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DEIN LETZTER TANZ

DEIN LETZTER TANZ

Titel: DEIN LETZTER TANZ
Autoren: DANA KILBORNE
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unterrichteten, nicht selten aber hatte Donna auch für die Dauer ihres Aufenthaltes in eine umliegende Schule gemusst. Und das war für sie immer besonders schwer gewesen: die Eingewöhnung in eine neue Klasse, die vielen Kids, die sie nicht kannte, und dann der Abschied, wenn sie gerade Anschluss gefunden hatte – keine einfachen Situationen für ein schüchternes Mädchen wie Donna. Und auch das Thema Jungs war ein Problem. Noch nie war sie lange genug an ein und demselben Ort geblieben, um sich wirklich verlieben zu können.
    Aber das war längst nicht alles, was sie manchmal ziemlich nervte. Außerdem gab es da noch viele andere Kleinigkeiten. Vor allem fiel es ihr oft schwer, auf ihre Figur zu achten. Sich einfach mal richtig satt zu essen und sich auch mal Schokolade zu gönnen, das konnte sie sich einfach nicht erlauben, denn als Seiltänzerin musste sie streng auf ihr Gewicht achten.
    Doch all die Schwierigkeiten hatten nie etwas an der Tatsache ändern können, dass Donna das Zirkusleben und ihren Job als Seiltänzerin einfach liebte. Sie war froh, dieses Talent zu haben. Und sie wollte einmal genauso gut werden wie ihre Mutter, die auch schon als Kind mit dem Seiltanzen angefangen hatte. Es war wirklich das Größte für Donna, von der Manege aus die staunenden Blicke der Zuschauer zu sehen, und wenn dann der begeisterte Applaus aufkam, schlug ihr Herz immer wie verrückt.
    Und deshalb verstand sie auch nicht, dass ihre Eltern ausgerechnet jetzt nicht mehr wollten, dass sie weitermachte. Als Kind hatte sie ab und zu den Wunsch verspürt, nicht mehr so viel durch die Welt reisen zu müssen, ja – aber jetzt irgendwo sesshaft werden? Wo sie endlich achtzehn war und die schwierigste Zeit hinter sich gebracht hatte? Nein, das kam für sie überhaupt nicht infrage. Sicher wusste sie, dass es dem Zirkus im Moment nicht allzu gut ging. Es gab finanzielle Probleme, und niemand konnte vorhersagen, wie es weitergehen würde – doch Donna hatte nicht vor, jetzt zu kneifen und ihre Eltern im Stich zu lassen, die sich wahrscheinlich im Grunde wünschten, dass ihre Tochter die Familientradition fortsetzte, auch wenn sie das im Augenblick nicht zugeben wollten. Aber irgendwann werden sie mir dafür dankbar sein, dachte Donna. Sie hoffte sehr, dass sie mit damit richtiglag.
    „So, dann zeig uns doch mal, was du drauf hast“, sagte Donnas Vater zum ersten Bewerber. Scheinwerfer beleuchteten die Manege des Zirkuszeltes und tauchten den dunkelhaarigen, schwarz gekleideten jungen Mann namens Gavin in gleißendes Licht. Sofort begann er mit seiner Show. Dazu blies er zunächst einen durchsichtigen großen Luftballon auf. Während Gavin den nun mit der linken Hand festhielt, nahm er mit der rechten eine sehr lange, dicke und spitze Nadel, mit der er nun den Ballon durchstach, ohne dass der zerplatzte.
    Donna lächelte. Diesen Trick hatte sie als Kind mal im Fernsehen gesehen, konnte sich aber nicht erklären, wie er funktionierte. Sie klatschte in die Hände.
    Als Nächstes präsentierte Gavin einen schwarzen Zylinder, aus dem er, obwohl er ihn vorher als leer vorgezeigt hatte, massenweise Blumen, Girlanden und bunte Tücher zog. Dabei unterhielt er die Zuschauer mit flotten Sprüchen so gut, dass Donna immer wieder lachen musste. Es machte einfach Spaß, ihm zuzuschauen. Zu guter Letzt nahm er eine kleine Kerze zur Hand und hielt sie so fest, dass jeder sie genau sehen konnte. Plötzlich gab es einen lauten Knall, und die Kerze verwandelte sich blitzartig in einen riesigen bunten Blumenstrauß.
    Einfach unfassbar, dachte Donna fasziniert.
    Gavin verbeugte sich, während das Publikum klatschte.
    „Nicht schlecht!“ Mr. Carrigan war begeistert. „Ich muss sagen, bisher habe ich nicht viel von Zauberei gehalten, aber du hast mich voll und ganz überzeugt. Was sagt ihr, Leute?“ Aus allen Ecken des Zuschauerraums erklang gemurmelte Zustimmung. Kein Mitglied der Zirkustruppe hatte es sich nehmen lassen, zur Probevorstellung der Bewerber zu kommen. Und die Show, die Gavin ihnen geliefert hatte, war wirklich ein toller Auftakt. Das musste auch Donna sagen, die noch immer ganz hin und weg war. Wie Gavin das wohl gemacht hatte? Zauberei hatte sie schon immer interessiert. Nicht nur die großen Täuschungen, sondern auch die kleinen Tricks, die keine Technik, sondern viel Fingerfertigkeit erforderten.
    Doch sie kam nicht dazu, weiter über Gavins Zaubertricks nachzudenken, denn als Nächstes betrat ein bulliger Typ die Manege,
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