Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit
Autoren: Santiago García-Clairac
Vom Netzwerk:
die Buchstaben aus den Büchern?“, frage ich.
    „Woher denn sonst?“, sagt Sombra. „Sie kommen aus den Büchern, die unter den Trümmern begraben sind. Sie wollen dich begrüßen. Du bist so etwas wie ein Heiliger für sie.“
    Ich betrachte sie schweigend und genieße das Schauspiel.
    „Sombra, diese Buchstaben …“
    „Was?“
    „Sie sind irgendwie etwas Besonderes, nicht wahr?“
    „Alle Buchstaben sind etwas Besonderes, Arturo.“
    „Ich meine damit, dass die hier mit einer besonderen Tinte geschrieben wurden.“
    „Kann schon sein.“
    „Mit der Tinte, die Arquimaes aus kristallklarem Wasser und schwarzem Staub hergestellt hat! Und das Wasser und der Staub stammen aus der Grotte unter uns …“
    „Das kann niemand mit Sicherheit sagen.“
    „Aber auch das Gegenteil kann niemand behaupten, oder?“
    „Nein, das nicht. Und schon gar nicht dir gegenüber, denn du bist Teil des Geheimnisses.“
    „Apropos Geheimnis: An dem Abend, als die Bombe explodiert ist, habt ihr da das Wiederbelebungsritual mit Norma zu Ende durchgeführt?“
    „Zu Ende? Aber, Arturo, das hat kein Ende! Was begonnen ist, ist begonnen.“
    „Versteh ich nicht.“
    „Wenn es jemand in Gang setzt, kann keiner es mehr aufhalten. So steht es im Pergament. Die Sonne geht jeden Morgen auf, und selbst wenn es eine Sonnenfinsternis gibt, hört die Welt nicht auf, sich um sie zu drehen. Was begonnen wird, bewegt sich unaufhaltsam auf sein Ende zu. Das ist unvermeidlich.“
    „Willst du damit behaupten, dass Norma sich nach und nach in meine Mutter verwandeln wird?“
    „Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich weiß es nicht. Niemand weiß es. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass die Explosion uns mitten in der …“
    „Meinst du nicht, dass die Bombe explodiert ist, um euch von eurer Arbeit abzuhalten?“
    „Das Leben besteht aus lauter Zufällen, Arturo. Aber es gehorcht auch anderen Gesetzen, wie zum Beispiel dem Schicksal. Niemand kann sagen, warum die Bombe genau in dem Augenblick explodiert ist. Das wissen nur die, die sie geworfen haben.“
    Sombras Worte bringen mich ganz durcheinander. Ich weiß nicht, ob ich ihn richtig verstanden habe, aber ich glaube, er wollte damit sagen, dass wir das mit Norma wissen werden, wenn es so weit ist … oder dass wir es niemals erfahren werden.
    Draußen werfe ich noch einen Blick auf die Trümmer der Stiftung. Sie werden von den Scheinwerfern der Feuerwehr hell angestrahlt. Es ist ein gruseliges, fast apokalyptisches Bild. Die Bombe hat die Stiftung zum größten Teil zerstört, und ich fürchte, dass nichts anderes übrig bleiben wird, als sie ganz abzureißen.
    Rrriiiing! Rrriiing!
    „Hallo?“
    „Arturo? Ich bin’s, Escoria.“

XIX
    W AISE UND W ITWER
    A RQUIMAES, A RMADIA, E ISENFAUST und andere Heeresführer der Schwarzen Armee betraten Demónicias Gemach. Königin Émedis Körper war noch warm.
    „Was ist geschehen?“, fragte der Alchemist mit bangem Herzen. „Wer hat das getan?“
    „Ich habe sie getötet!“, rief Alexia, die immer noch unter dem verderblichen Einfluss ihrer Mutter stand. „Ich war es!“ Sie zeigte auf Arturo. „Er hat meine Eltern umgebracht, und ich habe seine Mutter getötet!“
    Arquimaes sah sie lange schweigend an.
    „Du hast den Schwur des Drachen gebrochen“, sagte er schließlich. „Du hast den Drachenbuchstaben, den du auf deiner Stirn trägst, verraten. Das ist das Schlimmste, was du tun konntest!“
    „Es war ein Unfall, sie kann nichts dafür“, verteidigte Arturo die Prinzessin. „Demónicia hat sie verhext!“
    „Und du wagst es noch, für sie einzutreten?“, schrie Leónidas. „Sie ist genauso verdorben wie ihre Eltern!“
    „Sag so etwas nicht, Leónidas, mein Freund“, rügte ihn Arquimaes. „Möglicherweise hat Arturo recht. Es kann ein Unfall gewesen sein … oder Hexerei!“
    „So ist es, Vater“, beteuerte Arturo. „Alexia hat versucht, mich zu töten, nicht die Königin. Ich versichere Euch, dass sie nicht die Absicht hatte, Émedi zu töten. Und auch mich wollte sie nicht wirklich umbringen.“
    „Stimmt das, Alexia?“, fragte der Weise das Mädchen.
    Alexia zögerte mit der Antwort. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich für ihre schreckliche Tat entschuldigen sollte. Demónicias Zauberspruch lag unerbittlich auf ihr. Einerseits wollte sie ihr Verbrechenbereuen, andererseits jedoch konnte sie auf ihren Wunsch nach Rache nicht verzichten. Etwas in ihr bestand darauf, die feindselige Haltung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher