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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß
Autoren: Christoph Bausenwein
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auf Rang zwei gelandet. Im DFB-Pokal gab es dann den ersten Titel für Uli Hoeneß: Beim Finale am 19. Juni 1971 besiegten die Bayern im Stuttgarter Neckarstadion den 1. FC Köln in der Verlängerung mit 2:1. Und am 3. November 1971 sorgte der »Jung-Siegfried« im Trikot des FC Bayern erstmals international für Aufsehen. Es war das Rückspiel im Achtelfinale des Europacups der Pokalsieger gegen den berühmten FC Liverpool. Auf der Insel hatte man dem Gegner ein respektables 0:0 abgetrotzt, und nun gab es im Stadion an der Grünwalder Straße ein fulminantes 3:1. Neben dem erneut in bekannter Manier treffsicheren Müller, der eine 2:0-Führung herausschoss, glänzte insbesondere der wieselflinke Hoeneß. Ein ums andere Mal entfleuchte er seinen Bewachern, und in der 57. Minute hämmerte er den Ball in vollem Lauf aus spitzem Winkel zum Endstand ins Netz.
    Der Amateurnationalspieler, der bei den Profis spielte, debütierte noch vor Olympia in der »richtigen« Nationalmannschaft. Bei diesem 2:0 gegen Ungarn in Budapest am 29. März 1972 teilten sich die beiden Newcomer des FC Bayern München den Sieg: Hoeneß 1:0, Breitner 2:0. Beide waren dann auch beim berühmten 3:1 gegen England im Wembley-Stadion von London dabei, dem ersten Sieg einer deutschen Nationalmannschaft im Mutterland des Fußballs. Hoeneß, der mit seinen Bayern eben erst im Halbfinale des Pokalsieger-Cups gegen die Glasgow Rangers gescheitert war, hatte Glück, zu diesem Viertelfinal-Hinspiel der laufenden Europameisterschaft überhaupt berufen worden zu sein: Wegen zahlreicher Sperren infolge des Bundesligaskandals waren einige der etablierten Nationalspieler ausgefallen. Und Hoeneß, der an diesem denkwürdigen 29. April so kraftvoll und entschlossen wie nie zuvor spielte, erzielte im zweiten Länderspiel seiner Karriere auch gleich seinen zweiten Treffer. Es läuft die 26. Minute: Dem Engländer Bobby Moore, einem der Helden des Endspiels von 1966, misslingt ein Pass, der Offenbacher Siggi Held sichert sich den Ball, läuft quer durch die englische Hälfte und passt zu dem an der Strafraumgrenze lauernden Uli Hoeneß. Der zieht aus der Drehung ab, der Ball wird noch vom Rücken eines Verteidigers abgefälscht, Banks streckt sich vergeblich – Tor. »Ich war in einem Freudentaumel«, konnte der Torschütze sein Glück kaum begreifen, und der »Kicker« jubelte: »Der Münchner ist ein Diamant!«
    Aufgrund seiner ausgezeichneten Leistung beim epochalen Sieg in Wembley hatte der junge Nationalspieler nun bei seinen Verhandlungen mit den Bayern allerbeste Karten. Im Poker um bessere Konditionen drohte er mit einem Verein, der, anders als die international geforderten Bayern, nur jeden Samstag antritt; dann hätte er nämlich Zeit für sein Studium. »Natürlich werde ich zuerst mit Herrn Neudecker sprechen, aber ich bin nach wie vor nach allen Seiten offen. Mich bindet viel an den FC Bayern, und wir haben einen Trainer, dem ich fast alles verdanke. Udo Lattek hat an mir festgehalten, als mich alle aus der Mannschaft haben wollten. Ohne ihn wäre ich nie nach Wembley gekommen.« Uli Hoeneß unterschrieb schließlich einen neuen Vertrag bei den Bayern, und er blieb auch in der Nationalmannschaft gesetzt. Dort lief es für ihn nun schlechter; sowohl beim 0:0 gegen die Engländer im Viertelfinal-Rückspiel wie beim 2:1 im Halbfinale gegen Belgien blieb er trotz gewohnt großen Laufpensums ohne echte Wirkung, oft kam er einen Schritt zu spät. Ähnlich war es auch beim 4:1 gegen die Sowjetunion, dem Freundschaftsspiel zur Einweihung des Olympiastadions in München. Beim 3:0 hatten Müller und er synchron ein Bein nach dem Ball gestreckt, der Torhüter Rudakow aus den Händen geflutscht war. Hoeneß riss die Arme empor und setzte zu einer Jubelrunde an, Sekunden später tauchte sein Name auf der Anzeigetafel auf. Wie dann die Zeitlupe verriet, hatte Müller den Ball zuletzt berührt; und während der »Bomber« nachträglich als Torschütze gelistet wurde, machte Hoeneß unrühmliche Schlagzeilen als »Toreklau«.
    Am 18. Juni, im Europameisterschaftsfinale in Brüssel, war erneut die Sowjetunion der Gegner, und erneut hatte sie der groß auftrumpfenden DFB-Elf, in der Uli Hoeneß sich als unermüdlicher Kämpfer auszeichnete, kaum etwas entgegenzusetzen. Deutschland gewann in beeindruckendem Stil mit 3:0 und wurde Europameister. »Die gesamten letzten Monate waren Traummonate für mich als Trainer«, sagte ein überglücklicher Bundestrainer Helmut
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