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Das Vermächtnis von Erdsee

Das Vermächtnis von Erdsee

Titel: Das Vermächtnis von Erdsee
Autoren: Ursula K. Leguin
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Zusammenstellung und Erläuterung von Zaubern, die ein Magier oder eine Dynastie von Magiern gewirkt haben) gibt es gewöhnlich nur ein einziges Exemplar. Häufig ist es von großer Wichtigkeit, dass die Worte eines solchen Handbuchs nicht laut ausgesprochen werden.
    Die Osskilen verwenden hardische Runen, um ihre Sprache niederzuschreiben, da sie vorwiegend mit hardischsprachigen Ländern zu tun haben.
    Die Kargs haben eine tiefe Abneigung gegen jede Form der Schrift, die bei ihnen als verhext und krankhaft gilt. Sie halten komplexe Vorgänge und Ereignisse durch Weben in unterschiedlichen Farben und Garnstärken fest, und sie sind fähige Mathematiker, ausgehend vom Zwölfersystem; erst seit die Guten Könige an die Macht kamen, haben sie damit begonnen, überhaupt eine Art der Symbolschrift zu verwenden, und auch das nur sporadisch. Staatsbeamte und Händler des Kargadreiches haben die hardischen Runen mit einigen Vereinfachungen und Zusätzen für Handelsgeschäfte und diplomatische Angelegenheiten für das Kargische nutzbar gemacht. Aber kein kargischer Priester lernt schreiben, und viele Kargs streichen die niedergeschriebenen hardischen Runen immer leicht durch, um die darin lauernde Hexerei zu bannen.

G eschichte
     
    Eine Anmerkung zur Zeitrechnung: Viele Inseln haben ihre eigene Zeitrechnung. Am weitesten verbreitet ist jedoch der auf der Geschichte von Havnor fußende Kalender, der die Zeitrechnung mit Morreds Thronbesteigung beginnen lässt. Dieser Zeitrechnung nach entspricht die >Gegenwart< der folgenden Erläuterungen dem Jahr 1058 im Archipelkalender.
     
    Die Anfänge
     
    Alles, was wir über die Anfänge von Erdsee wissen, ist den Gesängen und Liedern zu entnehmen, die durch die Jahrhunderte hindurch mündlich überliefert wurden, noch bevor man sie schriftlich festhielt.
    Die Erschaffung tas, das älteste und heiligste Gedicht in hardischer Sprache, ist mindestens zweitausend Jahre alt. Seine einunddreißig Strophen erzählen, wie Segoy am Anfang der Zeiten die Inseln der Erdsee aus dem Meer hob und alle Dinge erschuf, indem er sie in der Sprache des Erschaffens benannte, der Sprache, in der auch das Gedicht erstmals gesprochen wurde.
    Das Meer ist jedenfalls älter als die Inseln, heißt es zumindest in den Liedern.
     
    Bevor das strahlende Ea da war, bevor Segoy
    die Inseln ins Dasein rief,
    wehte der Morgenwind über die See...
     
    Und die Urmächte der Erde, wie sie sich auf dem Rokkogel manifestieren, im Immanenten Hain, bei den Gräbern von Atuan, in Terrenion oder bei den Lippen von Paor und an vielen anderen Orten, könnten ebenso alt sein wie die Erde selbst.
    Möglicherweise ist oder war Segoy eine der Ur-mächte der Erde. Möglicherweise ist Segoy ein Name für die Erde selbst. Manche halten Drachen oder bestimmte Drachen oder bestimmte Menschen für Erscheinungsweisen von Segoy. Gesichert ist aber lediglich, dass der Name Segoy eine alte, ehrerbietige Anrede ist, die von dem hardischen Verb seoge abgeleitet ist und >machen, formen, willentlich ins Dasein treten< bedeutet. Von derselben Wurzel stammt auch das Substantiv es ege ab, Schöpferkraft, Atem, Poesie<.
    Die Erschaffung Eas bildet die Grundlage der Erziehung im Archipel. Im Alter von sechs oder sieben Jah
    ren haben alle Kinder diese Ballade schon einmal gehört und damit angefangen, sie auswendig zu lernen. Einem Erwachsenen, der die Ballade nicht auswendig kann, um sie mit anderen gemeinsam aufzusagen oder zu singen, wird dies als Ungebildetheit angelastet. Im Winter und Frühjahr wird die Ballade eingeübt und jedes Jahr vollständig zur Aufführung gebracht, und zwar beim Langtanz, dem traditionellen Sommersonnwendfest.
    Ein Zitat aus der Erschaffung Eas habe ich dem Roman Der Magier der Erdsee vorangestellt:
    Nur aus dem Schweigen ward das Wort,
    Nur aus dem Dunkel ward das Licht,
    Nur aus dem Tod ward das Leben:
    Hell ist der Flug des Falken,
    In der Weite des Himmels.
     
    Und in Tehanu wird der Anfang von der Erschaffung zitiert:
    Das Erschaffen des Vernichtens,
    Das Ende des Anfangs,
    Wer kann es sicher wissen?
    Was wir kennen, ist der Weg zwischen ihnen,
    Den wir betreten, wenn wir fortgehen.
    Unter allen jetzt wiederkehrenden Wesen,
    Der Älteste, der Türhüter, Segoy...
    Und die letzte Zeile der ersten Strophe:
    Dann brach aus dem hellen Schaum Ea.
     
    Die Geschichte des Archipels
     
    Die Könige von Enlad
    Die beiden ältesten überlieferten Epen oder historischen Texte sind Die Heldentaten von Enlad sowie
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