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Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Titel: Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Ludlum , Patrick Larkin
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müde klingende Stimme hinter ihm.
    Betreten lächelnd drehte Smith sich um. »Es kann ja nicht schaden, Valentin.«
    Eine behandschuhte Hand fest um eine schwarze Aktentasche geschlossen, trat Dr. Valentin Petrenko näher. Der russische Seuchenexperte war ein gutes Stück kleiner als Smith und kräftiger gebaut. Auf seiner Nase thronte eine Brille mit dicken Gläsern und die traurigen braunen Augen dahinter blinzelten nervös. »Danke, dass Sie bereit waren, mich hier zu treffen. Weit weg von der Konferenz, meine ich. Mir ist durchaus bewusst, dass ich Ihnen Umstände bereite.«
    »Machen Sie sich bloß keine Gedanken«, entgegnete Smith mit schiefem Grinsen. »Glauben Sie mir, das hier ist wesentlich angenehmer, als noch ein paar Stunden Kozliks neuesten Ausführungen über Typhus- und Hepatitis A-Epidemien irgendwo am Ende der Welt lauschen zu müssen.«
    Für einen Augenblick blitzte in Petrenkos wachsamen Augen ein Funken Heiterkeit auf. »Dr. Kozlik ist wirklich kein glänzender Redner«, stimmte er zu, »aber seine Theorien haben meist Hand und Fuß.«
    Smith nickte und wartete geduldig, dass sein Gesprächspartner darauf zu sprechen kam, warum er so nachdrücklich um dieses heimliche Treffen gebeten hatte. Er und Petrenko waren anlässlich einer großen internationalen Konferenz über neu auftretende Infektionskrankheiten in Osteuropa und Russland nach Prag gekommen. Tödliche, in den weiter entwickelten Ländern längst unter Kontrolle geglaubte Krankheiten hatten sich in einigen Teilen des ehemaligen Sowjetreiches wie Lauffeuer verbreitet. Schlechte hygienische Verhältnisse und öffentliche Gesundheitssysteme, die durch jahrzehntelange Vernachlässigung und den Zerfall der alten kommunistischen Ordnung zerstört worden waren, begünstigten diese Entwicklung.
    Beide Männer waren im Kampf gegen die drohende Gesundheitskrise stark engagiert. Jon Smith diente unter anderem als Experte für Molekularbiologie am U. S. Army Medical Research Institute of Infectious Diseases (USAMRIID), dem Medizinischen Forschungsinstitut für Infektionskrankheiten der US-Armee, in Fort Detrick, Maryland. Und Petrenko arbeitete als hoch geschätzter Facharzt für seltene Krankheiten in der Moskauer Zentralklinik. Die beiden Männer waren sich über Jahre beruflich immer wieder begegnet und hatten die Fähigkeiten und das Urteilsvermögen des jeweils anderen zu schätzen gelernt. Daher hatte Smith, als ein offensichtlich äußerst beunruhigter Petrenko ihn früher am Tag beiseitegenommen und um ein privates Treffen außerhalb der Konferenzräume gebeten hatte, ohne Zögern zugestimmt.
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Jon«, gestand der Russe schließlich. Er schluckte schwer. »Ich habe dringliche Informationen, die an fachkundige medizinische Behörden im Westen weitergeleitet werden müssen.«
    Smith sah ihn aufmerksam an. »Informationen? Worüber, Valentin?«
    »Über den Ausbruch einer Krankheit in Moskau. Einer neuen Krankheit … so etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte Petrenko leise. »Und ich habe Angst davor.«
    Smith lief ein kalter Schauer über den Rücken. »Sprechen Sie weiter.«
    »Den ersten Fall sah ich vor zwei Monaten«, erzählte Petrenko. »Ein Kind, ein kleiner Junge, kaum sieben Jahre alt. Er wurde wegen starker Schmerzen und anhaltend hohem Fieber eingeliefert. Zu Anfang hielten die Ärzte es bloß für eine gewöhnliche Grippe. Doch dann, urplötzlich, verschlechterte sich der Zustand des Jungen. Sein Haar begann auszufallen. Auf seinem Körper breiteten sich hässliche, blutende Wunden und schmerzhafter Ausschlag aus. Er wurde stark anämisch. Am Ende brachen ganze
Systeme – seine Leber, seine Nieren und letztlich sein Herz – einfach zusammen.«
    »Mein Gott!«, murmelte Smith, während er sich die schrecklichen Schmerzen vorstellte, die der kranke Junge hatte aushalten müssen. Er runzelte die Stirn. »Die Symptome hören sich schwer nach massiver Strahlenvergiftung an, Valentin.«
    Petrenko nickte. »Ja, genau das haben wir anfänglich auch gedacht.« Er zuckte die Achseln. »Doch wir konnten keinen Hinweis darauf finden, dass der Junge jemals radioaktivem Material ausgesetzt war. Weder Zuhause noch in seiner Schule noch irgendwo anders.«
    »Hat das Kind jemanden angesteckt?«, fragte Smith.
    »Nein«, antwortete der Russe, wobei er entschieden den Kopf schüttelte. »Niemand aus seiner Umgebung erkrankte. Weder seine Eltern noch seine Freunde oder das Krankenhauspersonal.« Er zog eine Grimasse.
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