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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer
Autoren: Vadim Panov
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heißen Gebräu.
    »Guten Tag, Kommissar.« Franz de Geer nahm neben ihm Platz und stützte den Ellenbogen auf den Tresen. »Sie wollten mit mir reden?«
    »Guten Tag, Kapitän«, erwiderte Santiago höflich. »Danke, dass Sie gekommen sind.«
    »Es ist mir nicht leichtgefallen«, gab de Geer zu. »Trotzdem habe ich mich entschlossen zu kommen.«
    »Ich weiß das zu schätzen.« Santiago rückte seine Krawatte zurecht. »Glauben Sie mir, Kriegsmeister, es tut mir leid, dass alles so gekommen ist. Bogdan hätte lieber erzählen sollen, wie er an die Regeln des Traumarkans herangekommen ist. Oder er hätte sein Vorhaben rechtzeitig aufgeben müssen.«
    »Der Fehler war, dass er überhaupt damit begonnen hat.« Mit einem Kopfschütteln lehnte Franz Gonzos Angebot, ihm ein Bier zu bringen, ab. »Warum wolltest du mich treffen?«
    »Ich habe etwas für Sie.« Der Kommissar legte einen Ring mit einem kleinen, blutroten Rubin auf den Tresen. »Bogdans Gardistenring. Darin ist Ihr Name eingraviert, Franz.«
    »Ich weiß.« De Geer nahm den Ring und betrachtete ihn wehmütig. »Bogdan und ich haben die Ringe an dem Tag getauscht, an dem wir sie bekommen haben. Als wir Gardisten wurden.«
    »Seither ist viel Zeit ins Land gegangen«, erwiderte Santiago nach einer kurzen Pause. »Es hat sich einiges verändert. Haben Sie übrigens Tapira gesehen?«
    »Wir suchen sie, aber bislang erfolglos.« Franz steckte den Ring in seine Tasche. »War das alles?«
    »Im Prinzip ja. Ich würde nur noch gern wissen, warum Sie mich treffen wollten.«
    »Ich dich? Wie kommst du darauf?«, fragte der Kapitän argwöhnisch.
    »Sie haben sich überraschend schnell zu dem Treffen bereiterklärt, Franz«, sagte Santiago ruhig. »Bogdan war ein enger Freund von Ihnen, und es steht außer Frage, dass Sie seinen Tod mir anlasten. Trotzdem sind Sie hierhergekommen, obwohl Sie auch einen Vertreter hätten schicken können. Sie werden verstehen, dass mir das zu denken gibt.«
    Der Kriegsmeister schüttelte den Kopf: »Eines will ich hier einmal klarstellen, Naw: Meine Abneigung gegen dich hat keinen persönlichen Hintergrund. Ja, Bogdan war mein Freund, doch wenn irgendein anderer Gardist an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich genauso gehandelt. Du bist unser Feind, Santiago, und nützt jede Gelegenheit aus, um uns zu schwächen.«
    »Würdet ihr mir keinen Anlass dazu geben, hätten wir auch kein Problem.«
    Die Augen des Kriegsmeisters funkelten vor Zorn, doch er zwang sich ruhig weiterzusprechen.
    »Ich war mit der Strategie des Großmagisters während dieser Krise nicht einverstanden. Wir hätten unserem Ritter beispringen und darauf hinwirken müssen, dass du verurteilt wirst. Denn faktisch hast du gezielt gegen den Orden agiert.«
    »Ich habe Bogdan nicht nach dem Leben getrachtet«, parierte Santiago kühl. »Meine Söldner haben lediglich Olga beschützt.«
    »Wir wissen beide ganz genau, dass das nur ein Trick war. Vor einem Schiedsgericht der Herrscherhäuser kämest du damit nicht durch.«
    »Da bin ich anderer Meinung.« Der Kommissar trank seinen Kaffee aus. »Der Großmagister ist Realist. Ihm war klar, dass überhaupt nichts passiert wäre, wenn ihr Bogdan keinen Zugang zu verbotenen Zaubern gewährt hättet.«
    »Das haben wir nicht«, widersprach der Kapitän energisch. »Wir halten uns streng an die Konvention von Kitai-Gorod. Die Siegel des Buchs der verbotenen Zauber sind unversehrt.«
    »Woher hat le Sta dann erfahren, wie das Traumarkan funktioniert?«
    »Woher?« Franz zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus seiner Tasche hervor und legte es auf den Tresen. »Dieses Dokument haben wir in der Wohnung gefunden, die Bogdan für Tapira gekauft hat. Es war zwischen seinen Sachen versteckt. Kommt dir dieses Manuskript bekannt vor?«
    Der Kommissar entfaltete das vergilbte Pergament, und sein Blick gefror. Nur mit Mühe konnte er seine Emotionen zurückhalten.
    Die schnörkelige Schrift und die violette Tinte erkannte Santiago auf den ersten Blick. Es handelte sich um die exakten Instruktionen für das Traumarkan , geschrieben in einem alten Nawschen Dialekt. Unter dem Text waren zwei sich gegenübersitzende Eichhörnchen dargestellt.
    »Ist dir dieses Manuskript bekannt?«, wiederholte Franz mit Nachdruck.
    »Es ist mit meinem persönlichen Siegel versehen«, gab Santiago zerknirscht zu. »Das Dokument stammt aus meinem Archiv.«
    »Und wie hat Bogdan es in die Hände bekommen?«
    »Das weiß ich nicht.« Der Kommissar starrte
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