable entfernt. Ein reiner Privatbesuch, die Einzelheiten vermutlich streng geheim. Im Dorf wußte bestimmt keine Seele von diesem Plan, aber Sir Henry, hoher Marineoffizier a.D., hatte offenbar der Versuchung nicht widerstehen können, sich Joanna Grey anzuvertrauen, mit der er, wie es schien, eng befreundet war.
    Radl saß da und starrte nachdenklich auf den Bericht, dann nahm er die von Hofer beigelegte Generalstabskarte heraus und entfaltete sie. Die Tür ging auf, und Hofer erschien mit dem Kaffee. Er stellte das Tablett auf den Tisch, goß eine Tasse ein und blieb mit unbewegter Miene wartend stehen.
    Radl blickte auf. »Los, Sie Teufelssohn, zeigen Sie mir, wo der Ort ist. Ich nehme an, Sie wissen es.«
    »Selbstverständlich, Herr Oberst.« Hofer legte einen Finger auf die Bucht Wash und fuhr südwärts an der Küste entlang. »Studley Constable, und hier an der Küste liegen Blakeney und Cley. Die drei Orte bilden ein Dreieck. Ich habe in Mrs. Greys Bericht von vor dem Krieg nachgesehen. Eine einsame Gegend, sehr ländlich. Ein langer, breiter Küstenstreifen und Salzsümpfe.«
    Radl brütete eine Weile über der Karte und faßte dann einen Entschluß. »Schicken Sie mir Hauptmann Meyer. Ich möchte ihn sprechen, aber sagen Sie ihm nicht einmal andeutungsweise, worum es geht.« »Jawohl, Herr Oberst.«
    Hofer ging zur Tür. »Und noch etwas, Hofer«, fügte Radl hinzu, »ich brauche jeden Bericht, den sie jemals geschickt hat. Alles, was wir über die ganze Gegend hier haben.«
    Die Tür schloß sich, und plötzlich schien es im Zimmer sehr
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