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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
Autoren: Robert Jordan
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Notwendigkeiten oder ein imaginäres höheres Gut gelten. Aber wenn sie recht hatten, dann war es den Preis wert, den sie zahlten. Bitte, mochte das Licht dafür sorgen, dass sie recht hatten!
    »Seid ihr blind und taub?«, fauchte Pevara und drohte Yukiri mit dem Eidstab. »Sie hat sich geweigert, den Eid, niemals ein unwahres Wort zu sprechen, erneut zu schwören, und nach allem, was wir bereits gemacht haben, muss mehr dahinterstecken als nur der dumme Stolz einer Grünen Ajah. Als ich sie abgeschirmt habe, wollte sie mich erstechen! Hört sich das nach Unschuld an? Tut es das? Vielleicht wollten wir ja nur mit ihr sprechen, bis unsere Zungen vertrocknen, warum hätte sie etwas anderes annehmen sollen! Welchen Grund hätte sie, etwas anderes zu erwarten?«
    »Ich danke euch beiden, dass ihr das Offensichtliche zur Sprache bringt«, sagte Saerin trocken. »Yukiri, wir können jetzt nicht mehr zurück, dazu ist es zu spät, also können wir genauso gut weiter nach vorn gehen. Und Pevara, ich an Eurer Stelle würde nicht eine der vier Frauen der ganzen Burg anschreien, von der ich weiß, dass ich ihr vertrauen kann.«
    Yukiri errötete und richtete ihre Stola, während Pevara einen Hauch beschämt aussah. Einen Hauch, aber auch nicht mehr. Sie alle gehörten zu den Sitzenden, aber Saerin hatte zweifellos die Führung übernommen. Seaine war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Noch vor wenigen Stunden waren Pevara und sie zwei alte Freundinnen auf einer gefährlichen Suche gewesen, Frauen von gleichem Rang, die gemeinsam Entscheidungen trafen; jetzt hatten sie Verbündete. Eigentlich hätte sie für die zusätzlichen Gefährtinnen dankbar sein sollen. Aber sie befanden sich nicht im Saal und sie konnten bei dieser Angelegenheit nicht auf die Rechte der Sitzenden pochen. Die Hierarchien der Burg waren in den Vordergrund getreten, all die feinen und weniger feinen Unterscheidungen, wer im Gegensatz zu wem welchen Platz einnahm. Tatsächlich war Saerin beinahe doppelt so lang Novizin und Aufgenommene als die meisten anderen gewesen, und vierzig Jahre im Rang einer Sitzenden – länger als alle anderen Mitglieder des Saals – zählte eine ganze Menge. Seaine konnte sich glücklich schätzen, falls Saerin sie nach ihrer Meinung, geschweige denn nach ihrem Rat fragte, bevor sie eine Entscheidung traf. Es war albern, aber dieses Wissen stach wie ein eingetretener Dorn.
    »Die Trollocs zerren sie zum Kessel«, sagte Doesine plötzlich mit krächzender Stimme. Ein schrilles Wimmern entschlüpfte Talenes zusammengebissenen Zähnen; sie zitterte so schlimm, als habe sie Schüttelfrost. »Ich … ich weiß nicht, ob ich es schaffe … ob ich mich überwinden kann, sie …«
    »Weckt sie auf«, befahl Saerin, ohne die anderen auch nur zu beachten. »Hört auf zu schmollen, Yukiri, und macht Euch bereit.«
    Die Graue schenkte ihr einen wütenden Blick, aber als Doesine ihr Gewebe aus Macht auflöste und sich Talenes blaue Augen flatternd öffneten, wurde Yukiri vom glänzenden Schein Saidars umhüllt, und sie schirmte die auf dem Thron liegende Frau wortlos ab. Saerin gab hier die Befehle, und jeder wusste das, und damit war die Angelegenheit erledigt. Ein wirklich spitzer Dorn.
    Eine Abschirmung schien kaum nötig zu sein. Talenes Gesicht war eine vor Entsetzen verzerrte Fratze; sie keuchte und zitterte, als wäre sie zehn Meilen so schnell gelaufen, wie sie nur konnte. Sie sank noch immer in die weiche Oberfläche ein, aber ohne Doesines Wirken der Einen Macht passte sie sich ihr nicht mehr an. Talene starrte mit hervorquellenden Augen zur Decke, dann kniff sie sie zu. Und riss sie sofort wieder auf. Egal, welche Erinnerungen hinter ihren Lidern lagen, sie wollte sich ihnen auf keinen Fall stellen.
    Pevara rauschte mit zwei Schritten zum Thron und stieß der aufgewühlten Frau den Eidstab entgegen. »Talene, entsagt allen Eiden, die Euch binden, und legt die Drei Eide erneut ab«, sagte sie grob. Talene wich vor dem Eidstab zurück wie vor einer giftigen Schlange, dann zuckte sie in die andere Richtung, als sich Saerin über sie beugte.
    »Das nächste Mal ist es der Kessel. Oder die sanften Liebkosungen des Myrddraal.« Saerins Miene war unerbittlich, aber ihr Tonfall ließ sie vergleichsweise mitfühlend erscheinen. »Vorher werdet Ihr nicht erwachen. Und wenn das nicht reicht, wird es wieder geschehen, und dann noch einmal, so oft es nötig ist, und wenn wir bis zum Sommer hier unten bleiben müssen.« Doesine
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