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Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition)

Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition)

Titel: Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition)
Autoren: Christian Biesenbach
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dort aufhielten, Möwen die herumkreisten, landeten und wieder davon flogen.
    Da haben mit Sicherheit ein paar hundert Tiere einen Nistplatz gefunden. Ein verdammtes Vogelhaus ist das, mit jeder Menge Vogelscheiße …
    „Man hat mir gesagt, dass irgendwann jemand kommt, der die Sache zu Ende bringen wird“, riss ihn die Stimme des Reiseführers aus den Gedanken. Sem sah sich nicht um. „Was ist das für ein seltsamer Nebel bei dem Gebäude?“, fragte er stattdessen und starrte weiter aufs Meer. Der Mann stellte sich neben ihn und stemmte die Hände in die Hüften, dann nahm er die Frage dankend auf und begann zu referieren.
    „Interessant, dass Sie fragen. Das ist auch so eine Eigenart dieser Bruchbude. Hatte ich vorhin ganz vergessen zu erwähnen. Die Wellen brechen sich an der Sandbank mit unglaublicher Intensität. Wasser spritzt meterhoch, wird dabei zerstäubt und verdunstet im Sonnenlicht. Es ist eines der Phänomene, die ich bis heute nicht ganz begriffen habe. Bei schlechtem Wetter sieht man nichts dergleichen. Ich habe mir diesen Vorgang von ein paar Ortskundigen einige Male erklären lassen. Eine absolut eindeutige Erklärung haben die aber auch nicht. Es ist eine ganz seltsame Konstellation, die das Meer, die Sandbank und das Restaurant darauf bilden. Der Nebel ist an schönen Tagen teilweise so dicht, dass man es gar nicht richtig sehen kann. Ich hatte schon Touristengruppen bei strahlendem Sonnenschein, die haben kaum bis zum Ende des Steges gucken können. Das ist natürlich ärgerlich, weil das Gebäude eine der wenigen gruseligen Attraktionen ist, die Schouwen-Duiveland zu bieten hat. Ansonsten gibt es nämlich nur noch...“
    „Gut, gut“, unterbrach Sem ihn. Der Mann schien ein Schwätzer zu sein und hatte vermutlich seit Jahren nichts anderes getan, aber dafür hatte Van Taangen jetzt keine Zeit. „Sie wissen eine ganze Menge über Het Meeuwennest “, sagte er und der Dicke nickte, nicht ohne einen gewissen Stolz.
    „Ja, hatte auch genug Zeit in den letzten Jahren. Man muss wissen, hier passiert sonst nicht viel.“
    „Dann vermute ich, dass Sie Romdahl sind, Harry Romdahl ? Man hat mir gesagt, dass ich Sie hier finden würde“, erwiderte Sem, nachdem er einen letzten tiefen Zug von der Zigarette genommen und den Rauch langsam durch den Mund hatte entweichen lassen.
    „Das ist richtig. Ich bin Harry, wenn Sie nichts dagegen haben“, sagte der Glatzkopf und streckte ihm die Hand entgegen. Sein gebräunter Arm war stark behaart, abgesehen von einer langen Narbe, die sich diagonal vom Handrücken bis zu seinem Ellenbogen zog. Sem warf den Glimmstängelrest in den Sand, drehte sich in Harrys Richtung und nahm die Begrüßung an.
    „Freut mich, Harry. Ich bin Sem. Viel mehr musst du über mich nicht wissen. Die haben mir gesagt, dass du alle Informationen für mich hast, die ich brauche?“
    „Ja, habe alles da. Karten, Baupläne, Hintergrundinformationen, Material“, nickte der Glatzkopf. „Ist alles über die Jahre zusammengekommen. Hätte ehrlich nicht mehr damit gerechnet, dass noch mal jemand deswegen hierher kommt. Ist ja auch Unfug, wenn du mich fragst. Ari Sklaaten ist nicht mehr dort. Was auch immer Stojic glaubt dort zu finden, es wird nicht mehr dort sein. Er…“ Harry verstummte. Sem sah ihn eindringlich an und machte einen Schritt auf ihn zu. Er war einen Kopf größer als der Touristenführer, so dass diesem sichtlich unwohl wurde.
    „Ich bin nicht umsonst hier, Harry“, mahnte Sem. „Man hat mich hierher geschickt, um die Sache zu regeln. Es gibt da draußen etwas von sehr großer Wichtigkeit. Und wenn Petr Stojic glaubt, dass wir ihn dort finden, dann finden wir ihn dort. Andernfalls sind wir - sehr bald schon - zwei sehr tote Männer“, schob er trocken hinterher und verzog dabei keine Miene. Harry schluckte schwer.
    „Okay. Habe verstanden“, murmelte er nach einigen Sekunden leise und vergrub die Hände in den Hosentaschen.
     
    ***
     
    Der Wind wurde langsam kräftiger und mit ihm wurde ein Meer dunkler Wolken herangetragen. Einiges deutete auf einen Wetterumschwung hin und den konnte Sem überhaupt nicht gebrauchen. Die Zeit lief jetzt schon gegen ihn und wenn das Wetter sich zusätzlich gegen ihn verschwor, würde er bald mehr als nur ein bisschen Glück brauchen. Eile war geboten. Andererseits…
    „Wir haben noch einiges zu besprechen“, stellte er klar und fragte dann wenig hoffnungsvoll: „Ich vermute du hast die Sachen nicht
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