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Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)

Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)

Titel: Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)
Autoren: Ulli Olvedi
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»Handauflegen« bei ihren Kindern erstaunliche Erfolge erzielen können, ist bekannt; die geistige Steuerung – der Wunsch, die Schmerzen selbst aufzunehmen und heilende Energie in die schmerzende Stelle zu leiten – scheint auf der materiellen Ebene zu wirken.
    Das Neue an Qi Gong war für mich die Präzision, mit der sich diese geistige Steuerung einsetzen lässt, und der Reichtum an Methoden, der sich in dieser uralten Kunst des Umgangs mit den verschiedenen Erscheinungsformen der »Lebensenergie« angesammelt hat. Über allen Vertrauensvorschuss hinaus, den ich dieser Methode entgegenbrachte, ergab sich sehr bald eine Gelegenheit, die Möglichkeiten des Qi Gong in einer Notsituation zu erproben. Kaum hatte ich mich mit ein paar Grundübungen annähernd vertraut gemacht, da entschloss sich mein Körper zu einem dramatischen Signal, dass er sich die übermäßige Beanspruchung, der ich ihn gewohnheitsmäßig aussetzte, nun nicht mehr länger gefallen lassen wolle. Ich wurde sehr krank.
    Meine Krankheit (»Vestibularisausfall«) sei, wie einer der Ärzte auf meine beharrlichen Fragen hin erklärte, ziemlich selten, und viel tun könne man da nicht, außer die anfänglichen dramatischen Symptome zu lindern. Es würde, so fügte er gelassen hinzu, gewiss sehr lange dauern, bis ich wieder in Ordnung sei, und ich würde möglicherweise nie wieder so gut funktionieren wie vorher. Genaueres ließe sich nicht sagen. Viele Patienten würden sich noch jahrelang mit den Nachwirkungen herumschlagen, und es sei möglich, dass ich meinen Beruf (freischaffende Journalistin und Buchautorin) für lange Zeit nicht ausüben könne …
    In einem Krankenhausbett am Tropf hängend, unfähig zu jeder Bewegung, war die einzige Aktivität, die mir blieb, geistiger Art. Die Gelegenheit war, von einem unvoreingenommenen Standpunkt aus betrachtet, überaus günstig: Ich hatte die beste Motivation und viel Zeit, die paar Grundübungen des Stillen Qi Gong, die ich gelernt hatte [3]   , anzuwenden.
    Ich kann nicht sagen, dass ich eine unmittelbare körperliche Heilwirkung verspürte, jedenfalls nicht in der Weise, wie man etwa die Wirkung einer Schmerztablette erlebt. Das hatte ich auch nicht erwartet, und der Qi-Gong-Meister hatte nichts Derartiges versprochen. Aber es war zunächst schon eine sehr große Erleichterung, dass ich überhaupt die Möglichkeit hatte, aktiv etwas für meine Heilung tun zu können und nicht nur hilflos dazuliegen und auf die Kunst der Ärzte zu hoffen, die in diesem Fall offensichtlich zu wünschen übrig ließ.
    Meine Krankenhaustage waren ausgefüllt mit inneren Qi-Gong-Übungen, die sich ohne weiteres im Liegen ausführen ließen. Es dauerte nicht lange, bis ich begann, die Bewegung des Qi wahrzunehmen – als eine Art von »Spüren« wie auch als eine Art von innerem »Sehen«. Meine emotionale Verfassung verbesserte sich mit dieser Praxis – bald hatte ich nicht mehr das Gefühl, ernsthaft »krank« zu sein. Zur Verwirrung der Ärzte pflegte ich bei der Visite auf die beiläufige Frage, wie es mir ginge, heiter zu antworten: »Meinem Körper geht es nicht so gut, aber meinem Geist geht es sehr gut.«
    Als ich nach etwa einer Woche in der Lage war, kleine Ausflüge in den sommerlichen Krankenhauspark zu wagen, wurde ich von einer ganz außergewöhnlichen Erfahrung überrascht. Es war, als wäre ich gestorben und in eine ganz neue Welt hineingeboren worden, die unendlich viel reicher an Licht, Farben, Formen und Tönen war als die mir bekannte. Ich war zutiefst ergriffen von der durchdringenden Schönheit und Intensität des Grüns der Bäume, dem in unendliche Ferne reichenden Blau des Himmels, der ahnungsvollen Tiefe der Schatten zwischen den Büschen. Das Plätschern des kleinen Flusses erinnerte mich an den begeisterten Ausspruch meines Sohnes im Kleinkindalter bei einem Spaziergang am Flussufer: »Wasser Musik!«. Offenbar erlebte ich die Welt, wie Kinder sie erleben – mit offenen Sinnen und ohne Voreingenommenheit. Es war ein zutiefst beglückender, klarer, in einer sehr stillen Weise ekstatischer Zustand. Und ich erinnere mich, dass ich ihn für mich selbst mit der Formulierung zu beschreiben versuchte: »Das Qi tanzt.«
    Aus der Distanz von Jahren wüsste ich auch heute keine passendere Definition zu geben. Durch das häufige Üben war wohl ein Prozess der Bewusstseinsintensivierung angeregt worden, der möglicherweise mit der im Taoismus beschriebenen »Transformation« [4]   zusammenhing.
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