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Denn ewig lebt die Liebe

Denn ewig lebt die Liebe

Titel: Denn ewig lebt die Liebe
Autoren: Irina Reinert
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Gesellschaft leisten willst", umging er ihre Bemerkung, die eine Antwort seinerseits erfordert hätte. "Ist es nicht ein herrlicher Frühlingsabend? Stundenlang könnte ich hier stehen und übers Land schauen."
    "Mir geht es ebenso",  gab die junge, bildhübsche Frau zu. "Wenn ich morgens mit dem Rad in die Stadt fahre, dann sehe ich erst, wie schön meine Heimat ist. Ach Vater", sie schmiegte sich an ihn, "gib acht auf deine Gesundheit. Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren."
    "Das brauchst du doch auch gar nicht, mein Liebes." Michael legte einen Arm um Claudia und hielt sie so fest, als wollte er sie nie wieder loslassen. "Ich habe nicht vor, so rasch abzutreten. Noch wirst du meine Gesellschaft erdulden müssen." Er lachte leise und hauchte einen etwas hastigen Kuß auf die kastanienbraunen, schimmernden Haare seiner Tochter.
    "Bist du eigentlich mit deinem neuen Gehilfen zufrieden, Vater?", fragte Claudia aus ihren Gedanken heraus. Eben hatte sie den Mann zu den Ställen gehen sehen und dabei festgestellt, dass er eigentlich sehr gut aussah, auch wenn er nicht ihr Typ war.
    "Werner Simons meinst du? Ich denke, er ist ein ordentlicher Mann. Schade, dass er nur für kurze Zeit bei uns ist."
    "So darfst du nicht reden, Vater, zumindest nicht vor ihm. Sonst machst du ihm das Herz nur unnötig schwer. Jetzt fängt er gerade an, sich bei uns wohl zu fühlen. Da wird er nicht schon an Abschied denken wollen, auch wenn das leider die Realität ist."
    Claudias Stimme klang tadelnd. "Du weißt doch, dass seine Eltern einen ziemlich großen Besitz haben und ihren Sohn sehnsüchtig zurück erwarten. Hättest du einen Sohn anstatt einer Tochter, dann würdest du ganz anders reden." Sie hielt den Atem an und wartete auf seine Reaktion. Das Thema Sohn oder Tochter lag schon immer drückend auf Claudias Seele, denn sie war überzeugt davon, dass der Vater lieber einen Sohn an seiner Seite gehabt hätte, schon wegen des großen Besitzes.
    "Ich habe aber nur eine Tochter, wie du eben so schön bemerkt hast", bestätigte er auch fast sofort, "und ich bin sehr froh darüber. Wer kann von sich schon behaupten, solch ein bezauberndes Wesen wie du es bist, ins Leben geschickt zu haben." Bewundernd blickte der ältere Mann seine Tochter an, während er eine Hand an die Stelle der Brust legte, wo darunter das Herz etwas unregelmäßig und ein wenig schmerzhaft pochte.
    Claudia hatte seine Bewegung bemerkt und zog ihre Schlüsse daraus, die ihr Angst machten. "Manchmal denke ich, du solltest dem neuen Arzt gegenüber nicht so abweisend sein. Immerhin kommt er aus der Stadt, ist noch jung und hat bestimmt mehr bei seiner Ausbildung mitbekommen als unser alter Doktor Eisenbart."
    Michael von Melhus lachte herzlich. "Ich weiß nicht, wie du auf die Idee gekommen bist, unseren guten alten Landarzt Doktor Eisenbart zu nennen. Er war doch sehr gut und hat ganz viel Erfahrung." Der noch immer sehr gut aussehende Mann schmunzelte in sich hinein.
    "Das streite ich ja gar nicht ab. Doch ich weiß aus eigener Erfahrung, dass heute an den Hochschulen mehr gelehrt wird als früher. Bestimmt hat Doktor Hofmann einen wesentlich höheren Bildungsstand als früher die Ärzte. Immerhin ist die Wissenschaft in all den Jahren nicht stehen geblieben. Und unser lieber Doktor weigert sich, wie du weißt, standhaft, irgendwelche Fortbildungen mitzumachen."
    "Kennst du ihn?"
    "Doktor Hofmann?" Überrascht blickte Claudia zu ihrem Vater auf. Sie war ein ganzes Stück kleiner als der mächtige Mann, der eine große Autorität und dennoch eine wärmende Herzlichkeit ausstrahlte, die ihn noch immer leicht Freunde gewinnen ließ.
    "So wie du über ihn redest könnte man meinen, du wärest bereits bei ihm gewesen. Oder irre ich mich?"
    "Du irrst dich", gab Claudia heftig zurück. "Natürlich war ich auch dagegen, dass solch ein feiner Modearzt aus der Stadt zu uns in die Provinz kommt. Doch da er nun schon mal da ist, wird uns allen gar nichts übrig bleiben als ihn zu akzeptieren. Doktor Eisenbart wird bald in den wohl verdienten Ruhestand gehen, und dann haben wir nur noch ihn." Sie seufzte verhalten auf.
    "Du hast es wirklich sehr schwer, Claudia", spöttelte der Gutsbesitzer gutmütig. "Den ganzen Tag arbeitest du in der Apotheke, musst dich auch noch gegen die Annäherungsversuche deines Chefs Thomas Cornelsen wehren, und wenn du endlich zuhause bist und dich entspannen könntest, dann nervt dich auch noch dein alter Vater mit seinem sinnlosen
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