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Das verlorene Ich

Das verlorene Ich

Titel: Das verlorene Ich
Autoren: Vampira VA
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Fremden?
    Sie zitterte leicht. Ihre Hände wurden feucht, während die Tro-ckenheit in ihrem Mund zunahm.
    »Nein. Kein Gepäck«, sagte sie.
    Schulterzuckend startete der nicht einmal sonderlich attraktive Fahrer den Motor und lenkte sein Taxi auf die Ausfallstraße, die vom Flughafen Richtung Innenstadt führte.
    »Sie leben in Sydney?« fragte der Mann.
    Leben?
    Liliths Miene hätte ihn erschreckt, wenn, er sie in diesem Moment betrachtet hätte.
    Leben ...
    »Ich suche keinen Unterhalter - nur jemanden, der mich zur Pad-dington Street fährt!« fuhr sie den Mann an, der kaum wußte, wie ihm geschah. »Wenn Sie dazu nicht auch stumm in der Lage sind, kann ich .«
    Er lächelte und nickte verbissen. »Schon gut, Lady, so ein Flug ist stressig. Ich halt' schon meinen vorlauten Schnabel. Niemand könnte sie verschwiegener ans Ziel Ihrer Wünsche bringen .«
    Er hielt sein Gelöbnis. Eisern.
    Dennoch wurde Lilith mit jeder Meile, die das Taxi zurücklegte, nervöser.
    333, Paddington Street.
    Was, bei allen Göttern, würde sie dort erwarten?
    *
    Paris
    Die Streifschußverletzung an Hector Landers' Arm war so rasch verheilt, daß er dabei hätte zusehen können. Wenn er nicht einzig damit beschäftigt gewesen wäre, sich zurückzuziehen. Kein Zweifel -Giordan Vautier kannte ihn; aber er schien ganz und gar keinen Narren an ihm gefressen zu haben.
    Als Vautiers Wagen draußen vor dem Haus vorgefahren war, hatte Simone ihren Gast fortgezerrt. Hin zu einer unscheinbaren Tür unter der Treppe und hinab in einen feuchten Keller, ebenso düster wie weitverzweigt. Dort wiederum hatte sie ihm eine versteckte Tür gewiesen, durch die er in die Pariser »Unterwelt« entwischen konnte.
    »Ganz wie damals«, hatte Simone geflüstert. Und einmal mehr hatte Landers nicht gewußt, wovon sie sprach. Auch dann nicht, als sie ihm die Adresse genannt hatte, zu der er gehen sollte und wo sie ihn später treffen wollte. Er bräuchte dazu nur den Markierungen an den Kanalwänden folgen. Die erste davon hatte sie ihm noch gewiesen. Die eingeritzten Wegzeichen waren so unscheinbar, daß sie nur dann auffielen, wenn man von ihrer Existenz wußte.
    Dann war Simone eilends entschwunden.
    Und Landers war ihr gefolgt.
    Die geheimnisvollen Andeutungen, die Simone gemacht hatte, auch über diesen Vautier, mochten zwar vage gewesen sein, aber sie waren Hector Landers doch vielversprechend erschienen. Zumindest im Vergleich zu dem, was er bisher über seine eigene Vergangenheit in Händen hielt - und das war so gut wie nichts.
    Durch eine weitere Tür war er aus dem Keller gelangt, über eine schmalere Treppe hinauf in die erste Etage. Dort hatte er die kurze Unterhaltung zwischen Simone und ihrem Besucher, einem älteren Herrn von durchaus beeindruckender Erscheinung, verfolgen können.
    Als Vautier sich schließlich zum Gehen gewandt hatte, war Landers hervorgetreten und hatte ihn zurückgerufen. Er mußte ihm ein paar Fragen stellen, denn er spürte förmlich, daß Vautier Antworten kannte.
    Und nun befand er sich doch auf der Flucht.
    Womöglich hätte er es ja geschafft, diesen Vautier zu überwältigen. Aber in Anbetracht der Tatsache, daß der andere bewaffnet war, schien es ihm wenig ratsam. Er würde einen anderen Zeitpunkt und einen anderen Weg finden müssen, um sich mit Giordan Vau-tier zu unterhalten und herauszufinden, welche Verbindung zwischen ihnen bestand und was es mit Simone auf sich hatte.
    Rasch und lautlos wie ein Schatten war Hector Landers in das Kellergewölbe zurückgekehrt, und nun floh er durch die Kanalisation. Er empfand als unwürdig, was er da tat; neben ihm schäumten stinkende Abwässer durch die Kanäle, die Stege zu beiden Seiten waren kaum breit genug, um darauf zu gehen - zumal er sie mit unzähligen Ratten teilen mußte, die entweder mutig oder blöde genug waren, nicht zur Seite zu weichen, wenn Landers auf sie zukam. Einige folgten ihm fiepend, andere trat er beiseite, wo sie in der erbärmlich stinkenden Brühe versanken, jedoch nur, um ein Stück abwärts wieder aufzutauchen und sich ihm erneut in den Weg zu stellen.
    Die Wegmarkierungen führten Hector Landers scheint's kreuz und quer durch das unterirdische Labyrinth. Die Orientierung hatte er schon bald verloren, alles glich sich hier unten in einem Maße, daß er das Gefühl hatte, endlos im Kreis zu laufen.
    Dann endlich wies eine der Markierungen nach oben. Rostige, schmierige Trittstufen, die in die Wand eingelassen waren, führten hinauf. Winzige
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