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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich
Autoren: Mary Higgins Clark
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sagen und ihnen Hoffnung machen wollte. Sie ging einen
weiteren Handel mit dem lieben Gott ein. »Laß das ihr Wunder
sein. Laß die Polizei von Harrisburg Laurie finden, dann werde
ich mich immer um Laurie kümmern.«
Sie rannte die Treppe hinauf, um ihrer Mutter und ihrem
Vater von dem Anruf zu erzählen.
7
    Kurz nachdem sie den Schnellimbiß verlassen hatten, machte
der Wagen Probleme. Jedesmal, wenn sie langsamer wurden,
stotterte der Motor und starb dann ab. Als es das dritte Mal
passierte, sagte Opal: »Wenn er ganz den Geist aufgibt und ein
Bulle kommt, mußt du vorsichtig sein. Er könnte ihretwegen
Fragen stellen.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf
Laurie.
    Bic forderte sie auf, eine Autowerkstatt zu suchen und von
der Straße abzubiegen. Als sie eine fanden, befahl er Laurie,
sich auf den Boden zu legen, und häufte Abfallsäcke, die mit
alten Kleidern gefüllt waren, über sie.
    An dem Wagen mußte eine größere Reparatur vorgenommen
worden; er würde erst am nächsten Tag fertig sein. Neben der
Werkstatt war ein Motel.
    Sie fuhren hinüber. Bic ging hinein und kam mit dem
Schlüssel zurück. Laurie wurde hastig ins Zimmer geschoben,
und Bic fuhr den Wagen zur Werkstatt zurück. Anschließend
saßen sie den Rest des Nachmittags vor dem Fernseher. Bic
brachte zum Abendessen Hamburger. Laurie war
eingeschlafen, als das Programm über die vermißten Kinder
kam. Sie wachte auf und hörte Bic fluchen. Laß die Augen
lieber zu! warnte sie eine Stimme. Sonst wird er es dich büßen
lassen.
    »Die Kassiererin hat sie gesehen«, hörte sie Opal noch
sagen. »Wir müssen sie loswerden.«
Am nächsten Nachmittag ging Bic den Wagen holen. Als er
zurückkam, setzte er Laurie auf das Bett und preßte ihr die
Arme an den Leib. »Wie heiße ich?« fragte er sie.
»Bic.«
Er deutete mit einer Kopfbewegung auf Opal. »Und sie?«
»Opal.«
»Ich möchte, daß du das vergißt. Ich möchte, daß du uns
vergißt. Du darfst nie über uns reden. Verstehst du das, Lee?«
Laurie verstand nicht. Sag ja, flüsterte eine Stimme
ungeduldig. Nicke mit dem Kopf und sag ja.
»Ja«, sagte sie leise und spürte, wie ihr Kopf nickte.
»Erinnerst du dich, wie ich dem Huhn den Kopf
abgeschnitten habe?« fragte Bic.
Sie schloß die Augen. Das Huhn war im Garten
herumgetaumelt, und das Blut war ihm aus dem Hals geströmt.
Dann war es ihr auf die Füße gefallen. Sie hatte zu schreien
versucht, als das Blut über sie spritzte, aber es war kein Laut
herausgekommen. Danach war sie nie wieder in die Nähe der
Hühner gegangen. Manchmal träumte sie, daß das kopflose
Huhn hinter ihr herrannte.
»Erinnerst du dich?« fragte Bic und preßte ihr die Arme
noch fester an den Leib.
»Ja.«
»Wir müssen weggehen. Wir werden dich an einer Stelle
zurücklassen, wo man dich finden wird. Wenn du je irgend
jemandem meinen Namen oder Opals Namen oder den Namen,
den wir dir gegeben haben, sagst oder wo wir gewohnt haben
oder irgend etwas, was wir miteinander getan haben, dann
komme ich mit dem Hühnermesser und schneide dir den Kopf
ab. Verstehst du das?«
Das Messer. Lang und scharf und mit Hühnerblut beschmiert.
»Versprich mir, daß du niemandem etwas sagen wirst«,
verlangte Bic.
»Ich verspreche es«, murmelte sie verzweifelt.
Sie stiegen in den Wagen. Wieder zwangen sie sie, sich auf
den Boden zu legen. Es war so heiß. Die Mülltüten klebten an
ihrer Haut.
Als es dunkel war, hielten sie vor einem großen Gebäude an.
Bic zog sie aus dem Wagen. »Das ist eine Schule«, sagte er.
»Morgen früh werden eine Menge Leute kommen und Kinder,
mit denen du spielen kannst. Bleib hier und warte auf sie.«
Sie zuckte vor seinem Kuß und seiner heftigen Umarmung
zurück. »Ich bin ganz verrückt nach dir«, sagte er, »aber denk
daran, wenn du ein Wort über uns sagst…« Er hob den Arm,
schloß die Faust, als würde er ein Messer halten, und machte
eine Bewegung, als wollte er ihr den Hals abschneiden.
»Ich verspreche es«, schluchzte sie, »ganz bestimmt.«
Opal gab ihr eine Tüte mit Keksen und eine Cola. Laurie sah
ihnen nach, wie sie wegfuhren. Sie wußte, daß sie
zurückkommen und ihr weh tun würden, wenn sie nicht
hierblieb. Es war so finster. Im nahegelegenen Wäldchen
konnte sie Tiere umherhuschen hören.
Laurie drückte sich an die Tür des Gebäudes und schlang
sich die Arme fest um den Leib. Den ganzen Tag über war ihr
heiß gewesen, aber jetzt fror sie, und sie hatte solche Angst.
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