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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)
Autoren: Charles Dickens
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Pickwick, seine Uhr zu Rate ziehend: »es ist bald drei Uhr. Wollen wir um fünf sagen?«
    »Paßt mir ausgezeichnet,« entgegnete der Fremde – »präzis fünf Uhr – bis dahin habe ich die Ehre –«
    Der Fremde lüftete seinen zerdrückten Hut um einige Zolle, setzte ihn nachlässig wieder aufs Ohr, begab sich dann mit seinem Löschpapierpaketchen rasch in den Hof und ging auf die Straße hinaus.
    »Augenscheinlich ein vielgereister Mann und ein trefflicher Beobachter der Menschen und Dinge«, sagte Herr Pickwick.
    »Ich möchte wohl sein Epos lesen«, versetzte Herr Snodgraß.
    »Und ich hätte seinen Hund sehen mögen«, entgegnete Herr Winkle.
    Herr Tupman sagte nichts: aber er dachte an Donna Christina, die Magenpumpe und den Springbrunnen, und seine Augen füllten sich mit Tränen.
    Sie nahmen ein gemeinschaftliches Zimmer, und nachdem sie die Betten untersucht und ein Mittagessen bestellt hatten, verließen sie den Gasthof, um sich die Stadt und ihre Umgebung anzusehen.
    Nach einem sorgfältigen Durchlesen von Herrn Pickwicks Notizenbuch finden wir nicht, daß seine Bemerkungen über die vier Städte Stroud, Rochester, Chatam und Brompton   sich von denen anderer Reisenden, die gleichfalls diese Orte besuchten, wesentlich unterscheiden. Wir können das Allgemeine seiner Schilderung kurz zusammenfassen.
    »Die Haupterzeugnisse dieser Städte«, sagt Herr Pickwick, »scheinen Soldaten, Matrosen, Juden, Kreide, Krabben, Polizeidiener und Werftarbeiter zu sein. Die Haupthandelsartikel, die man in den Straßen ausgestellt sieht, sind Schiffsbedarf, Zwieback, Apfel, Schollen und Austern. Die Straßen geben ein sehr belebtes Bild, besonders wegen der Lustigkeit des Militärs. Es ist in der Tat für ein philanthrophisches Herz ergötzlich, diese Braven unter dem Gewichte physischer und materieller Begeisterung einhertaumeln zu sehen, besonders wenn wir in Betracht ziehen, daß sie den ihnen nachziehenden Gassenjungen eine wohlfeile, unschuldige Unterhaltung und Anlaß zu tausend Scherzen bieten. Nichts (fügt Herr Pickwick bei) kommt der Gutmütigkeit eines Soldaten gleich. Nur einen Tag vor unserer Ankunft wurde ein solcher in dem Hause eines Schenkwirts gröblich beleidigt. Das Schenkmädchen weigerte sich nämlich entschieden, ihm weiteren Branntwein zu geben, wogegen er – natürlich nur im Scherze – das Bajonett herausriß und das Mädchen damit an der Achsel verwundete. Und doch war dieser Ehrenmann der erste, der am nächsten Morgen wieder in diesem Hause erschien und sich dadurch geneigt erklärte, den ihm zugefügten Schimpf zu übersehen und den Vorfall der Vergessenheit anheimzugeben.«
    »Der Verbrauch von Tabak«, fährt Herr Pickwick fort, »muß in diesen Städten sehr groß sein, wie auch der Geruch desselben, der die Straßen erfüllt, denen, die das Rauchen sehr lieben, ungemein angenehm sein mag. Ein oberflächlicher Beobachter würde sich vielleicht über den Schmutz in denselben beschweren; wenn man jedoch in Betracht zieht, daß er nur ein Beweis von dem lebhaften und blühenden Handelsverkehr ist, so kann man sich natürlich nur darüber freuen.«
    Punkt fünf Uhr kam der Fremde und bald nachher das Mittagessen. Er hatte sich seines Löschpapierpaketchens entledigt, ohne daß jedoch eine Veränderung in seinem Anzuge vorgegangen wäre; auch war er womöglich noch geschwätziger als je.
    »Was ist das?« fragte er, als der Kellner den Deckel von einer der Schüsseln entfernte.
    »Seezungen, Sir.«
    »Seezungen – ah! – kapitale Fische – kommen alle von London – Postwageneigentümer geben politische Diners – Wagen voll Seezungen – Dutzende von Körben – pfiffige Burschen. Glas Wein, Sir?«
    »Mit Vergnügen«, sagte Herr Pickwick.
    Und der Unbekannte trank zuerst mit Herrn Pickwick, dann mit Herrn Snodgraß, dann mit Herrn Tupman, dann mit Herrn Winkle, und dann auf die Gesundheit der ganzen Gesellschaft – all dies fast ebenso schnell hintereinander, als er sprach.
    »Teufelslärm auf der Treppe, Kellner,« sagte der Fremde – »Bänke hinauf – Zimmerleute herunter – Lampen, Gläser, Harfen. – Was gibt’s denn?«
    »Einen Ball, Sir«, versetzte der Kellner.
    »Gesellschaftsball – wie?«
    »Nein, Sir, kein Gesellschaftsball – einen Ball für wohltätige Zwecke, Sir.«
    »Wissen Sie nicht, Sir, ob viele schöne Damen in der Stadt sind?« fragte Herr Tupman angelegentlich.
    »Prächtig – kapital. Kent, Sir – alle Welt spricht von Kent – Äpfel, Kirschen,
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