Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das nordische Dreieck

Das nordische Dreieck

Titel: Das nordische Dreieck
Autoren: Inka Loreen Minden
Vom Netzwerk:
handelte. Die »Kiddies«, wie Cain die noch sehr jungen Engel nannte – jung im Sinne von Engeljahren –, die nicht fliegen konnten, sondern sich wie gewöhnliche Menschen fortbewegten, hatten die Kiste nicht ins Lager bringen können. Cain hätte am liebsten jeden einzelnen von ihnen den Hals persönlich umgedreht, weil sie derart dumm gehandelt hatten, doch er konnte die jungen Engel auch irgendwie verstehen. Sie wollten eben beweisen, dass sie auch etwas draufhatten. Zum Glück war keiner von ihnen ernsthaft zu Schaden gekommen.
    Dann hatte die Excelsior Corporation von dem Kelchdiebstahl erfahren und darüber andere Aufgaben vernachlässigt. Verdammt!
    Nachdem er wieder zurück in den Keller geklettert war, fragte Cain: »Gibt es einen anderen Ort, wo Sie die restlichen sechs Fläschchen Drachenblut und die weiteren Zutaten aufbewahren können?«
    Der alte Chinese strich sich über den langen weißen Bart und nickte. »Wohl am besten, ich schließen erst einmal meine Laden. Alles soll in Bunker geschafft werden, bevor das Unheil hereinbricht über uns.« In seinen wässrigen Augen lagen Kummer und Sorge, sein ganzer Körper bebte. Er wusste als einer der wenigen eingeweihten Menschen, was geschehen würde, sollten sich ihre schlimmsten Vermutungen bestätigen, und dass dem Sonderkommando noch sechs Tage blieben, um den Kelch zu finden und ihn zu deaktivieren. Sechs Tage deshalb, weil der Kelch nur eine Zutat pro Tag aufnehmen konnte, insgesamt aber sieben brauchte, um ein magisches Gebräu herzustellen.
    Normalerweise operierte die Excelsior Corporation verdeckt, doch manchmal wurden auch Sterbliche eingeweiht, wie Mr Fang. Wesen wie Cain bewegten sich stets unauffällig unter den Menschen, weshalb sie in menschlichen Körpern steckten.
    »Ich gesagt, dass sieben Phiolen Drachenblut nicht gut«, murmelte Mr Fang in seinen Bart.
    Cain ging nicht darauf ein, da er wusste, dass die Sieben bei den Chinesen eine Unglückszahl war, obwohl sich auch in seinem Magen ein mulmiges Gefühl ausbreitete. »Okay, ich schicke Ihnen gleich ein paar Leute vorbei, die sich darum kümmern werden«, erklärte er, bevor er dem alten Mann die steile Kellertreppe nach oben in den Laden half und anschließend die Regalwand wieder vor die Tür schob, die den Zugang zum Keller verdeckte. Der Shop befand sich in einer Seitenstraße von Manhattan und wirkte eher unscheinbar – nur wer ihn kannte, kaufte hier ein.
    Tief inhalierte Cain den Duft verschiedener Gewürze und anderer Pflanzen, die überall im Geschäft aufgehängt waren. Wohin das Auge blickte, standen Gläser und Keramikschalen mit und ohne Deckel – es gab sogar getrocknete Insekten und welche, die noch lebten.
    Cain verabschiedete sich, doch bevor er ging, drückte ihm der Chinese einen kleinen, mit roter Farbe bestrichenen Kürbis, der an einer ebenso roten Schnur hing, in die Hand. »Glücksbringer für Gesundheit und Schutz«, sagte er mit bebender Stimme. »Den werden Sie brauchen.«

    Als Cain aus dem Laden trat, sperrte Mr Fang Cheng hinter ihm ab und Cain holte sein Smartphone aus der Tasche seiner Cargohose, um die Zentrale der Excelsior Corporation anzurufen. Den Glückskürbis steckte er in eine andere Hosentasche am Oberschenkel.
    Cain hatte keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen oder wo er suchen sollte. Er konnte nicht viel tun, nur wieder warten, bis der Kelchdieb das Artefakt erneut aktivierte. Dann musste er hoffen, diesmal schnell genug zu sein, um den Dieb zu schnappen.
    Je länger Cain darüber nachdachte, wer für die Diebstähle verantwortlich war, desto mehr Kopfzerbrechen bereitete ihm die Tatsache, dass es nur jemand gewesen sein konnte, der ihrer Organisation angehörte: Magier, Menschen, Engel und auch andere Wesen wie Elfen hatten es geschafft, sich nach strengsten Aufnahmeprüfungen der Corporation anzuschließen. Für Cain kamen jedoch nach wie vor nur Wesen in Betracht, die schon von Geburt an düstere Charaktereigenschaften besaßen, wie … Dämonen. Cains Gedanken kreisten unentwegt über die Unterweltler, die schon seit Urzeiten nach der absoluten Herrschaft strebten. Wegen ihnen würde Cain nie arbeitslos werden, denn seine Aufgabe war es, das Gleichgewicht der Mächte zu wahren. Sein ganzes Dasein als Engel galt der Dämonenabwehr. Ein harter Job, der stets seine volle Konzentration erforderte, doch leider auch verdammt eintönig war. Zum Glück hatte er seinen Kollegen Crispin, mit dem es nie langweilig wurde. Sie sahen sich zwar nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher