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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Autoren: Robert Jordan
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Angst.
    Ihr Blick wanderte zu den Gemälden hinüber. Das eine bestand aus drei Holztafeln, die Bonwhin zeigten. Sie war die letzte Rote gewesen, die zum Amyrlin-Sitz erhoben worden war, vor über tausend Jahren, und sie war auch der Grund dafür, dass seither keine Rote mehr die Stola getragen hatte. Bis jetzt. Bis zu Elaida. Bonwhin, hochgewachsen und stolz, die den Aes Sedai befohlen hatte, Artur Falkenflügel zu manipulieren. Bonwhin, trotzig, auf der Weißen Mauer von Tar Valon, das von Falkenflügels Heer belagert wurde. Noch einmal Bonwhin, demütig auf den Knien vor dem Burgsaal, als sie ihr die Stola und den Stab abnahmen, weil sie beinahe die Burg zerstört hatte.
    Viele fragten sich, wieso Elaida das Triptychon aus dem Lager hatte holen lassen, wo es von einer dicken Staubschicht bedeckt gelegen hatte. Keine sprach sie wohl darauf an, doch sie hörte das Getuschel. Sie verstanden nicht, warum es notwendig war, sich ständig daran zu erinnern, welchen Preis man für sein Versagen zu entrichten hatte.
    Das zweite Gemälde entsprach der augenblicklichen Mode. Es war die Kopie der Skizze eines Künstlers aus dem fernen Westen, auf Leinwand, die man über einen Rahmen gespannt hatte. Es löste noch mehr Unbehagen unter den Aes Sedai aus, die es zu Gesicht bekamen. Zwei Männer kämpften in den Wolken miteinander, hoch droben am Himmel, mit Blitzen bewaffnet. Einer hatte ein Gesicht aus Feuer. Der andere war groß und jung und hatte rötliches Haar. Es war der Jüngling, der das Unbehagen auslöste und der Elaida immer wieder dazu brachte, die Zähne zusammenzubeißen. Sie wusste selbst nicht genau, ob es aus Zorn geschah oder um ein Zittern zu unterdrücken. Doch mit der Furcht konnte und musste sie fertigwerden. Selbstbeherrschung war alles.
    »Dann sind wir also fertig«, sagte Alviarin und erhob sich geschmeidig von ihrem Hocker. Die anderen taten es ihr nach, glätteten ihre Röcke und rückten die Stolen zurecht, um würdevoll hinausschreiten zu können. »In drei Tagen erwarte ich …«
    »Habe ich Euch erlaubt, zu gehen, Töchter?« Das waren die ersten Worte, die Elaida sprach, seit sie die anderen aufgefordert hatte, sich zu setzen. Sie blickten sie vollkommen überrascht an. Einige gingen zu ihren Hockern zurück, doch ohne jede Eile. Und ohne ein Wort der Entschuldigung! Sie hatte das zu lange durchgehen lassen. »Da Ihr nun schon steht, werdet Ihr so lange stehen bleiben, bis ich fertig bin.« Diejenigen, die schon beinahe wieder saßen, richteten sich verwirrt und unsicher auf. »Ich habe nicht gehört, dass jemand die Suche nach dieser Frau und ihren Begleitern erwähnte.«
    Nicht notwendig, den Namen dieser Frau zu erwähnen, Elaidas Vorgängerin. Sie wussten, wen sie meinte, und Elaida fiel es mit jedem Tag schwerer, auch nur an den Namen der früheren Amyrlin zu denken. Alle ihre augenblicklichen Probleme – alle! – gingen auf diese Frau zurück.
    »Das ist schwierig«, sagte Alviarin gelassen, »da wir ja das Gerücht ausgestreut haben, sie sei hingerichtet worden.« Die Frau hatte Eis statt Blut in den Adern. Elaida blickte ihr fest in die Augen, bis sie ein verspätetes »Mutter« hinzufügte. Doch auch das klang unterkühlt und beinahe nebensächlich.
    Elaidas Blick wanderte zu den anderen hinüber, und sie bemühte sich, in stählernem Tonfall zu sprechen: »Joline, Ihr seid verantwortlich für diese Suche und für die Untersuchung der näheren Umstände ihrer Flucht. In beiden Fällen höre ich immer wieder nur von Schwierigkeiten. Vielleicht wird eine tägliche Buße Euren Eifer fördern, Tochter. Schreibt auf, was Ihr passend fändet, und dann reicht es bei mir ein. Sollte ich es … für etwas zu sanft halten, werde ich es verdreifachen.«
    Jolines allgegenwärtiges Lächeln verflog auf der Stelle. Sie öffnete den Mund und schloss ihn dann unter Elaidas entschlossenem Blick wieder. Schließlich knickste sie tief. »Wie Ihr befehlt, Mutter.« Die Worte klangen gezwungen wie auch ihre Demut, aber für den Augenblick genügte es.
    »Und wie steht es mit dem Versuch, diejenigen zurückzuholen, die geflohen sind?« Wenn überhaupt möglich, klang Elaidas Stimme noch härter. Die Rückkehr der Aes Sedai, die geflohen waren, als man diese Frau abgesetzt hatte, würde bedeuten, dass sich wieder Blaue in der Burg befanden. Sie war sich nicht sicher, dass sie jemals einer Blauen würde trauen können. Aber andererseits konnte sie wohl sowieso keiner mehr trauen, die davongelaufen war,
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